Verwertungsgesellschaft Bild und Kunst Bonner wachen über die Rechte von Künstlern

Bonn · Die Verwertungsgesellschaft Bild und Kunst vermittelt zwischen kreativen Köpfen und den Nutzern ihrer Werke. Für Künstler sind diese Einnahmen oft existenziell. Wir stellen die VG Bild Kunst mit Sitz in Bonn vor.

Der Jurist Urban Pappi leitet seit 2012 die Gesellschaft in der Weberstraße. Sie arbeitet dort mit 55 Leuten im Haus der Kultur.

Der Jurist Urban Pappi leitet seit 2012 die Gesellschaft in der Weberstraße. Sie arbeitet dort mit 55 Leuten im Haus der Kultur.

Foto: Martin Wein

Ist ein Foto, Aufsatz, Gedicht oder Drama irgendwo öffentlich geworden, kann der Autor oder Urheber dessen Verbreitung kaum noch überblicken. Schulen nutzen einen Roman im Unterricht. Andere drucken ein Foto auf Tassen, bilden es in einem Ausstellungskatalog ab oder machen damit Werbung. Verwertungsgesellschaften springen in die Bresche.

Sie kassieren pauschal bei Bibliotheken, Lesezirkeln oder den Herstellern von Kopiergeräten oder Druckern und verteilen die Einnahmen abhängig vom Arbeitsvolumen unter ihren Mitgliedern. Anfangs war das Verfahren bei Kunstschaffenden keineswegs beliebt, findet heute aber breite Unterstützung. Im Haus der Kultur in der Südstadt ist die Verwertungsgesellschaft (VG) Bild-Kunst in diesem Sinne bundesweit für Maler, Bildhauer und Fotografen sowie etliche Filmschaffende aktiv.

Was sind die Hauptaufgaben?

„Wir verstehen uns als Rechtemittler im visuellen Bereich“, erklärt Urban Pappi, der die VG Bild – Kunst seit 2012 leitet. Dazu vertritt die als Verein organisierte Institution die Interessen von 59 000 Künstlern und rund 1000 im Kunstbereich tätigen Verlagen. Bei Foto und Film nimmt die Gesellschaft nur Zweitrechte wahr. Die fallen etwa für den Abdruck eines Bildes in einem Pressespiegel an. Bei Bildenden Künstlern verhandelt sie national und mit Hilfe internationaler Partnerorganisationen für jede Nutzung eines Werkes, etwa den Abdruck eines Bildes in einem Museumskatalog. Außerdem erhalten Künstler auch einen Anteil, wenn ihr Original bei Weiterverkauf in einer Galerie oder bei einer Auktion seinen Wert steigert.

Mit ihren Stiftungen Kulturwerk und Sozialwerk fördert die VG Bild-Kunst selbst die Kultur und in Not geratene Künstler. So fließt Geld für Projekte im Bereich bildende Kunst, werden Stipendien an Fotografen, Illustratoren, Grafiker und Grafik-Designer vergeben und bedeutende Vorhaben im Filmbereich unterstützt. In diesem Jahr gab es zum Beispiel eine Förderung für eine Ausstellung und ein Symposium zum Thema „Halbwertzeiten – Langwertzeiten“ des Berufsverbandes Bildender Künstler München/Oberbayern und das Kunstfest Neustadt 2017 „La$$ Geld sprechen“. Seit 2009 vergibt die VG mit dem Eberhard-Fechner-Förderpreis zudem einen Sonderpreis im Rahmen der Grimme-Verleihung.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

„Für Künstler sind Einnahmen aus den Nutzungsrechten ihrer Werke essenziell“, sagt Pappi. Gerade im digitalen Zeitalter mit seinem großen Fundus an Bildern und etlichen Verbreitungswegen wie Instagram, Pinterest oder Facebook und den damit minimierten Honoraren sicherten sie vielen Fotografen ein gewisses Grundeinkommen, das mit größer werdendem Werksfundus im Alter ansteigt. Zwischen 50 und 60 Millionen Euro schüttet die Gesellschaft jährlich aus. Andererseits profitieren auch die Nutzer wie Museen Galerien oder Verlage, die für viele Nutzungsarten zentrale Ansprechpartner vorfinden. Schließlich hilft das der Gesellschaft. So sind in Deutschland Kopien zu privaten Zwecken nur deshalb erlaubt, weil Hersteller von Kopierern oder Festplattenrekordern dafür pauschal eine Abgabe zahlen. Anders als beispielsweise in Großbritannien: Dort ist jede Form der Privatkopie ohne Lizenz komplett verboten.

Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Der Europäische Gerichtshof hat geurteilt, dass Bilder auch mit einer unsichtbaren Verlinkung lizenzfrei genutzt werden können, wenn sie im Internet zu sehen sind. „Dieses Framing würde Fotografen und Filmemachern jede Vergütung für ihre Werke entziehen“, erklärt Jurist Pappi. Die VG Bild – Kunst drängt mit anderen Organisationen auf eine Änderung der Urheberrechtsrichtlinie. Weitere Baustelle: Nach einem letztinstanzlichen Urteil muss der Verteilungsschlüssel zwischen Urhebern und Verlagen verändert werden. Ein Autor hatte geklagt, weil er seinem Verlag wie alle anderen Autoren gar nicht die in diesem Fall von der Verwertungsgesellschaft Wort ausgeübten Nutzungsrechte eingeräumt hatte – und bekam recht.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

Seinen Ursprung hatte der Verein 1968 in Frankfurt am Main. Gerhard Pfennig, der Bundesgeschäftsführer des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), holte die Geschäftsstelle 1986 dann nach Bonn in die Nähe der Bundespolitik. „Heute profitieren wir von der Nähe zu Brüssel und Paris, wo die Entscheidungen zum Urheberrecht getroffen werden und wo unsere wichtigste Partnerorganisation sitzt“, sagt Pappi.

Wie zufrieden ist man mit dem Standort?

Ein Umzug nach Berlin wurde geprüft, aber verworfen. Ohne die anhaltende Dauerbaustelle vor der Tür – sie besteht seit 18 Monaten – sei der Standort im Haus der Kultur angenehm ruhig und befruchtend, finden die Mitarbeiter. Allerdings wünschen sie sich sehnlichst eine bessere Anbindung zum Flughafen KölnBonn und zum Bahnhof Siegburg/Bonn.

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