Übernachtungen, Nextbike, Kontaktverbote In Bonn werden alle Hotels geschlossen

Bonn · Die Stadt Bonn ergreift weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Hotels und Pensionen dürfen keine Gäste mehr aufnehmen, auch beim Thema Nextbike gibt es eine Änderung. Derweil liegen drei Erkrankte in Bonn auf der Intensivstation.

Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei einer Pressekonferenz. (Archivbild)

Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei einer Pressekonferenz. (Archivbild)

Foto: Benjamin Westhoff

In Bonn werden im Zusammenhang mit der Corona-Krise auch alle Hotels und Pensionen sowie die Jugendherberge auf dem Venusberg schließen. Bisher durften die Übernachtungsbetriebe  noch Geschäftsreisende aufnehmen. Die Stadt Bonn will über die am Sonntag erlassene Rechtsverordnung des Landes NRW hinaus eine entsprechende Allgemeinverfügung zur kompletten Schließung erlassen. „Wir verfügen die Schließung im Einvernehmen mit dem Hotel- und Gaststättenverband, der uns ausdrücklich um diese Verfügung gebeten hat“, erklärte Oberbürgermeister Ashok Sridharan am Montagmittag bei einer Pressekonferenz mit Vertretern seines Krisenstabs im Stadthaus. Anders als am Montag mitgeteilt, gilt die Verordnung noch nicht ab Dienstag. Die Stadt arbeite daran und wolle den Erlass am Dienstag veröffentlichen, teilte Stadtsprecherin Monika Hörig mit.

Mit Stand Montagnachmittag gibt es in Bonn inzwischen 137 auf das neuartige Coronavirus positiv getestete Fälle. Sieben Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie stationär behandelt werden müssen. Drei von ihnen liegen auf der Intensivstation.

Michael Schlösser ist Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Bonn und  froh, dass es nun eine einheitliche Lösung für die Hotels und Pensionen gelten wird. „In Köln sind sie ja schon einige Tage geschlossen.“ Mit der behördlichen Anordnung bestehe jetzt auch für die Bonner Betriebe hinsichtlich  künftiger Schadensersatzansprüche Rechtssicherheit. Bei freiwilligen Schließungen hätten die Betreiber Sorge, ob ihren Anträgen auf Kurzarbeit auch Rechnung getragen werde. Auch sei es der Dehoga um den Mitarbeiterschutz gegangen. Zugleich schlug Schlösser eine Ausnahmeregelung vor, nach der für Menschen aus systemrelevanten Berufen Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden sollen, um die allgemeine Grundversorgung zu sichern. „Wir können binnen weniger Stunden Betten bereitstellen. Dies sei mit der Stadt  auch so abgesprochen.

(Dieses Video entstand in einer Kooperation aus WDR und GA.)

Sridharan begrüßte das vom Land verordnete Kontaktverbot für mehr als zwei Personen ausdrücklich: „Auch wenn es anders heißt als in Bayern, sind die Regelungen nahezu identisch. Das war mir wichtig, um Insellösungen zu vermeiden. Und mir ist auch wichtig, dass wir diese Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für die Bürgerinnen und Bürger mit Augenmaß und der richtigen Verhältnismäßigkeit umsetzen. Denn auch wenn es in der aktuellen Situation sehr sinnvoll ist, sind es doch Grundrechte, die wir damit einschränken.“ Der OB betonte außerdem, dass die Allgemeinverfügungen der Stadt  – anders als die Rechtsverordnung des Landes, die bis zum 19. April gilt – unbefristet seien und die Stadt sie sofort ändern oder außer Kraft setzen werde, wenn sich die Lage ändere.

Auch wenn sich viele Bürger inzwischen offensichtlich  an die Regelungen und das seit Sonntagnacht geltende Kontaktverbot (Ausnahmen gelten nur für enge Familienangehörige) halten: Anscheinend haben einige den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden. So musste der Stadtordnungsdienst am Wochenende vor allem auf Sportplätzen, am Rheinufer und in der Rheinaue insgesamt 300 Personen belehren, weil sie in größeren Gruppen als den zu diesem Zeitpunkt noch erlaubten zehn Beteiligten unterwegs waren, sagte Günter Dick, Leiter des städtischen Bürgeramtes. Auch waren, wie berichtet, am Samstag zwölf Lokale und Restaurants sowie 15 Geschäfte trotz Verbots geöffnet. Bisher hätten die Ordnungskräfte an die Vernunft appelliert, das habe Wirkung gezeigt. Ab sofort aber werde uneinsichtiges Verhalten sanktioniert und mit Bußgeldern und Strafanzeigen geahndet. Mindestens 200 bis maximal 25.000 Euro werden fällig, sagte Stadtsprecherin Monika Hörig. Bei extremen Verstößen drohen zudem Freiheitsstrafen bis fünf Jahre.

Einig sind sich alle: Bewegung an der frischen Luft – natürlich mit dem zurzeit gebotenen Abstand von mindestens 1,50 Metern, wenn nicht sogar mehr –  ist eine gute Waffe gegen die Viruserkrankung. So hat die Stadt eine Idee des Grünen-Stadtverordneten Rolf Beu aufgegriffen und will die Leihräder von Nextbike in Bonn bis auf Weiteres für jeden Bürger eine halbe Stunde am Tag kostenlos zur Verfügung stellen. Über die Finanzierung verhandelt die Stadt dem OB zufolge mit den Stadtwerken.

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