Zwangspause an der Uni Bonn „Wir fahren gerade auf Sicht“

BONN. · Prüfungen verschoben, Bibliotheken und Mensen geschlossen: Das Coronavirus legt auch die Universität lahm. Zwar könnte man noch nicht vorhersagen, was in ein paar Wochen ist. Doch bis dahin heißt es: „Wir sind gut vorbereitet.“

 Seit Donnerstag ist der Hochschulgastronomie-Betrieb eingestellt. Nur noch das Venusberg Bistro ist für ein Mitnahmeangebot geöffnet.

Seit Donnerstag ist der Hochschulgastronomie-Betrieb eingestellt. Nur noch das Venusberg Bistro ist für ein Mitnahmeangebot geöffnet.

Foto: Benjamin Westhoff

Nahezu kein Lebensbereich, auf den sich das Coronavirus nicht auswirkt. Auch wenn gerade Semesterferien sind, bekommen Studenten der Universität Bonn die Ausnahmesituation zu spüren. Der Semesterstart wurde um eine Woche nach hinten verlegt, Klausuren, Praktika und Seminare sind in den kommenden Wochen abgesagt.

„Ich hätte am Montag eigentlich eine Latein-Klausur schreiben müssen“, erzählt Lavina Fahnster. Doch eine Mail des Dozenten habe sie darüber informiert, dass die Klausur nicht stattfinden wird. Die Prüfung solle vor Semesterstart aber noch nachgeholt werden. Die 19-Jährige studiert Geschichte und Archäologie im ersten Semester. Dass die Klausur jetzt ausfällt, finde sie nicht so schlimm. „Dann habe ich noch mehr Zeit zum Lernen.“ Auch eine Hausarbeit stehe bei ihr in den Semesterferien an. „Uns wurde mitgeteilt, dass wir die Hausarbeit nicht Ende März abgeben müssen, sondern jetzt bis Ende April Zeit haben“, erzählt sie. Diese Zeit brauche sie allerdings nicht mehr, da sie sie bereits fertig habe.

Auch auf den Studenten Wasim Alyousfi wirkt sich das Virus spürbar aus. „Ich treffe mich jetzt seltener mit Freunden“, erzählt er. „Ins Fitnessstudio kann ich jetzt auch nicht mehr.“ Die gestrichenen Prüfungen betreffen den 30-Jährigen, der Philosophie, Politik und Soziologie studiert, ebenfalls. „In den kommenden Wochen hätte ich zwei Klausuren gehabt. Die sind auf später verschoben worden. Ein neuer Termin wurde aber noch nicht genannt.“

Uni-Pressesprecher Andreas Archut: „Ich besitze keine Glaskugel“

„Wir sind gut vorbereitet“, sagt Andreas Archut, Pressesprecher der Universität Bonn. Auf der universitären Lernplattform E-Campus seien mehr als die Hälfte der Veranstaltungen hinterlegt. „Dort können die Lehrenden Material und Tests für die Studenten einstellen.“ Wenn Fristen für Hausarbeiten nicht eingehalten werden können, so könne man mit der Kulanz der Dozenten rechnen. „Wir gehen davon aus, dass sie das nicht so eng sehen werden“, so Archut. Wie es in den kommenden Wochen weitergehen wird, kann Archut noch nicht sagen, „Ich besitze keine Glaskugel“, sagt er ironisch. „Im Moment fahren wir auf Sicht.“

Die Ausgabe von neuen Bibliotheksausweisen ist derzeit nicht mehr möglich. „Im Sommersemester sind die Neuanmeldungen allerdings nicht sehr hoch“, sagt David Fußhöller von der Stabstelle PR und Marketing der Universitäts- und Landesbibliothek. Sollte der Bedarf aber steigen, werde man natürlich reagieren. Die Hauptbibliothek an der Adenauerallee und die Abteilungsbibliothek MNL sind bis auf Weiteres geschlossen. Ausgeliehene Bücher können aktuell nicht zurückgegeben werden. Die Leihfrist verlängert sich automatisch bis zum 27. April.

Seit Donnerstag ist nun außerdem der Hochschulgastronomie-Betrieb eingestellt. Nur noch das Venusberg Bistro soll für das Klinikpersonal und die Studenten für ein Mitnahmeangebot geöffnet sein. „Diese Maßnahme war eine Entscheidung zusammen mit der Klinik und dem Gesundheitsamt, um wenigstens die Versorgung der Mitarbeiter vom Universitätsklinikum zu gewährleisten“, sagt Robert Anders, Marketing-Leiter des Studierendenwerks, und ergänzt: „Wir werden sehen, ob es angenommen wird.“

Auch der Asta hat seine Pforten geschlossen. So sind die Asta-Läden und die Fahrradwerkstatt nicht mehr geöffnet. „Die Mitarbeitenden sind angehalten, möglichst viel ihrer Tätigkeiten im Home-Office durchzuführen“, teilt Sander Hartkamp, Vorsitzender des Asta, auf Nachfrage mit. Die Beratungen werden in elektronischer Form weitergeführt, so Hartkamp weiter. Noch sei es leider zu früh, um einzuschätzen, ob bei dieser Vollumstellung der gleiche Bedarf bewältigt werden könne wie im Normalfall. In der Vergangenheit habe sich diese Form allerdings schon bewährt.

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