Stadtreinigung in Bonn Ärger um Sonntagsdienste bei Bonnorange

Bonn · Bonn soll sauberer werden - auch am Wochenende. Deshalb sollen die Mitarbeiter bei Bonnorange künftig verpflichtet werden, auch sonntags zu arbeiten. Das stößt in der Belegschaft auf Kritik.

 Ein Bonnorange-Mitarbeiter sammelt Müll auf dem Weihnachtsmarkt ein.

Ein Bonnorange-Mitarbeiter sammelt Müll auf dem Weihnachtsmarkt ein.

Foto: Stefan Hermes

Von weihnachtlicher Stimmung ist bei Bonnorange zurzeit nicht allzu viel zu spüren: Denn der Unmut vieler Mitarbeiter über den jüngsten Vorstoß der gerade wiedergewählten Bonnorange-Vorständin Kornelia Hülter ist groß: Die 61-Jährige will die rund 130 Mitarbeiter der Straßenreinigung künftig verpflichten, auch sonntags in der Stadt für Sauberkeit zu sorgen. Das geschah bisher auf freiwilliger Basis.

Auf einer vor einer Woche einberufenen Teilpersonalversammlung machte die Belegschaft ihrem Ärger über dieses Konzept Luft, berichtete Matthias Dres dem GA auf Nachfrage. „Da ist es hoch hergegangen“, so der stellvertretende Personalratsvorsitzende von Bonnorange. Dres nimmt bei seiner Kritik an Hülter kein Blatt vor dem Mund: „Wir sollen immer mehr Aufgaben übernehmen, bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl, und dann kommen solche Konzepte heraus.“ Bonnorange spare auf Kosten der Mitarbeiter, wirft er der Vorständin vor. Das Konzept von Hülter sieht unter anderem vor, dass die Mitarbeiter unter der Woche bis zu vier Stunden Minusstunden ansammeln sollen, um diese dann im Sonntagsdienst einzusetzen.

Hintergrund ist, dass Hülter zusätzlich zur Frühschicht eine Spätschicht in der Bonner Innenstadt einführen will, wo bekanntlich gerade am Wochenende, wenn viele Leute in der City unterwegs sind, immer viel Müll anfällt. Das Konzept ist Teil ihrer Sauberkeitsoffensive für Bonn. Insgesamt gehe es um etwa 13 Sonntagsdienste, die jeder Mitarbeiter bei einer solchen Regelung im Jahr ausüben müsste. Für die Straßenreinigungskräfte bedeute diese Vorgehensweise, dass sie künftig keinen Überstundenzuschlag mehr erhalten, erklärt Dres. Zudem seien sie nicht mehr frei in ihrer Entscheidung, ob sie sonntags überhaupt arbeiten wollten.

Der Sonntagszuschlag ist von der neuen Regelung nicht tangiert, so Dres. „Selbst wenn es nur ein paar Stunden am Sonntagabend sind, die Kollegen im Einsatz sind, dann ist für die doch der ganze Tag hinüber.“ Bisher habe der Einsatz in der einen Schicht sonntags mit der freiwilligen Besetzung stets gut geklappt, sagt Dres. „Wir verstehen überhaupt nicht, warum das jetzt geändert werden soll.“ Ein weiterer Kritikpunkt sei die erneute Satzungsänderung für die Straßenreinigung. „Das ist die fünfte Änderung seit der Ausgründung von Bonnorange. Ständig ändern sich die Reinigungsklassen der Straßen, die Kollegen sind mittlerweile ziemlich irritiert.“ Zumal inzwischen in den Außenbezirken deutlich weniger gereinigt würde. „Und trotzdem steigen die Gebühren“, kritisiert Dres.

Bonnorange-Chefin Kornelia Hülter ist für den Pflichtdienst.

Bonnorange-Chefin Kornelia Hülter ist für den Pflichtdienst.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Personalrat habe nun bezüglich der Frage, ob Hülter den Sonntagsdienst verpflichtend einführen dürfe, einen Anwalt zu Rate gezogen. „Eigentlich kann sie diese Änderung nur in Abstimmung mit der Personalvertretung umsetzen, es sei denn, sie kündigt die Dienstvereinbarung zur Arbeitszeit“, erklärt Dres.

Hülter selbst kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Die Mitarbeiter sagen mir immer, sie wollen keine Überstunden mehr machen, deshalb haben wir die Regelung mit den Minusstunden vorgeschlagen. “Den Sonntagsdienst verpflichtend einzuführen, halte sie für den richtigen Weg. „Das gibt uns endlich Planungssicherheit. So kann ich den Dienstplan für das ganze Jahr festzurren. Bisher mussten wir den Leuten immer hinterherlaufen und fragen, ob sie sonntags arbeiten können oder nicht.“ Auch sorge die Verpflichtung für mehr Gerechtigkeit: „Die Arbeit lastet immer auf denselben Schultern, viele haben gar nicht oder nur selten sonntags Dienst geschoben“, hat sie beobachtet. Indes: „Mein Bestreben ist es, die Änderungen möglichst im Konsens mit dem Personalrat umzusetzen. Da bleiben wir weiter im Gespräch.“ Die Kündigung der Dienstvereinbarung Arbeitszeit sei für sie nur die Ultima Ratio. „Im neuen Jahr wird es auf keinen Fall dazu kommen“, versichert sie.

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