Stadtpatronenfest in Sankt Remigius Christen setzen Zeichen gegen Fremdenhass in Bonn

Bonn · Christen haben am Sonntag beim Stadtpatronenfest in Sankt Remigius ein Zeichen gegen Fremdenhass und Antisemitismus gesetzt. Die Kirche war voll besetzt - Das Hochamt zu Ehren der Stadtpatrone findet jedes Jahr großen Anklang bei den Gläubigen.

 Beim Stadtpatronenfest in Sankt Remigius entzündet Oberbürgermeister Ashok Sridharan die von der Stadt gestiftete Kerze.

Beim Stadtpatronenfest in Sankt Remigius entzündet Oberbürgermeister Ashok Sridharan die von der Stadt gestiftete Kerze.

Foto: Susanne Wächter

Zivilcourage lohnt sich: Das rücken die Stadtpatrone Cassius und Florentius zum Stadtpatronenfest, das am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst in Sankt Remigius seinen Höhepunkt fand, ins Bewusstsein. Die Kirche war voll besetzt - Das Hochamt zu Ehren der Stadtpatrone findet jedes Jahr großen Anklang bei den Gläubigen.

Angesichts des Mordanschlags mit antisemitischen Hintergrund in Halle, bei dem ein 27-Jähriger zwei Menschen nahe einer Synagoge erschoss, und radikalen Tendenzen in einigen Teilen der Bevölkerung, rief Stadtdechant Wolfgang Picken die Gläubigen dazu auf, den Tag zur Demonstration für Zivilcourage und Solidarität werden zu lassen. Auch in seinen einleitenden Worten ging er auf die Symbolkraft der beiden Stadtpatrone ein. Nicht zuletzt das Kerzenopfer, das die Stadt jedes Jahr zum Stadtpatronenfest bringt, stehe für diese Solidarität.

Die Kerze, die Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei der feierlichen Prozession durch den Kirchengang zum Altarraum trug und nach der Segnung durch Stadtdechant Picken entzündete, sei das Symbol für die christlichen Werte und Respekt. Picken erinnerte daran, dass auch die beiden Stadtpatrone nicht aus Bonn, sondern aus Afrika stammten. Ihnen verdankten alle die Grundorientierung auf christliche Werte und den Respekt davor, wie Picken vor Beginn des Hochamtes sagte.

Cassius und Florentius seien mutig und entschlossen gewesen. Dafür hätten sie ihr Leben gelassen. Nicht zuletzt ihr Erbe verlange es, dass alle aufstehen und ein Zeichen setzen müssten gegen Antisemitismus. "In Bonn ist kein Platz für Antisemitismus und radikales Gedankengut", betonte der Stadtdechant.

Dabei sei das Kerzenopfer nicht neu gewesen, als es in Bonn eingeführt wurde. Die Tradition stamme bereits aus dem Mittelalter. "Ein Protokoll des Cassius-Stiftes von 1595 spricht von sechs Wachskerzen, die der Magistrat der Stadt Bonn gestiftet hatte. Heute trägt die Kerze die Aufschrift 'Cassi, Florenti orate pro nobis - Der Rat der Stadt Bonn'. Seit 1300 Jahren werden Cassius und Florentius für ihren Mut und ihren unbeirrbaren Glauben verehrt", erklärte Sebastian Eckert vom Stadtdekanat am Rande des Hochamtes. Die Messe wurde musikalisch vom Münster-Chor und Wolfgang Bretschneider an der Orgel begleitet.

Ein weiterer Teil des Stadtpatronenfestes ist das Marterkapellenfest in Endenich. Der Überlieferung nach sollen die Stadtpatrone Cassius, Florentius und ihre Gefährten, darunter der Ortspatron Endenichs, der heilige Malusius, am Kreuzberg hingerichtet worden sein. In der Marterkapelle im früheren Benediktinerinnenkloster feierten die Gläubigen am Sonntagabend eine Andacht, anschließend zogen sie in einer Lichterprozession mit Fackeln und Laternen zur Endenicher Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena. Dort spendete Stadtdechant Picken den Abschlusssegen. Jedes Licht solle ein Signal der Verbundenheit zu den demokratischen Werten darstellen und eine Mahnung sein, die Würde des Menschen zu respektieren, sagte er.

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