BTHVN 2020 in Bonn Lichtkunst für Beethoven in der Bonner Innenstadt

Bonn · Vor dem Beethoven-Jubiläumsjahr bringt ein Berliner Künstlerduo eine Woche lang Lichtkunst in die Innenstadt. Mit den Installationen wollen sich „Schultze Müller“ dem Komponisten künstlerisch nähern.

 Die Hofgartenwiese als Tanzfläche? Zumindest die Diskokugel haben Nils Schultze und Felix Müller schon einmal vor das kurfürstliche Schloss gestellt. Dort bleibt sie noch bis zum kommenden Sonntag.

Die Hofgartenwiese als Tanzfläche? Zumindest die Diskokugel haben Nils Schultze und Felix Müller schon einmal vor das kurfürstliche Schloss gestellt. Dort bleibt sie noch bis zum kommenden Sonntag.

Foto: Benjamin Westhoff

„Surreal, aber cool“, sagt Lieselotte Brandis und nippt an ihrem Glühwein. Die Studentin steht vor dem Beethovendenkmal auf dem Münsterplatz, das seit einigen Augenblicken von sieben Lichtringen aus LED-Leuchtröhren umkreist und beleuchtet wird. Für das Projekt „Zum Licht“ hat das Berliner Lichtkünstler-Duo „Schultze Müller“ zehn Lichtinstallationen in der Bonner Innenstadt aufgebaut, gefördert von der Beethoven-Jubiläumsgesellschaft BTHVN 2020.

BTHVN 2020: Lichtinstallationen in Bonn zu Beethovens Werk
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Lichtkunstinstallationen in Bonn knüpfen an das musikalische Werk Beethovens an

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Foto: Benjamin Westhoff

Das Künstlerteam nähert sich dem Komponisten von der Person aus, nicht von der Musik. „Beethoven war ein Kollege von uns“, Nils Schultze und Felix Müller sehen ihn als Menschen und Künstler, der gedacht, gelebt, gearbeitet hat wie Menschen und Künstler in jedem Zeitalter: „Unser Ansatz ist sinnlich, nicht musiktheoretisch.“

Sie stellen sich vor, wie der berühmteste Sohn der Stadt diese wohl erlebt hat. So sei zum Beispiel der Spaziergang eine recht neue Erfindung, die erst zu Beethovens Zeiten unter Nicht-Adeligen in Mode kam: Der Komponist gehörte zu den ersten Menschen, die zur Erholung und zum Nachdenken am Rheinufer entlanggingen. Die Künstler projizieren die Wellenbewegungen des Rheins an die Hauswand gegenüber dem Geburtshaus.

Ein Strahler verbindet Kaiserplatz und Poppelsdorfer Schloss mit einer Wand aus weißem Licht in drei Metern Höhe. Er spielt an auf den Absolutismus zu Zeiten Beethovens, als ein Kurfürst ganz undemokratisch beschließen konnte, eine Schneise von einem Kilometer Länge und 60 Metern Breite mitten durch die Stadt zu schlagen, um einen Grünstreifen zwischen seinen Schlössern anzulegen.

Das Gegenstück dazu sind die engen Gassen Bonns, die Beethoven schließlich verließ, um in die Welt zu ziehen. Dem erwachsenen, erfolgreichen Beethoven, dem „Weltbürger Ludwig“ ist eine Installation am Alten Zoll gewidmet. Auf die Wallmauer werden die Namen von Städten auf der ganzen Welt projiziert, in denen in diesem Augenblick ein Beethoven-Konzert stattfindet. Ein eigens programmierter Algorithmus durchforstet ständig das Internet nach den aktuellen Terminen.

Nicht nur lesbar, sondern erlebbar wird die Musik Beethovens am Stadthaus. Farbige Lichtflächen auf dem Vorplatz reagieren auf Bewegung: Betritt ein Besucher eine der Flächen, wird eine Grafik auf die Stadthauswand geworfen und eine Tonspur ist zu hören. Der Komponist Sven Helbig hat Motive aus zehn Stücken Beethovens so bearbeitet, dass sie harmonisch zusammenklingen.

Die meisten Installationen liegen in der Innenstadt, wenige Schritte voneinander entfernt. Sie sind leicht an einem Abend zu besuchen. Die Ausnahme bildet „Das Zimmer“, ein LED-Nachbau der Dachkammer, in der Beethoven geboren sein soll. Im originalen Maßstab und in derselben Höhe wie sein Vorbild leuchtet das Zimmer über dem Wilhelmsplatz in der Altstadt.

„Das ist unser Geschenk an die Bonner “, sagt Felix Müller, ein Stück Lichtkunst nur für die Bewohner der Stadt abseits der Touristenströme in der Innenstadt. Für Bonn-Besucher gibt es ein identisches Zimmer am  Hauptbahnhof.

Die Rückmeldung von Zuschauern und Händlern sei sehr positiv, sagt Nils Schultze, „viele finden es schade, dass die Installationen in einer Woche wieder abgebaut werden sollen.“ Das Berliner Künstlerteam würde mit seiner Lichtkunst gerne das Beethoven-Jahr 2020 einleiten. Lieselotte Brandis sieht das pragmatisch: „Ich fände es schön, wenn die Lichter noch bleiben würden, wenn der Weihnachtsmarkt weg ist, allein schon, damit sich der Aufwand für den Aufbau lohnt. Aber immerhin gibt es so Glühwein für den Rundgang.“

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