Anker für demokratische Gedanken Bundeszentrale für politische Bildung feiert 65. Geburtstag

Bonn · Die Bundeszentrale für politische Bildung hat zum 65. Geburtstag den Stasi-Forscher Helmut Müller-Enbergs eingeladen, der über DDR-Spionage in Bonn referiert hat.

Stasi-Forscher Helmut Müller-Enbergs referiert über DDR-Spionage: „Bonn war Schlüsselloch für alles.“

Stasi-Forscher Helmut Müller-Enbergs referiert über DDR-Spionage: „Bonn war Schlüsselloch für alles.“

Foto: Barbara Frommann

„Born in Bonn“ war auf dem Einladungsplakat zu lesen. Darunter Zeichnungen von Beethoven, Gummibären, den Beueler Waschweibern, dem Grundgesetz – und der Bundeszentrale für politische Bildung. An ihren zwei Standorten in der Adenauerallee feierte die Bundeszentrale für politische Bildung ihr 65-jähriges Bestehen im Rahmen eines Tags der offenen Tür mit einem vielfältigen Programm.

Am 25. November 1952 wurde die „Bundeszentrale für Heimatdienst“, ab 1963 „Bundeszentrale für politische Bildung“, aus der Taufe gehoben. Sie sollte den demokratischen Gedanken in der Bevölkerung verankern. Totalitäre Bestrebungen aller Art im Zeitalter des Kalten Krieges, insbesondere den Kommunismus bekämpfen und die Teilhabe aller demokratischen Kräfte am politischen Prozess fördern. Darüber hinaus war der Gedanke der europäischen Aussöhnung grundlegend.

„Wir blicken heute zurück, um zu wissen, woher wir kommen und wer wir sind“, sagte Präsident Thomas Krüger im Gespräch mit Birgit Wentzien vom Deutschlandfunk und Journalist Mirko Drotschmann. Die Moderation übernahm GA-Chefredakteur Helge Matthiesen. „Was bleibt vom Geist der Bonner Republik?“. So lautete die Leitfrage. „Politische Bildung hat Konjunktur. Wir haben mit 54 Millionen Euro das höchste Budget in unserer 65-jährigen Geschichte. In den letzten vier Jahren haben wir 45 Stellen zusätzlich bekommen. Das zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird“, sagte Krüger. Bei der Vermittlung politischer Bildung müsse man heutzutage bei jungen Leuten auf Youtube mit Rappern und Sportlern agieren statt mit politischen Profis. „Die sind authentisch, haben einen Vorsprung an Glaubwürdigkeit.“

DDR-Spionage in Bonn

Heimat galt lange Zeit als verstaubt und politisch verdächtig. „Der Begriff Heimat hat in letzter Zeit Karriere gemacht. Kann man daraus Honig saugen?“, wollte Moderator Matthiesen wissen. „Heimat ist ein natürliches Bedürfnis. Wir sollten damit stressfrei umgehen und den Begriff auf keinen Fall den Rechtspopulisten überlassen“, meinten Wentzien, Drotschmann und Krüger übereinstimmend.

Vor dem Podiumsgespräch hatte Stasi-Forscher Professor Helmut Müller-Enbergs über DDR-Spionage in Bonn referiert. Wissenschaft, Militär und Technik seien die wichtigsten Spionageziele des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen. „Bonn war als Regierungssitz Schlüsselloch für alles“, betonte der Politologe. Bereits in den Fünfzigern sei Ostberlin regelmäßig mit Kabinettsprotokollen und Plänen für den Aufbau der Bundeswehr beliefert worden.

Die „Young Urban Professionals“ (Yeps) blickten in einem Workshop zusammen mit jugendlichen Besuchern auf die Anfänge der EU. „Wir wollen junge Menschen für das Thema Europa sensibilisieren, die notwendigen Informationen jugendgerecht vermitteln und zu persönlichem Engagement ermutigen“, erklärten die Leiter Johanna Homann und Clarissa Benning.

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