Ausstellung im Kult 41 Anstehen für günstige Kunst bei der Cheap Art in Bonn

Bonn · Bei der Ausstellung Cheap Art sollen Kunstwerke für jeden erschwinglich sein. Die Bonner nehmen lange Warteschlangen in Kauf, denn Werke gibt es bereits ab zehn Euro.

 Bei der Cheap Art-Ausstellung sind die Kunstwerke günstig.

Bei der Cheap Art-Ausstellung sind die Kunstwerke günstig.

Foto: Böschemeyer/Meike Böschemeyer

Als das Kult 41 am Samstagabend seine Tore für die Cheap Art öffnet, stehen die Kunstbegeisterten schon bis um die nächste Straßenecke. Die Schlange vor dem ehemaligen Fabrikgebäude ist rund hundert Meter lang. „Man wartet ein bis zwei Stunden, heute vielleicht länger“, sagt der Künstler Stefan Türk, „Jedes Jahr kommen mehr Leute, wir müssen kaum noch Werbung machen.“

Er ist einer der Gründe für den Ansturm. Denn bei der Cheap Art ist der Name Programm, hier wird Kunst zu günstigen Preisen verkauft. Im Kult 41 beginnen sie bei zehn Euro, nichts kostet mehr als hundert, nebenan in der Fabrik 45 liegt die Obergrenze bei tausend Euro.

Und alles ist bunt, die Künstler, die Kunstwerke, die Käufer. Die Künstler sind lokal oder international, der Bonner Street-Artist „1zwo3“ stellt hier ebenso aus wie das niederländische Künstlerpaar „Pipsqueak was here“. Gemälde von grimmigen Hühnern hängen neben pinken Stickereien, die Schönheitsideale infrage stellen. Unter den Besuchern sind Teenager und Senioren, Familien und Drag Queens. Wer ein Werk kaufen möchte, meldet sich bei den Helfern in jedem Raum. Sie tragen Jacken, die von Hand mit „Cheap Art“ beschrieben sind und Klemmbretter, auf deren Rückseite der Schriftzug aus Papier ausgeschnitten klebt.

Alles sieht ein wenig provisorisch aus, und das mit Absicht: Der Look senkt Berührungsängste. Der Kopf hinter dem Konzept heißt Jens Mohr. Er ist selbst Künstler und hat die Cheap Art vor genau zwanzig Jahren ins Leben gerufen, um sich und seinen Kollegen eine Plattform zu bieten.  „Ich habe selbst erlebt, wie schwierig es ist, als junger Künstler ausgestellt zu werden“, erzählt er. Außerdem ist ihm wichtig, junge Menschen an den Reiz echter Kunst heranzuführen: „Wer in jungen Jahren schon ein Original an der Wand hat, wird später nicht im Möbelhaus Kunst kaufen.“

Die Künstler sind von ihm handverlesen, nach den Kriterien der Originalität, Authentizität und der handwerklichen Umsetzung. Neben Nachwuchstalenten produzieren auch bekanntere Künstler wie Jim Avignon eigene Serien für die Cheap Art. Die Mischung funktioniert und zieht jedes Jahr über tausend Besucher an, darunter auch Jörg mit seiner Familie. Er ist zum ersten Mal hier und begeistert von der Bandbreite und Zugänglichkeit des Angebots: „Hier ist die Hemmschwelle viel niedriger, als in eine Galerie zu gehen.“ Seine Bekannte Jenny kommt seit Jahren her, aus demselben Grund: „Mit der Kunst ist es wie beim Wein. Wenn der Preis zu hoch wird, stimmt die Relation nicht mehr.“ Auf der Cheap Art stimmt die Relation, am Ende des Abends werden die Besucher mit Hunderten Originalkunstwerken nach Hause gehen. Dafür lohnt sich das Anstehen.

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