Bonner Schultheaterfestival eröffnet Bühne frei für den Nachwuchs

Bonn · Sie wollen doch nur spielen. Und zwar auf den großen Bühnen Bonns. Kein Problem: Beim 14. Schultheaterfestival Spotlights der Theatergemeinde Bonn treten einmal mehr neun ausgewählte Schultheatergruppen an, um ihre Inszenierungen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht sogar den begehrten „Kobold“, den eine Fachjury am Ende des Festivals vergibt, mit nach Hause nehmen zu können. Am Mittwochabend fand in den Kammerspielen die Eröffnung statt.

 Die vielen Teile des Gregor Samsa.

Die vielen Teile des Gregor Samsa.

Foto: Thomas Kölsch

„Auch wenn sich ästhetische Ereignisse vielleicht nicht so gut messen lassen wie zum Beispiel Fußballtore, vermitteln sie doch neue Denkweisen“, sagte die Vorsitzende der Theatergemeinde, Elisabeth Einecke-Klövekorn, in ihrer Willkommensrede. „Die Stücke, die wir in den kommenden Tagen sehen werden, setzen Signale gegen Gewalt und Intoleranz, und darauf können wir stolz sein.“ Auch die Bonner Bürgermeisterin Angelica Kappel lobte die Schüler, ebenso aber die Festival-Organisatoren, die jedes Jahr ihren Beitrag dazu leisten, jungen Menschen den Zugang zu verschiedenen Formen der Kultur zu ermöglichen.

Zum Auftakt brachte der Literaturkurs Q1 des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums mit „Die Verwandlung“ eine weitere Kafka-Adaption in die derzeit mit dem „Schloss“ beschäftigten Kammerspiele. Und was für eine: Erwartungen, Forderungen und Ängste sind es, die in ihrer Lesart des Romans Gregor Samsa zu einem gigantischen Käfer mutieren lassen. Doch da er mit sich selbst nicht im Reinen ist, zerrissen von Hoffnungen und Verzweiflung, kann er nicht nur einer sein. Sondern viele.

Sechs Schauspieler mimen Samsa; auch die anderen Rollen sind mehrfach besetzt. Zugleich lassen die Schüler ihre eigenen Emotionen und den von allen Seiten kommenden Druck in einer Zeit des Wandels mit in ihre Interpretation einfließen. „Ich habe Angst davor, nichts zu sein“ versus „Ich bin so, wie ich bin“: Letztlich sind sie alle ein bisschen Samsa. Und das ist auch gut so. Auf diese Weise zeigen die Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums eindrucksvoll, wie aktuell „Die Verwandlung“ aufgeladen und wie intensiv eine Bühnenadaption gespielt werden kann. Eine starke Leistung des gesamten Kollektivs.

In den kommenden Tagen wird es in Stadt und Region überall spannende Stücke zu entdecken geben. So schickt gleich heute Abend die Gemeinschaftsgrundschule Alfter-Witterschlick alle 220 Schüler mit einem Musical auf die Bühne der Stadthalle Troisdorf, während im LVR Landesmuseum der Theaterkurs des Anno-Gymnasiums Siegburg den Juli-Zeh-Text „Corpus Delicti“ in Szene setzt. Ohnehin spielen Literaturadaptionen in diesem Jahr eine große Rolle: Gleich zweimal wird Homers Epos „Die Odyssee“ gezeigt, und auch Marc-Uwe Klings „Känguru-Chroniken“ kommen auf die Bühne. Das Festival endet am kommenden Montag mit der Verleihung des Bonner Kobolds für das beste Stück.

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