Sonderausstellung im Ägyptischen Museum Bronzegießen wie in der Pharaonenzeit

BONN · Zum Abschluss der Sonderausstellung im Ägyptischen Museum demonstrieren Kunstgießer ihr Handwerk.

 Marco Flierl (r.) und Klaus Cenkier bei der Arbeit.

Marco Flierl (r.) und Klaus Cenkier bei der Arbeit.

Foto: Stefan Knopp

Ab 17 Uhr bildete sich am Samstag eine Menschentraube vor dem Ägyptischen Museum an der Bonner Universität: Für diese Uhrzeit war ein interessantes Spektakel angekündigt. Die Kunstgießer Marco Flierl und Klaus Cenkier wollten dem Publikum zeigen, wie man schon zur Zeit der Pharaonen Bronzefiguren gegossen hat. Das machten sie auch, aber erst nach 18.30 Uhr: Zwei der drei Gasflaschen, die man zum Beheizen des Gussofens benötigte, waren leer geliefert worden, so dass erst einmal Ersatz besorgt werden musste.

Anlass für die Aktion war die Schließung der Sonderausstellung "Gegossene Götter - Metallhandwerk und Massenproduktion im Alten Ägypten" im Ägyptischen Museum, die jetzt nach Hannover wandert. Sie zeigt Bronzefiguren, die mit dem "Wachsausschmelzverfahren" hergestellt wurden: Aus Wachs wird die gewünschte Figur geformt, die dann mit Ton ummantelt wird. "Es wird entwachst durch Erhitzen", erklärte Flierl.

Beim Brennen des Tons schmilzt das Wachs, sodass ein stabiles Gefäß entsteht. In dieses wird Bronze eingefüllt, die vorher bei mindestens 1150 Grad Celsius erhitzt wurde - die Künstler trugen deshalb Schutzanzüge, als sie den Behälter mit der geschmolzenen Bronze mit einer Tiegelzange aus dem Ofen holten.

"Die Gussformen sind in der Regel nicht erhalten", sagte der Ägyptologe Martin Fitzenreiter, ehemaliger Kurator des Museums, der dieses Amt Ende 2014 an seinen Kollegen Andreas Dorn weitergereicht hat. "Denn man zerschlägt sie, um die Statuen freizulegen." Eine Ausnahme befindet sich im Fundus der Bonner Museumssammlung. Sie stellt die Gottheit Harpokrates dar und wurde unter anderem zum Vorbild für die Gussaktion am Samstag genommen. Natürlich nicht das alte Stück selbst: Mittels Computertomographie wurde die Form der Figur ermittelt, die daraus entstehen sollte, und ein 3-D-Modell erstellt.

Diese und andere Figuren, die am Samstag gegossen wurden, konnte man auch kaufen. Das war für den Bonner Günter Waschke aber weniger interessant als die Herstellungsweise: "Ich habe mal sechs Wochen Praktikum in einer Gießerei gemacht", sagte er. Er sei aus Nostalgie hergekommen.

Zum Abschluss der Sonderausstellung hatte Flierl eigene Bronzeguss-Figuren im Museum ausgestellt. Außerdem fand ein Symposium mit Fachleuten aus aller Welt statt, die ausgiebig über Gusstechnik und Wachsausschmelzverfahren ab 3000 vor Christus sprachen. Außerdem wurde ein Film dazu gezeigt.

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