Busse und Bahnen Verspätungen und Ausfälle in Bonn nehmen zu

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Mehr Verspätungen und Ausfälle sind bei den Stadtwerken Bonn seit dem Fahrplanwechsel zum 26. August zu verzeichnen. Es fehlt immer noch an Fahrern. Pendler bemängeln die Zuverlässigkeit von Bus und Bahn.

 Kein seltenes Bild: Zwei Bahnen der Linien 66 entfallen hintereinander am Konrad-Adenauer-Platz.

Kein seltenes Bild: Zwei Bahnen der Linien 66 entfallen hintereinander am Konrad-Adenauer-Platz.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit dem Fahrplanwechsel zum 26. August dieses Jahres haben Verspätungen und Ausfälle von Bussen und Bahnen im Stadtgebiet zugenommen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt laut Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bus und Bahn (SWB), bei der immer noch zu geringen Zahl von Fahrern und einem höheren Krankenstand nach Pützchens Markt. Seit Januar 2018 hätten die SWB zwar, unter anderem mit Hilfe von Marketing-Aktionen, 180 neue Fahrerinnen und Fahrer einstellen können, aber auf der anderen Seite hätten 80 Fahrer das Unternehmen auch wieder verlassen. Einige seien in den Ruhestand getreten.

Andere gingen nach Angaben von Monika Pohl, Betriebsratsvorsitzende der SWB Bus und Bahn, weil die Änderungen mit dem neuen Fahrplan mehr Einsätze am Wochenende vorsehen: "Es ist schwer geworden, den Dienstplan am Samstag und Sonntag zu organisieren. Wir brauchen dringend mehr Personal."

Nach einem ersten Bericht des GA über die Wirkung der Fahrplanänderungen haben sich Leser gemeldet, die eine steigende Unzuverlässigkeit beklagen. Demnach sind Busse wie Bahnen betroffen. Nicolas Holle berichtet, es sei im September vorgekommen, dass er an der Heussallee gesessen habe und vier von sechs Bahnen ausgefallen seien. Therese Laschefski, die regelmäßig von Bad Honnef nach Bonn mit der Linie 66 zur Arbeit fährt, berichtete Mitte September: "Alleine in dieser Woche habe ich auf meinen Fahrten fünf Mal wegen der Meldung ,entfällt' jeweils mehr als 20 Minuten auf die nächste Bahn warten müssen." Laut Rainer Schmitz und Klaus Kempkens lässt die Pünktlichkeit auf den Linien 62 (Straßenbahn von Ramersdorf nach Dottendorf) beziehungsweise 16 und 63 (Köln/Tannenbusch nach Bad Godesberg) arg zu wünschen übrig.

Niederkasselerin lobt neue Linienführung der 550

Pendler berichten Ähnliches von Buslinien, die in Röttgen verkehren oder den Linien 610 und 613 auf dem Godesberger Streckenabschnitt. Und Christel Krämer aus Graurheindorf nimmt "deutliche Verschlechterungen" der Linien 600 und 601 wahr. Auf den letztgenannten Streckenabschnitten hätten Busfahrer viele Baustellen zu umfahren, erklärte Wenmakers. Viele Verspätungen seien auf den Verkehr zurückzuführen.

Wie ambivalent die Änderungen wahrgenommen werden, zeigt folgendes Beispiel, das auch in die Verantwortung der Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft fällt: Sabine Göttinger aus Niederkassel hält die Situation für mehr als hundert Schüler aus ihrer Stadt, die das Kardinal-Frings-Gymnasium oder Sankt-Adelheid-Gymnasium im Beueler Stadtbezirk besuchten, für "untragbar", weil die Buslinie 550 wegfalle und die SB 55 jeden Morgen "massiv überfüllt ist".

Die Niederkasselerin Katrin Wagner lobt hingegen die neue Linienführung der 550, eben weil sie eine schnelle Verbindung in den Bonner Norden schaffe; dort liegen mit Marie-Kahle-Gesamtschule und den Berufsschulen Robert Wetzlar und Heinrich-Hertz drei große Bonner Bildungsstätten. Und während SWB, Verwaltung und Politik an einem Kompromiss arbeiten, weil sich Bürger im Bad Godesberger Ortsteil Schweinheim abgehängt fühlen, nimmt Susanne Fofana die Direktverbindung Mehlem an Plittersdorf und Bonner Hauptbahnhof der Linie 610 als "top" war, weil sich der Schulweg für ihre Kinder halbiert habe.

"Pünktlichkeitsoffensive für Bus und Bahn"

In diese Gemengelage des Für und Wider hinein hat die SPD in den Stadtrat einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, der mit den Worten "Pünktlichkeitsoffensive für Bus und Bahn" überschrieben war. Er hatte zum Ziel, die Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen zu verbessern, beispielsweise mit Zusatzprämien für die Personalanwerbung und der Suche nach einem externen Fahrunternehmen. Die Stadtverordnete Gabi Mayer erklärte: "Nach dem Fahrplanwechsel ist der öffentliche Nahverkehr auf einem Tiefpunkt abgekommen." Sie wirft der Ratskoalition vor, in der Vergangenheit Anträge zur Beschleunigung des Nahverkehrs verschleppt zu haben.

Über den Antrag der Sozialdemokraten wurde letztlich aber nicht abgestimmt, weil die Jamaika-Koalition einen anders lautenden Änderungsantrag einbrachte, den der Rat einstimmig beschloss. Man bekräftigte damit einen Beschluss vom 4. Juli, der ein Beschleunigungsprogramm und ausreichend Personal sowie Busse und Bahnen zum Inhalt hat. Stadt und Stadtwerke sollen nun ein Konzept erarbeiten und der Politik vorlegen, wie die Zuverlässigkeit des Nahverkehrs verbessert werden kann. Ein wichtiger Punkt dabei: Ideen, um mehr Personal anzuwerben. Auch die Koalition ist mit der Zuverlässigkeit nicht zufrieden: „Diese lässt, sowohl was Verspätungen als auch was Ausfälle betrifft, unverändert sehr zu wünschen übrig.

Wenmakers hofft bis Anfang Dezember auf sichtbare Entlastung. Dann seien weitere 19 der neu eingestellten Fahrer mit ihrer Ausbildung fertig. Die SWB bereiteten eine Ausschreibung vor, um einen zuverlässigen Dienstleister für Fahrten zu finden, die bislang die Regionalverkehr Köln (RVK) übernimmt. Die Ausfälle von RVK-Fahrten seien signifikant angestiegen.

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