Wegen Coronavirus Heilige Stiege in Bonn bleibt an Karfreitag geschlossen

Bonn · Gäubige pilgern seit Jahrhunderten auf den Kreuzberg in Bonn. Auch heute ist die Heilige Stiege noch ein wichtiger Gebetsort. Doch dieses Jahr bleibt sie wegen des Coronavirus verschlossen.

 Die Heilige Stiege auf dem Kreuzberg zieht jedes Jahr an Karfreitag und -samstag zahlreiche Pilger an, die sie erklimmen wollen.

Die Heilige Stiege auf dem Kreuzberg zieht jedes Jahr an Karfreitag und -samstag zahlreiche Pilger an, die sie erklimmen wollen.

Foto: Barbara Frommann

Seit Jahrhunderten ist der Kreuzberg ein Ort der Stille, der Einkehr, der Besinnung und des Gebets. Ganz besonders in der Karwoche. Gläubige aus Bonn und der Umgebung pilgern an Karfreitag sowie am Samstag vor Ostern hinauf zum Berg, um dort auf Knien die 28 Stufen der Stiege zu erklimmen. Auf diese Tradition muss in diesem Jahr allerdings verzichtet werden: Sowohl die Heilige Stiege als auch das Heilige Grab werden wegen der geltenden Einschränkungen nicht geöffnet.

Bereits in den vergangenen Tagen waren viele Menschen zum Kreuzberg gekommen. Das lag wahrscheinlich am schönen Wetter, vermutet Dietger M. Kuller, Direktor des Zentrums für Internationale Bildung und Kulturaustausch auf dem Kreuzberg. Aber: „Wir haben eine Verantwortung und wollen niemanden gefährden“, sagt er. Deshalb bleiben Stiege und Grab verschlossen.

Gründonnerstag bis Ostersonntag Zugang eingeschränkt

Zwar konnte man bisher zum stillen Gebet in die Kreuzbergkirche hinein. Das wird in den kommenden Tagen ebenfalls nur noch eingeschränkt möglich sein: Von Gründonnerstag (ab 16.30 Uhr) bis Ostersonntag (bis 14 Uhr) wird ebenso die Kirche geschlossen bleiben. Auf diese Besonderheit wird durch entsprechende Schilder hingewiesen. Die Gesamtanlage aus Kloster, Kirche und Kreuzwegstation ist eine der bedeutendsten Barockschöpfungen im Rheinland.

Bereits im 15. Jahrhundert zog der idyllisch gelegene Wallfahrtsort oberhalb Bonns Pilger und Besucher gleichermaßen an. Lange vor der Errichtung der Kirche befand sich auf dem Kreuzberg eine Wallfahrtsstätte, an der das heilige Kreuz verehrt wurde. Urkundlich erwähnt ist, dass sich „am Fest des Heiligen Antonius von Padua (13. Juni) im Jahre 1429 50 000 Personen bei dem heiligen Kreuz am Kreuzberg zu Bonn oberhalb von Lengsdorf zur Kreuzverehrung versammelten.“ Dieses Kreuz stand vermutlich an gleicher Stelle, an der die Kapelle erbaut wurde.

Das kleine Gotteshaus wurde jedoch abgerissen und 1627 an gleicher Stelle im Auftrag des Erzbischofs Ferdinand von Bayern die heutige Kirche errichtet. Um 1746 gab schließlich Kurfürst Clemens August dem barocken Architekten Balthasar Neumann den Auftrag, die Heilige Stiege zu bauen. Sie wurde 1751 fertiggestellt und geweiht. Eingearbeitete Messingkreuze auf der zweiten, elften und letzten von 28 Stufen markieren die Stellen, an denen Fragmente des Kreuzes Christi in die Treppe eingelassen sein sollen.

Stiege ist eine Nachbildung der „Scala Santa“ in Rom

Eine Scheinuhr der Kirche zeigt die Todesstunde Jesu an, eine andere unbewegliche Uhr die Stunde seiner Verurteilung durch Pilatus. Die Stiege ist eine Nachbildung der „Scala Santa“ in Rom, der angeblich vom Palast des Pilatus stammenden Treppe, die Jesus vor seiner Verurteilung hinaufsteigen musste und die schon 326 nach Rom gebracht worden sein soll. Um das Bauwerk ranken sich viele Geschichten. So soll etwa die abgeplatzte Stelle auf einer Stufe vom Pferd Napoleons stammt. Er wollte angeblich die Treppe hochreiten, doch das Pferd bäumte sich beim Anblick des Kreuzes plötzlich auf.

Ob nun kniend im Mittelgang oder stehend an den beiden Seiten der Stiege – langsam nähern sich die Pilger dem Gipfel. Stufe für Stufe kommt man so dem Kreuz und den Oberlichtern näher, deren Lichteinfall ein Stück Himmel verheißen. „Nach und nach wird dann auch das Oratorium hinter dem Kreuz Jesu sichtbar. Je näher man dem sterbenden Christus kommt, desto deutlicher wird das verheißungsvolle Deckenfresko dahinter: Durch das Kreuz hindurch blickt man bereits auf die Auferstehung“, heißt es in einer Erklärung der Bonner Stadtpastorale.

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