Hilfsorganisationen reagieren auf Corona-Krise Schwere Zeiten für Bonns Obdachlose

Bonn · Die zunehmenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Bonn bringen auch bislang unbekannte Herausforderungen für Menschen ohne festen Wohnsitz. Rund 200 Personen leben nach Schätzungen der Caritas derzeit auf Bonner Stadtgebiet im Freien.

Zu Obdachlosen wird in Zeiten von Corona besonders viel Abstand gehalten – auch in der Bonner Innenstadt.

Zu Obdachlosen wird in Zeiten von Corona besonders viel Abstand gehalten – auch in der Bonner Innenstadt.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

In der leergefegten Innenstadt mit ihren überwiegend geschlossenen Geschäften fänden sich immer weniger Passanten, die Obdachlose mit Kleingeldspenden unterstützen, berichtet Caritas-Sprecherin Mechthild Greten. Und bei den noch offenen Läden zur Grundversorgung gebe es erste, die aus Angst vor Viren kein Bargeld mehr annehmen wollten. Über eine EC- oder Kreditkarte verfügen indessen die wenigsten Wohnungslosen.

Jetzt musste die Caritas auch noch ihre City-Station im Prälat-Schleich-Haus für Besucher sperren. „Die Verhältnisse sind dort viel zu beengt und damit das Risiko einer Ansteckung mit dem Virus zu hoch“, erklärt Greten. In den Aufenthaltsräumen hatten zuletzt bis zu 20 Betroffene sitzend die Nacht verbracht. Für sie müssen die Aufrufe, zuhause zu bleiben, nun noch mehr wie Hohn klingen.

Kostenlose Schlafsäcke bei der Caritas

Da die kommenden Nächte nach dem Vorfrühling der vergangenen Tage wieder kälter werden sollen, können Wohnungslose sich ab sofort zumindest Schlafsäcke bei der Caritas abholen. Erste seien bereits verteilt. Das kostenlose Mittagessen soll es dagegen auch bei weiter steigenden Infektionszahlen in Bonn geben, kündigt die Caritas an. Es wird bei gehörigem Abstand mittags vor der Tür der City-Station zur Mitnahme und zum Preis von einem Euro ausgegeben. Täglich nutzen derzeit zwischen 90 und 100 Menschen diesen Dienst. Zur Finanzierung bittet die Caritas weiter um Spenden.

Weiter geöffnet bleibt auch die Notunterkunft für Wohnungslose. Allerdings würden Besuche dort ebenso eingeschränkt wie in Alten- und Pflegeheimen, berichtet Greten. Viele Obdachlose seien chronisch krank und damit besonders gefährdet. Man bitte sie, ihre Zimmer möglichst wenig zu verlassen.

In den städtischen Obdachlosenunterkünften sowie dem Haus Sebastian des Verbandes für Gefährdetenhilfe (VfG) sind aktuell rund 400 Personen untergebracht, berichtet Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Ein Teil von ihnen ist auch zusammen mit Flüchtlingen in Container-Unterkünften einquartiert. Dort habe fast jeder ein Einzelzimmer. Küchen und Duschen würden jeweils nur von bestimmten Personen gemeinsam genutzt, sagt Hoffmann.

Auch wenn es nach Auskunft der Stadt bislang keine bekannte Infektion mit dem Corona-Virus in dieser Gruppe gibt, stelle sich die Verwaltung auf mögliche Fälle und Quarantäne-Auflagen ein. Dazu würden gesonderte Unterkünfte mit eigener Verpflegungsmöglichkeit vorgehalten.

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