Online-Aufruf zur Nachbarschaftshilfe Bonner Studierende wollen Menschen in der Coronavirus-Krise helfen

Bonn · Eine Bonner Studentin hat in einem Facebook-Post dazu aufgerufen, älteren und kranken Menschen in der Coronavirus-Krise bei der täglichen Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten zu helfen.

 Studierende in Bonn wollen älteren Menschen helfen. (Symbolbild)

Studierende in Bonn wollen älteren Menschen helfen. (Symbolbild)

Foto: picture alliance / ZB/Jan Woitas

Ein Teil der Gesellschaft verhalte sich rücksichtslos und egoistisch in diesen schwierigen Zeiten der aktuellen Coronavirus-Krise. Sie wolle daran nicht teilhaben, sondern im Gegenteil etwas für bedürftige und aktuell gefährdete Menschen tun, beschreibt Studentin Anna Ibelshäuser ihre Beweggründe im Nett-Werk Bonn (Link nur lesbar für Mitglieder der Gruppe dieses Facebook-Netzwerkes).

Auch wegen persönlicher negativer Erfahrungen im Verwandtenkreis und in den Einkaufsläden sei sie daher zu dem Schluss gekommen, dass sie aktiv etwas für den Schutz von Risikopersonen, sprich älteren und kranken Menschen tun möchte - nämlich diese Menschen mit dem Nötigsten des täglichen Bedarfs an Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.

Bereits nach kurzer Zeit mehr als 100 Hilfsangebote

Über die sozialen Medien hat sie daher dazu aufgerufen, sie bei ihrer Initiative zu unterstützen. Mit Erfolg: Auf ihren Post bei Facebook haben sich bis Samstagnachmittag bereits mehr als 100 Leute gemeldet und ihre Hilfe angeboten – mit Zeitangaben und Aufgabenbeschreibungen wie Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe oder Tierpflege.

„Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele Menschen anschließen und wir so ein tolles Netzwerk an Helferinnen und Helfern auf die Beine stellen würden“, freut sich Ibelshäuser und fügt mit Nachdruck hinzu, dass der Zusammenhalt die einzig richtige Antwort auf die aktuelle Ausnahmesituation sei. Aktuell arbeite sie mit Freunden und einer Mitarbeiterin, die sich auf ihren Aufruf hin gemeldet hatte, daran, die gestartete Aktion zu koordinieren. „Wir sammeln im Moment, mit welchen Institutionen wir Kontakt aufnehmen wollen - beispielsweise die Caritas, die Kirchen oder auch die Freiwilligen-Agentur Bonn“, so Ibelshäuser weiter. Auch den Oberbürgermeister habe sie angeschrieben und um Unterstützung gebeten.

Sprechen wollen sie auch darüber, wie zum Beispiel eine Lebensmittel- oder Medikamentenübergabe erfolgen soll. Anna Ibelshäuser könnte sich vorstellen, dass sie zum Beispiel Handschuhe trage und einen Mundschutz, wenn sie Kontakt mit ihren „Kunden“ habe. Man könne die Bestellungen auch online annehmen und in Vorkasse gehen, um die Kontakte mit den gefährdeten Menschen so zu reduzieren, erzählt sie dem GA. Das wolle man in Kürze alles besprechen. Zudem suchen sie noch nach Möglichkeiten, wie man das Angebot so publik machen kann, dass es die älteren und kranken Menschen auch mitbekommen. Neben den erwähnten sozialen Organisationen denken sie daher zudem an Aushänge in den großen Supermärkten in Bonn, so Ibelshäuser weiter.

Einige Dinge sollten bei der Freiwilligenhilfe beachtet werden

Der gute Wille zählt, heißt es so schön. Dennoch sollten insbesondere ältere Menschen ein paar Dinge beachten, wenn sie nicht-professionelle Unterstützung von Helfern außerhalb der Familie annehmen, wie Barbara Stupp, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), anmahnt: „Nachbarschaftshilfe, insbesondere für ältere und bedürftige Menschen ist eine gute und begrüßenswerte Initiative und ein positives Zeichen für die Solidarität in unserer Gesellschaft.“ Dennoch sollten ältere Menschen die üblichen Vorsichtsregeln beachten, sprich: keine Unbekannten in die Wohnung lassen und ihnen kein Geld geben.

„Gut ist es, wenn diese Helfer aus der Nachbarschaft bekannt sind oder eine Vertrauensperson für diesen Helfer oder die Helferin bürgt. Gut ist auch, wenn die Hilfe durch eine Institution wie zum Beispiel eine Freiwilligen-Agentur, ein Mehrgenerationenhaus oder ein Seniorenbüro angeboten wird", fügt Stupp hinzu.

Ursprung der Hilfsinitiative kommt aus Österreich

Ihren Ursprung hat die Unterstützeraktion von Anna Ibelshäuser in Österreich. Auf Twitter rief hier die Wiener Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl zu mehr Solidarität auf und stellte die Frage, wie sich die Menschen in einer solchen Situation gegenseitig unterstützen könnten. Die politisch aktive Social-Media-Managerin Frederika Ferkova griff diesen Ansatz auf und startete die sogenannte #NachbarschaftsChallenge über die sozialen Medien. Viele Nutzer zeigen sich begeistert: „Wir gehören nicht zur Risikogruppe und können somit unter die Arme greifen, falls benötigt“, schreibt einer. In Wien wurde inzwischen sogar eine Telefon-Hotline für ältere und hilfsbedürftige Menschen eingerichtet, um auch die Nicht-Onliner in die Aktion einzuschließen.

Frederika Ferkova hofft bei der #NachbarschaftsChallenge vor allem auf die Unterstützung der Studierenden. Gerade die jungen Menschen könnten mit ihrer neuen Freizeit - wie Schulen und Kitas werden auch die Hochschulen vorerst geschlossen - bei den Problemen der Risikogruppe helfen, so Ferkova.

Wer mit Anna Ibbelshäuser in Kontakt treten möchte, kann das über coronahilfebonn@gmx.de oder 0178/9142174 tun.

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