Coronavirus in Bonn OB Sridharan appelliert an Ärzte im Ruhestand

Bonn · In der Bonner Innenstadt haben am Dienstagvormittag die ersten Restaurants und Geschäfte ihre Türen geschlossen. Die Zahl der Infizierten ist weiter angestiegen auf 64. Einen Appell richtete Oberbürgermeister Ashok Sridharan an Ärzte, die im Ruhestand sind.

 Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

Foto: Benjamin Westhoff

64 bestätigte Coronavirus-Fälle verzeichnet die Stadt mit Stand Dienstagmorgen. Laut Susanne Engels, Vizeleiterin des Gesundheitsamts, musste bisher kein Fall intensivmedizinsch behandelt werden. Gleichzeitig verzeichnet die Stadt 538 Influenza-Fälle. Das teilte die Stadt Bonn am Dienstagmittag mit. Weil auch die Anrufe auf der Hotline immer mehr zunehmen, appellierte Oberbürgermeister Ashok Sridharan an Ärzte, die bereits im Ruhestand sind, sich bei der Stadt zu melden und im Gesundheitsamt telefonisch zu unterstützen.

Zurzeit warten der OB und sein Krisenteam noch auf neue Erlasse des Landes, etwa zur Empfehlung der Kanzlerin, auch Geschäfte zu schließen. Der OB geht allerdings davon aus, dass die Läden, die nicht zur Deckung des alltäglichen Bedarfs dienen, geschlossen werden müssen. Das soll notfalls auch mit Hilfe von Polizei und Ordnungsamt durchgesetzt werden, sagte er. Geschlossen werden müssen aller Voraussicht nach auch die Spielplätze. Bisher wollte die Stadt Bonn die Spielplätze offen halten, weil der Aufenthalt von Kindern im Freien auch der Stärkung der Immunität diene, sagte Sridharan. „Ich appelliere auch in diesem Fall an die Einsicht der Erziehungsberechtigten, ihren Kindern die Notwendigkeit dieser Einschränkung zu erklären“, so der OB.

Sridharan appellierte an alle Bürger, soziale Kontakte möglichst auf das Notwendigste zu reduzieren. Er lasse zurzeit prüfen, welche Einrichtungen in der Stadtverwaltung weiter für Publikum geöffnet bleiben müssen. Er bittet alle Bürger, vorerst vorab telefonischen Kontakt mit den Dienstleistungsabteilungen der Stadt Bonn zu nehmen. Er dankte allen Bürgern, die sich vorbildlich verhalten. Sridharan betonte, dass Hamsterkäufe absolut nicht notwendig seien. Es seien genügend Lebensmittel und Dinge für den alltäglichen Bedarf vorhanden. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs appellierte zudem an alle Menschen, die sich in Quarantäne befinden, zu Hause zu bleiben. Es seien Bürger im Dienstleistungszentrum erschienen, die eigentlich unter Quarantäne gestellt seien.

Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger teilte indes mit, die Stadt werde alle eigenen Kulturprojekte aussetzen, um die Freie Kultur mit den eingesparten Mitteln zu unterstützen. Es geht um rund 200.000 Euro.

Ab Mittwoch benötigen Eltern, deren Kinder weiter in Kindertagesstätten oder Schulen betreut werden sollen, eine Bescheinigung des Arbeitgebers, aus der hervorgeht, dass sie in Berufen der kritischen Infrastruktur arbeiten. Am Montag und Dienstag konnten Eltern noch frei entscheiden. „Zu unserer großen Überraschung kamen in alle städtischen Kindertagesstätten nur insgesamt 22 Kinder zur Betreuung“, so Carolin Krause, Dezernentin für Schule, Soziales und Jugend. In Kindergärten anderer Träger wurden rund 200 Kinder betreut. Fragen rund um die Kinderbetreuung werden unter corona-kinderbetreuung@bonn.de oder der Hotline 0228/774070 - montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 13 Uhr - beantwortet.

An Grundschulen wurden am Montag und Dienstag 155 Kinder betreut, in weiterführende Schulen kamen 25 Schüler.

Um Bewohner von Seniorenheimen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe und ambulant betreuten Wohngemeinschaften zu schützen, schränkt die Stadt Bonn mit einer Allgemeinverfügung, die am Dienstag öffentlich gemacht wird, Besuche ein - zunächst bis zum 19. April. Bis dahin gilt: Die Zugänge zu den Einrichtungen müssen minimiert werden, Gemeinschaftsaktivitäten sind ab sofort untersagt und Besuche können nur im Einzelfall unter Auflagen zugelassen werden - dann aber nur auf dem Zimmer, nicht in Gemeinschaftsräumen. Besucher müssen außerdem registriert werden. Menschen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben oder Kontakt zu einem Infizierten hatten, Fieber haben oder an Husten oder Atemnot leiden, ein positives Testergebnis für das Coronavirus haben oder vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen eingestuft wurden, dürfen die genannten Einrichtungen nicht betreten.

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