Verbreiterung der A 565 Das Bonner Tierheim will nicht weichen

Bonn · Der Tierschutzverein sieht einen Großteil seines Vermögens bedroht. Auf dem Grundstück unterhalb des "Tausendfüßlers" gibt es keine Ausweichflächen.

Gegen die Neubaupläne für den Tausendfüßler formiert sich erster Widerstand. Vor allem im Bonner Tierheim am Probsthof sieht man die Entwürfe von Straßen NRW zur Verbreiterung und seitlichen Verschiebung der Autobahntrasse äußerst kritisch. „Wir werden nur bei einer Enteignung weichen“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Bonner Tierschutzvereins, Barbara Töpfer.

Eingeklemmt zwischen Autobahnbrücke, S-Bahn-Trasse und dem Schienenverkehr der Bahn hat das Tierheim keine Erweiterungsmöglichkeiten. Eine Reihe Freilaufboxen für Hunde steht schon heute halb unter der Autobahnbrücke.

Würde diese erweitert oder sogar nach links verschoben, müssten neben den Hundegehegen auch das Quarantänehaus für Katzen, das Wohnhaus für die Mitarbeiter in 24-Stunden-Bereitschaft und ein weiteres Gebäude weichen. Selbst bei einer Verschiebung nach rechts könnte das Grundstück durch die notwendige Behelfsstraße tangiert sein.

„Auf unserem Grundstück haben wir für Ersatzbauten keine Ausweichflächen“, erklärt Töpfer. Außerdem habe der Verein in der Vergangenheit rund 1,3 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in Ausbau und Sanierung der Gebäude investiert. Nun rechnet die langjährige Vorsitzende, die sich im Vorstand auch um Finanzen und Bauprojekte kümmert, mit einem herben Vermögensverlust. „Entschädigt wird nur nach Alter und Bauzustand. Für die Häuser bekämen wir damit vielleicht 300 000 Euro. Das nehmen wir nicht hin. Schließlich ist das unser Grundstück. Und der Klageweg kann sehr lange dauern“, warnt sie.

Vertreter von Straßen NRW hatten im Mai im Planungsausschuss erklärt, sich schon im September auf eine Trassenführung festlegen zu wollen. Ab 2019 solle dann gebaut werden, damit der Tausendfüßler bis Ende 2021 erneuert ist. Dann nämlich läuft die Betriebserlaubnis für das marode Altbauwerk aus. „Das ist nicht unser Problem“, sagt Töpfer. Ihr gegenüber habe die Behörde erst im Vorfeld der GA-Anfrage überhaupt Gesprächsbedarf signalisiert.

Nun erwartet der Verein, der mit seinen 2000 Mitgliedern für die Stadt Bonn rund um die Uhr die Versorgung von Fundtieren übernimmt, Unterstützung von der Kommune. Zwar zahlt die Stadt für Fundtiere jährlich 150 000 Euro. Den Großteil der Betriebskosten von 780 000 Euro aber stemmt der Verein aus Spenden und Eigenmitteln. „So zahlt die Stadt keinen Cent, wenn Tiere bei uns abgegeben werden. Dabei ist das doch viel vernünftiger, als sie auszusetzen“, erregt sich Töpfer. „Wenn wir hier zumachen, hätte die Stadt ein erhebliches Problem.“

Alle Ideen für einen Umzug des Tierheims auf ein anderes Areal sind in den vergangenen 15 Jahren geplatzt. In einem Wohngebiet ist die Anlage kaum denkbar. Zu Besuchszeiten sind die bellenden Hunde nicht zu beruhigen. Gewerbeflächen andererseits sind in Bonn bekanntlich Mangelware.

Eine Ausweichmöglichkeit sieht Töpfer deshalb nur auf dem Gelände des benachbarten Kleingartenvereins Flora, von dem die Stadt vor einigen Jahren bereits zwei frei gewordene Parzellen an den Verein übertrug. „Für die Kleingärten könnte die Stadt Ersatz auf dem Messdorfer Feld schaffen, für uns nicht.“ Bei angemessener Entschädigung könnten die betroffenen Gebäude dann vermutlich versetzt werden.

Ein Ausweichen des Tierheims aus Bonn in den Rhein-Sieg-Kreis sei nicht erwünscht: „Der Kreis arbeitet nicht mit uns zusammen - und für die 26 Mitarbeiter und die Besucher benötigen wir eine gute Verkehrsanbindung.“ Auch der vom Verein betriebene Gnadenhof in Frankenau sei keine Alternative. Dort sei lediglich Platz für 30 Hunde.

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