Interview mit Heiner Monheim "Das Denken hört nicht am Werkstor auf"

BONN · Professor fordert Umdenken der Firmen: Heiner Monheim (67) ist Professor für Raumentwicklung. Er koordiniert das Pilotprojekt "Betriebe lösen Verkehrsprobleme", an dem sich Bonn beteiligt, unter anderem wissenschaftlich unterstützt von der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

 Heiner Monheim, Professor für Raumentwicklung, koordiniert das Pilotprojekt "Betriebe lösen Verkehrsprobleme".

Heiner Monheim, Professor für Raumentwicklung, koordiniert das Pilotprojekt "Betriebe lösen Verkehrsprobleme".

Welchen Anteil hat die Stadt am täglichen Verkehrschaos in Bonn?
Heiner Monheim: Lange Zeit hat die Stadt sich gegenüber den Firmen eher autofixiert verhalten. Sie hat selber Stellplatzforderungen gestellt, keine Verminderungs- und Verzichtssatzungen erlassen, die es den Firmen erlauben, mit minimalem Parkraum auszukommen und statt dessen Jobtickets zu nutzen, und immer wieder massiv den Straßenausbau favorisiert.

Insoweit hat die Stadt zur autofixierten Verkehrsentwicklung Bonns beigetragen und zugelassen, dass der Öffentliche Personennahverkehr massiv konkurrenziert wurde.

Ist Bonn infrastrukturell überhaupt auf Konzerne dieser Größe eingerichtet?
Monheim: Eigentlich hat Bonn wirtschaftsstrukturell ideale Voraussetzungen, denn hier dominieren sehr innovationsorientierte Unternehmen. Die Qualifikation der Mitarbeiter ist weit überdurchschnittlich. Bei so einer Struktur darf man besonders viel Intelligenz erwarten. Sich täglich in den Stau zu stellen, ist extrem unintelligent, antiquiert, die Staugesellschaft ist ein Auslaufmodell.

Moderne, effiziente Wirtschaft minimiert den Energieverbrauch, operiert nachhaltig und schließt dabei nicht nur die interne Organisation und Produktion ein, sondern auch die Mobilität. Das Denken hört nicht am Werkstor auf. Wir brauchen eine Art "Ruck" im Bewusstsein der Manager. Alle Bonner Unternehmen sind aufgerufen, ihren Beitrag zur Lösung der Bonner Mobilitätsprobleme zu leisten.

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