Gaucks Lebensgefährtin besucht Museum in Bonn Damenprogramm mit Frauengeschichte

BONN · Fragen gehören zum Handwerkszeug von Journalisten. Dass sie ihr Handwerk noch nicht verlernt hat, stellte am Dienstagmorgen Daniela Schadt unter Beweis. Die Journalistin und Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck hatte das sogenannte Damenprogramm während ihres gemeinsamen Bonn-Besuchs wörtlich genommen und sich zur Führung durch das Haus der Frauengeschichte in der Wolfstraße angemeldet.

 Sichtlich Spaß hat Daniela Schadt (von rechts) mit Clara Wittköpper und Annette Kuhn im Haus der Frauengeschichte.

Sichtlich Spaß hat Daniela Schadt (von rechts) mit Clara Wittköpper und Annette Kuhn im Haus der Frauengeschichte.

Foto: Barbara Frommann

Ein Museum, das seinesgleichen in Deutschland sucht, erfuhr Schadt. Sie nahm sich denn auch deutlich mehr Zeit als im engen Protokoll vorgesehen, um von Museumsstifterin Annette Kuhn und ihrem ehrenamtlichen Team alles rund um das ungewöhnliche Haus zu erfahren, mit dem sich die einstige Bonner Universitätsprofessorin Kuhn einen Lebenstraum erfüllt hat.

Ungewöhnlich auch deshalb, weil Kuhn und ihre Mitstreiterinnen das Museum vor drei Jahren ohne nur einen Cent an öffentlichen Zuschüssen auf die Beine gestellt haben und es seither ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften betreiben. Trägerin ist die Annette-Kuhn-Stiftung, aber ohne zusätzliches privates Geld vor allem der 80-jährigen Stifterin hätte es kaum eine Überlebenschance, machte Clara Wittköpper vom Vorstand deutlich.

Auf die Frage der prominenten Besucherin, ob denn die Stadt kein Geld dazu gebe, reagierten die Gastgeberinnen mit einem bitteren Lachen. Schließlich sind die Kassen leer und es stehen eher Schließungen an. "Ich finde es toll, was Sie hier mit Ehrenamtlichen stemmen, aber es gibt Grenzen", meinte Schadt. Und versprach, sie wolle bei ihrem bevorstehenden Besuch bei OB Nimptsch ein Wort für das Haus der Frauengeschichte einlegen.

"Frauengeschichte ist als Weg zu unser aller Geschichte zu verstehen. Frauengeschichte ist immer Männer- und Frauengeschichte. Geschlechtergeschichte.

Aber ohne Frauen und ihren Blick auf die Geschichte schaffen die Männer es einfach nicht", hatte Kuhn, die 1986 die erste Professur für historische Frauenforschung erhielt, in ihrer Rede zur Museumseröffnung gesagt. Ein Satz, den Daniela Schadt glatt unterschreiben könnte: "Das Genderthema ist nicht mein Kernthema", sagte sie, "die Chancengerechtigkeit ist eine Frage, die alle Menschen betrifft." Obgleich klar sei, dass davon wiederum vor allem Frauen betroffen seien.

Während der Führung durch die Ausstellungsräume erlebte Schadt die Frauengeschichte von der Frühzeit bis heute quasi im Schnelldurchgang und zeigte sich am Ende beeindruckt.

So sehr, dass sie sich persönlich darum kümmern will, ob nicht doch der eine oder andere Fördertopf zu finden ist, aus dem das kleine Museum unterstützt werden kann. "Ich gebe zu, ich habe damals gar nicht groß über all das nachgedacht", sagte Kuhn, der Schadt mit ihrem persönlichen Engagement einen großen Wunsch erfüllt. "Wahrscheinlich ist deshalb etwas daraus geworden", lobte Schadt.

Mehr Infos zum Haus der Frauengeschichte im Internet: www.hdfg.de

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