TV-Sendung zu Gewaltverbrechen Neue Details zum Fall Daniel Schreiner aus Hennef

Bonn/Hennef · Daniel Schreiner wurde im Januar 2011 am Rande des Autobahnkreuzes Bonn-Nord schwer verletzt und ohne Erinnerung aufgefunden. Die Polizei vermutet ein Gewaltverbrechen. In einer TV-Sendung am Mittwoch wurde klar, warum zunächst in die falsche Richtung ermittelt wurde.

 Noch immer ist unklar, warum Daniel Schreiner aus Hennef in der Nacht zum 9. Januar 2011 schwer verletzt am Randstreifen des Autobahnkreuzes Bonn-Nord lag.

Noch immer ist unklar, warum Daniel Schreiner aus Hennef in der Nacht zum 9. Januar 2011 schwer verletzt am Randstreifen des Autobahnkreuzes Bonn-Nord lag.

Foto: Blup.de

Was ist Daniel Schreiner zugestoßen? Seit 2011 beschäftigt der mysteriöse Fall die Polizei. Die ZDF-Sendung „Hallo Deutschland!“ berichtete am Mittwoch über das mutmaßliche Gewaltverbrechen. Von der Ausstrahlung erhofft sich die Polizei nach eigenen Angaben Hinweise, die dazu beitragen, den Fall nach den langjährigen Ermittlungen aufzuklären. Auch Daniels Eltern möchten Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes und bieten für sachdienliche Hinweise 10.000 Euro.

„Das Schicksal ist über uns eingebrochen“, kam Barbara Schreiner, Mutter von Daniel, in der Sendung zu Wort. Was ihrem Sohn zugestoßen ist, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. War es ein Unfall? War es eine gezielte Straftat? Daniel Schreiner hat am 9. Januar 2011 um 2.36 Uhr die Diskothek „Klapsmühle“ auf den „Kölner Ringen“ alleine verlassen. Nur 28 Minuten später wurde er mit schweren Verletzungen auf einem Seitenstreifen des Autobahnkreuzes Bonn-Nord gefunden. Der damals 23-Jährige erlitt unter anderem ein Schädelhirntrauma und lebt seither im Pflegeheim.

Fünf statt zwei Promille: „fataler Rechenfehler“ im Krankenhaus

Der Tathergang ist nach wie vor unklar. Erste Vermutungen, Daniel Schreiner sei bei einem Verkehrsunfall verletzt worden, bestätigten sich im Laufe der Ermittlungen nicht. Polizeihauptkommissar Hartmut Schremmer geht von einer Gewalttat aus. Im ZDF erklärte er, weshalb die Ermittler anfänglich in die falsche Richtung dachten. Weil im Krankenhaus ein „fataler Rechenfehler“ passierte, ging die Polizei zunächst davon aus, dass Daniel Schreiner die Diskothek mit einem Alkoholwert von fünf Promille verließ.

Man habe angenommen, dass er unkontrolliert über die Autobahn lief und ein Unglück geschehen sei. „Es lag nahe, dass ein hochgradig betrunkener Mensch da einen Fehler gemacht hat“, sagte Schremmer. Bei einer erneuten Prüfung der Blutergebnisse ergab sich dann allerdings ein Wert von 1,96 Promille. „Wir mussten dann in eine ganz andere Richtung denken“, so der Kommissar.

Verletzungen deuten nicht auf Unfall hin

Die Verletzungen des jungen Mannes deuteten nicht auf einen Verkehrsunfall hin. Doch die Ermittler haben eine andere Theorie: Weil auf dem Video aus der Überwachungskamera der Diskothek zu sehen ist, dass Daniel Schreiner geradewegs auf die Fahrbahn vor dem Club zuging, ist es laut Schremmer naheliegend, dass der junge Mann in ein Taxi stieg, um nach Hause in Richtung Bonn zu fahren. Die Ermittler ließen nach Sichtung des Videos alle in Köln gemeldeten Taxis überprüfen. Auch eine Zeugin meldete sich.

„Eine Taxifahrerin fuhr zur selben Zeit die identische Strecke“, erzählte Schremmer. „Ihr fiel dabei ein anderes Taxi auf, dass sie auf der Autobahn überholte und kurze Zeit später auf dem Seitenstreifen stand.“ Doch diese Aussage konnte nicht von weiteren Zeugen bestätigt werden. Das Taxi, das die Zeugin auf der Autobahn gesehen haben will, konnte sie auf Fotos nicht wiedererkennen.

Aussage der Taxifahrerin konnte nicht bestätigt werden

„Die Taxifahrerin könnte einerseits eine wichtige Zeugin sein“, ist sich Schremmer sicher. Andererseits sei es merkwürdig, dass sich weder ihr Fahrgast noch andere Zeugen gemeldet hätten, die eines der beiden Taxis zur entsprechenden Zeit gesehen haben. Ihre Aussage konnte nicht bestätigt werden. Doch außer einem Bauchgefühl habe man gegen die Zeugin nichts in der Hand. Die Ermittlungen befinden sich in einer Sackgasse.

Barbara Schreiner hofft dennoch auf neue Hinweise: „Das beschäftigt uns jeden Tag. Wir wollen wissen, was passiert ist und warum“, sagte die Mutter im Fernsehen. Und auch Schremmer betonte mit Nachdruck: „Ich hoffe, dass der Mensch, der an dieser Tat oder an dem Unfall beteiligt war, die Kraft und Stärke hat, sich zu stellen und zur Aufklärung beizutragen.“

Vor Ausstrahlung der Sendung zeigte sich Daniel Schreiner auf einem Foto der Produktionsfirma. In „Hallo Deutschland!“ trat er selbst nicht auf.

Der Kriminalfall war bereits 2011 Thema bei „Aktenzeichen XY...ungelöst“. Die Ermittler und Daniel’s Mutter hatten in der ZDF-Sendung um Unterstützung der Fernsehzuschauer gebeten. Mehr als 100 Hinweise aus der Region erhielten sie im Anschluss an die Sendung. Bis heute ist der Fall um Daniel Schreiner jedoch nicht gelöst. Die Ermittlungen dazu führt die Polizei Köln.

Hinweisgeber werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0221/229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de bei der Polizei Köln zu melden.

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