Internet-Plattform "Bonn macht mit" Bonner zeigen kaum Interesse an Online-Plattform der Stadt

Bonn · Der Name ist Programm: Die zentrale Internet-Plattform „Bonn macht mit“ soll Bürgern in der Bundesstadt die politische Meinungsbildung erleichtern und mit ihren Kompetenzen die Ratsarbeit bereichern. Das Interesse ist jedoch überschaubar.

Seit Ende 2014 werden alle Bürgerdialoge und Beteiligungsverfahren im Internet gesammelt präsentiert – sei es zur möglichen Seilbahn auf den Venusberg, zur Zukunft des Viktoriakarrees oder zum kommunalen Haushalt. Das Interesse an der Plattform ist drei Jahre nach ihrem Start allerdings überschaubar. Zwar werde die Seite im Jahr rund 150.000 Mal aufgerufen, berichtet Dirk Lahmann, Koordinator für Bürgerbeteiligung bei der Stadt. Aber dahinter verbergen sich – so schränkt er ein – nur 25.000 echte Besuche. Um Vorschläge oder Kommentare abzugeben, müssen Nutzer sich mit Namen und E-Mail-Adresse registrieren. Bislang haben das 5713 Bonner getan und insgesamt 7000 Kommentare hinterlassen.

„Unsere Zielmarke liegt bei einem bis zwei Prozent der Bevölkerung“, sagt Lahmann. Das sei erheblich mehr als bei entsprechenden öffentlichen Veranstaltungen etwa zum Bürgerhaushalt, bei denen ab 2005 regelmäßig kaum mehr als 70 Teilnehmer gezählt wurden. Ohne ein größeres Budget für Öffentlichkeitsarbeit und mit lediglich zwei Planstellen könne das Angebot nur langsam bekannt werden. Nach Anlaufinvestitionen von rund 25.000 Euro verursacht das Portal für Software-Updates und Wartungsarbeiten derzeit Kosten von rund 7500 Euro jährlich.

Interessen sehr unterschiedlich

Im Detail betrachtet ist das Interesse der Bürger bei den einzelnen Verfahren sehr unterschiedlich. Besonders bei der Seilbahn-Idee gehen die Wogen hoch her. 538 Kommentare für oder gegen die Verbindung hinauf auf den Venusberg wurden dazu abgegeben, teils mit durchaus deftiger Wortwahl. Zum Viktoriakarree hingegen gab es nur 38 Äußerungen. „Grundsätzlich kann man sagen, dass Bürger sich zu lokal begrenzten Vorhaben stärker in Veranstaltungen einbringen, zu übergeordneten eher im Internet“, resümiert Lahmann.

Großen Zuspruch erwarten er und der Administrator der Seite, Fokko Kruse, vom Bürgerdialog zum nächsten Doppelhaushalt 2019/20, der im späten Frühjahr 2018 starten soll. Hier können Bürger wieder Sparvorschläge einbringen und bewerten. Eine direkte Abstimmung in Haushaltsfragen verbieten allerdings die Kommunalverfassungen der Länder. Auch die künftige Nutzung der ehemaligen Landwirtschaftskammer in Roleber werde ein großes Projekt.

Ab September startet als Nachfolgeprojekt zum Fahrradklimatest der Fahrrad-Dialog. Auf einem interaktiven Stadtplan können registrierte Nutzer dort Engstellen im Radwegenetz und bei der Verkehrsführung melden und Verbesserungsvorschläge machen. „Wir verbinden das mit dem Versprechen, alle Vorschläge zu prüfen und in die künftige Planung einfließen zu lassen“, erklärt Lahmann. Der Fahrrad-Dialog wird von der Universität Düsseldorf wissenschaftlich begleitet. 4000 repräsentativ ausgewählte Bonner sollen dazu befragt werden, ob und wie sie das Angebot kennen und nutzen.

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