Veröffentlichung zum Fahrradjubiläüm Buch über die 200-jährige Geschichte des Rads

Bonn · Dieter Ohm hat im Auftrag des ADFC die 200-jährige Geschichte des Fahrrads dokumentiert. Darin sind viele Anekdoten aus Bonn enthalten, die bislang nicht veröffentlicht wurden.

Gerd Jajschik fährt im Bonner Hofgarten auf einem Hochrad aus dem 19. Jahrhundert.

Gerd Jajschik fährt im Bonner Hofgarten auf einem Hochrad aus dem 19. Jahrhundert.

Foto: Nicolas Ottersbach

In zwei Metern Höhe lässt sich der Verkehr gut überblicken. Trotzdem ist das alte Hochrad, wie Gerd Jajschik es fährt, für die heutige Bonner Innenstadt nicht geeignet. „Ich brauche alleine fünf Meter, um anzurollen und aufzusteigen“, erläutert er. Bei den vielen Ampeln absolut unmöglich. „Außer ich halte mich an ihnen fest.“

Denkt man zwei Jahrhunderte zurück, waren Hochräder hochmodern. „Nur sportliche junge Männer durften sie fahren, weil sie einfach zu gefährlich waren“, berichtet Dieter Ohm. Er hat zum 200. Jubiläum des Drahtesels für den Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Geschichte des Fahrrads aufgeschrieben. Und dabei mit Autor Axel Mörer-Funk auch viele Anekdoten aus Bonn gefunden, die bisher nie veröffentlicht wurden.

So gab es auch Ausnahmen auf dem Hochrad, wie die Prinzessin Viktoria zu Schaumburg-Lippe, die Schwester Kaiser Wilhelms II. Sie lernte vor mehr als hundert Jahren das Radfahren an der heutigen Adenauerallee, direkt neben dem Akademischen Kunstmuseum. Dort, wo heute die Universität Bonn ein Lager eingerichtet hat, war früher das Velodrom des Opel-Fahrradgeschäfts von Johann Bachem. „Das Radfahren war damals teuer und für das Balancieren musste man wochenlang üben“, sagt Ohm. Das änderte sich erst, als das Sicherheitsniederfahrrad, so wie man es heute kennt, erfunden wurde. Statt mit Pedalen direkt das 50 Zoll große Vorderrad anzutreiben, trampelte man nun mit einer Fahrradkette. „Arbeiter und Frauen wurden dadurch mobil; das veränderte die Gesellschaft enorm“, so Ohm.

Rad wird zum Sportgerät

Das Rad wurde mehr und mehr zu einem Sportgerät, das auch beim Publikum beliebt war. Jupp Sauerborn beispielsweise wurde zu einem Bonner Radsportheld, der später ein eigenes Geschäft eröffnete. Bei ihm kaufte unter anderem 1965 der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß ein maßgefertigtes Rennrad. Ob auch Bundeskanzler Willy Brandt bei Sauerborn vorbeischaute, ist nicht überliefert. Dafür aber eine Geschichte, die der SPD-Mann mit seinem Genossen Herbert Wehner erlebte. Die beiden verstanden sich nicht gut. „In der Parteizentrale kam man auf die Idee, dass Brandt und Wehner sich bei einer Radtour im Kottenforst versöhnen sollten“, erzählt Ohm. Die Radtour dauerte allerdings nur wenige Minuten. Denn Brandt stürzte und landete in einem Möhrenbeet.

Dass Fahrräder dennoch für Liebesgeschichten taugten, bewies die Fabrikantentochter Emma Clara Bengel aus Wuppertal. Sie lernte genauso wie die Prinzessin Viktoria das Radeln bei Johann Bachem, der das erste exklusive Opel-Geschäft der Welt eröffnet hatte. Die beiden verliebten sich ineinander und heirateten wenig später.

Regionale Hersteller erlangen Ruhm

Auch wirtschaftlich erlangten Hersteller aus der Region einigen Ruhm. Der Fahrradspezialist Schauff aus Remagen brachte beispielsweise das BMX-Rad und die beliebten Bonanza-Räder nach Deutschland. Letztere wurden durch ihren Schalthebel im Automobil-Stil bekannt. Schauff lastete anfangs die komplette Schalthebel-Produktion von Fichtel und Sachs aus.

Das Buch hat 94 Seiten mit vielen historischen Fotos. Erhältlich ist es ab kommender Woche in Bonner Buchhandlungen für fünf Euro und in der Geschäftsstelle des ADFC, Breite Straße 71.

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