Lutherkirche „Damals mussten wir noch knien“

BONN · 16 Ehemalige haben am Sonntag in der Lutherkirche Gold- bis Kronjuwelenkonfirmation gefeiert. Es war die zentrale Feier des Evangelischen Kirchenkreises Bonn.

 Pfarrerin Ulrike Veermann probt in der Lutherkirche mit den Goldkonfirmanden

Pfarrerin Ulrike Veermann probt in der Lutherkirche mit den Goldkonfirmanden

Foto: Barbara Frommann

Barbara Wunderlich erinnert sich noch genau an ihre Konfirmation vor 50 Jahren in der evangelischen Lutherkirche. „Wir hatten bei Pfarrer Denkhaus zwei Jahre Unterricht und danach eine Prüfung. Und dann mussten wir uns hier am Altar niederknien“, erzählt die 64-Jährige. Am Sonntag hat das „echt Bönnsche Mädchen“ bei der zentralen Feier für den Evangelischen Kirchenkreis Bonn mit 16 weiteren Ehemaligen ihr Konfirmationsjubiläum gefeiert.

Am Samstag wurde bei einem Vortreffen geprobt, wie sie in die Kirche einziehen und ihren Segen bekommen sollten. „Irgendwie ist alles wie damals. Nur auf die Knie müssen wir heutzutage nicht mehr. Wer weiß, ob wir da noch alle hochkämen“, sagt Wunderlich und lacht. Die Bonnerin genießt das Wiedersehen mit drei weiteren Konfirmandinnen ihres Jahrgangs und schwelgt in Erinnerungen.

Sie hätten damals im Unterricht viel auswendig lernen müssen. „Psalme und so.“ Ob sie die auch nach 50 Jahren noch könne? „Fragen Sie mich was Leichteres“, sagt Wunderlich. Damals sei noch ein extra Prüfungstag angesetzt gewesen, an dem der Pfarrer sie über das Gelernte befragte: „Also dass es um die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser ging, weiß ich noch.“ Aber durchgefallen, das sei natürlich niemand, so Wunderlich. Die Konfirmation sei schon ein wichtiger Schritt im Leben von Jugendlichen gewesen.

Wichtig sei aber wohl vor allem, dass man all das, was den Glauben ausmache, aus der Konfirmation fürs Leben mitgenommen habe, so Wunderlich. Ihr „Konfi-Spruch“ sei glücklicherweise kurz und bündig gewesen: „Der Herr ist mein Hirte“. „Der hat mich letztlich ein Leben lang begleitet“, meint Wunderlich nachdenklich. Und sie blickt sich in ihrer Lutherkirche um, in der sie auch getraut wurde und ihre Kinder getauft wurden. „Unsere Familienfeste haben sich alle in dieser Kirche zugetragen.“ Was Pfarrerin Veermann beim Konfirmationsjubiläum von einigen Teilnehmern hört. Doch nicht alle stammen aus Bonn: Es seien auch Ehemalige aus Hannover dabei. Der Älteste sei sogar vor 75 Jahren gesegnet worden, feiere also die Kronjuwelenkonfirmation. Zwei Gnadenkonfirmanden mit 70 Jahren seit der Konfirmation seien gekommen, sechs „Eiserne“ mit 60 Jahren und eben zehn „Goldene“, so Veermann.

„Ich freue mich jedes Mal, mit diesen Menschen darüber nachzudenken, was da vor so vielen Jahren passierte, und fast ein ganzes Leben noch einmal vor den Augen ablaufen zu lassen: mit Zeiten der Nähe und der Sicherheit, mit Zeiten des Fragens und der Ferne“, erläutert die Pfarrerin. Wie ältere Frauen plötzlich wieder zu jungen, fröhlich gackernden Mädchen würden, erlebe sie. Aber sie treffe auch auf nachdenkliche Menschen. Als sie einmal bei der Predigt über einen schwierigen Bibeltext zugab, dass das dort Geschriebene auch nicht ihrem Gottesbild entspräche, habe sie hernach ein alter Herr ganz bewegt angesprochen. „Ich danke Ihnen, dass auch Sie Glaubensprobleme eingestehen“, habe er gesagt. „Das gab es früher in meinem Konfirmandenunterricht nie.“

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