Baumfällungen in Bonn Borkenkäfer machen sich auf dem Venusberg breit

Venusberg · Die Stadt Bonn hat große Fläche auf dem Venusberg roden lassen. Die Bäume waren von Borkenkäfern befallen. Eine Nachpflanzung mit Eichen und Hainbuchen ist in zwei Jahren geplant.

Zu Mutmaßungen und Protest der Anwohner haben Rodungsarbeiten am Haager Weg zwischen dem Venusberg und Ippendorf geführt. Es handele sich um eine „enorm große Fläche mitten im Naturschutzgebiet, die eigentlich nicht gerodet werden dürfte“, beschwert sich beispielsweise eine Anwohnerin.

Auf GA-Anfrage betont das städtische Presseamt, dass die teilweise Abholzung von Bäumen auf einem rund 47 000 Quadratmeter großen Areal (siehe Grafik) dringend notwendig sei. Schuld ist der Borkenkäfer. Weil er sich massenhaft ausgebreitet hat, müssten rund 200 Bäume – nur die Fichten – gefällt werden. „Kosten entstehen der Stadt keine“, erläutert Markus Schmitz vom Presseamt. Im Gegenteil, das Holz sei verkauft worden. Die Fichten werden vom Käufer selbst gefällt. Allerdings weist Schmitz darauf hin, dass bei solchen Verkäufen – ähnlich wie bei Sturmholz – geringere Erlöse erzielt würden als bei gesunden Bäumen. Voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren werde Ersatz gepflanzt. Dabei handele es sich um Stileiche, Traubeneiche, Hainbuche, Winterlinde und Vogelkirsche.

Wie schlimm ist die Borkenkäfer-Invasion insgesamt auf dem Venusberg? „Sie befallen vorrangig die Fichten“, erläutert Dieter Fuchs, der Leiter des Amts für Stadtgrün. „Der Fichtenanteil im städtischen Wald beträgt glücklicherweise lediglich rund fünf Prozent.“ Insofern seien die Auswirkungen in Bonn geringer als in großen Teilen Deutschlands. Spaziergänger erkennen absterbende Fichten an der bräunlich-roten statt der tiefgrünen Färbung.

Situation könnte sich zuspitzen

Fuchs erwartet jedoch, dass sich die Situation zuspitzen könnte: „Die Borkenkäfer konnten sich im heißen und trockenen Sommer 2018 extrem vermehren. Durch den Wassermangel waren die Bäume geschwächt und besonders anfällig für die Schädlinge. In diesem Sommer finden sie bislang ähnliche Bedingungen vor.“ Sie legen ihre Eier unter der Rinde der Fichten ab. Obwohl nur millimetergroß können Borkenkäfer im Gemeinschaftsangriff auch stattliche Bäume zum Absterben bringen. Bei ihrer Gefräßigkeit besteht die Gefahr, dass ganze Landschaften sich in kürzester Zeit verändern.

Seit dem vergangenen Herbst musste die Stadtförsterei – wie die meisten Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen – zahlreiche befallene Bäume niederlegen und abtransportieren lassen. Die Hoffnung, der Winter würde die Käferpopulation drastisch reduzieren, hat sich nicht bestätigt. Laut einer Untersuchung des Landesbetriebes Wald und Holz wurden lediglich neun Prozent der Käfer während der Kälteperiode abgetötet. Der Großteil der Population schwärmte im Frühjahr wieder aus.

Daher hatte die Stadtförsterei nach eingehenden Ortsbesichtigungen bereits im April angekündigt, dass noch mehr befallene Fichten im Stadtwald gefällt und aus dem Wald geschafft werden müssen, damit die Käfer nicht auf die umstehenden, gesunden Bäume übergreifen. Eine größere Aktion war beispielsweise auch auf der Waldau notwendig. Rings um den Wendehammer wurden befallene Bäume abgeholzt.

Forstwirte weisen indes darauf hin, dass Borkenkäfer im Ökosystem Wald durchaus ihre Berechtigung haben. Schließlich würden sie dafür sorgen, dass kränkliche Bäume gesunden Platz machen und Pionier-Arten, die viel Licht benötigen, Platz finden.

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