Personalrat vermutet geringe Auswirkungen Bonner Uniklinik von Warnstreik wohl kaum betroffen

Bonn · In der nächsten Woche wird auch an der Bonner Uniklinik gestreikt. Allerdings gehen Personalrat und Vorstand von geringen Auswirkungen aus. Die elektronische Erfassung der Arbeitszeit ist ein Diskussionspunkt.

Die Bonner Uniklinik.

Die Bonner Uniklinik.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Marburger Bund ruft 6000 Ärztinnen und Ärzte für nächsten Dienstag zum Warnstreik an den sechs Universitätskliniken Bonn, Aachen, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster auf. Das Bonner Universitätsklinikum (UKB) teilte auf Anfrage mit, dass derzeit mit einer geringen Zahl an Streikenden bei deren Beschäftigten gerechnet werde. „Auf mögliche einzelne Ausfälle sind wir ausreichend vorbereitet. Wir gehen davon aus, dass der Klinikbetrieb geregelt weiterläuft und die Beeinträchtigungen für die Patienten so gering wie möglich gehalten werden“, sagte UKB-Sprecherin Ute-Andrea Ludwig.

Auch Burkhard Klein, Vorsitzender des Personalrates der wissenschaftlich Beschäftigten am UKB, geht von geringen Auswirkungen aus. „Der Warnstreik soll nicht den Betrieb lahmlegen, sondern zeigen, dass die Ärzte hinter den Forderungen stehen.“ Der Marburger Bund hatte zwar angekündigt, in den sechs genannten Unikliniken würden am Dienstag „keine planbaren Eingriffe oder Diagnostik und Therapien stattfinden“. Diese Aussage treffe laut Klein für das Bonner Uniklinikum aber nicht zu.

Der Marburger Bund fordert für die UKB-Ärzte eine manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung, eine verlässliche Dienstplangestaltung sowie eine maximale Begrenzung auf zwei Wochenenddienste pro Monat und eine generelle Begrenzung der Bereitschaftsdienste. Überdies verfolgt er das Ziel einer sechsprozentigen Gehaltserhöhung. Ziel sei es, die Gesamtarbeitslast abzusenken. Da die Tarifgemeinschaft der Länder derzeit wenig Bewegung signalisiere, käme es je nach Ausgang der Verhandlungen möglicherweise zu einem richtigen Streik, sagte Klein.

Überstunden nicht erfasst

Klein sagte, dem Personalrat des UKB seien Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz bekannt. Kollegen umgingen die elektronische Arbeitszeiterfassung gezielt und absolvierten nicht erfasste Überstunden, „auch weil sie unter Druck stehen“. Es fehle ihm an der nötigen Ernsthaftigkeit vonseiten des Vorstands, die korrekte Einhaltung der Arbeitszeiten auch zu prüfen.

Clemens Platzköster, ab 1. Februar neuer Kaufmännischer Direktor am UKB, sagte, die Diskussion um die Arbeitszeiterfassung sei ihm bekannt, er betonte aber: „Wir halten unsere Mitarbeiter dazu an, die Dienstzeiten ordnungsgemäß zu erfassen und Überstunden in Freizeit zeitnah abzubauen.“ Es gebe auch die Möglichkeit, sich Überstunden zusätzlich zum Gehalt auszahlen zu lassen, damit wolle die Uniklinik flexibel auf die unterschiedlichen Lebensumstände ihrer Mitarbeiter reagieren.

In der gerade veröffentlichten Mitglieder-Umfrage des Marburger Bundes („Monitor 2020“) beklagten nach Angaben des Verbands mehr als 22 Prozent der Ärztinnen und Ärzte an den Unikliniken eine Arbeitsbelastung von mehr als 60 Stunden in der Woche. Die tatsächliche Arbeitszeit liege gerade an Unikliniken oftmals jenseits der erlaubten Grenzen des Arbeitszeitgesetzes, so der Marburger Bund.

Personalrat Klein sieht einer Verbesserung des Tarifs auch deshalb als wichtig an, „weil der Fachärztemangel spürbarer wird“. Immer häufiger wanderten Kollegen in die niedergelassenen Praxen ab. Weitere Unruhe sei spürbar, weil es mittlerweile am Uniklinikum vermehrt außertarifliche Regelungen gebe und damit eine unterschiedliche Bezahlung.

In dieser Woche finden an allen betroffenen Unikliniken in Nordrhein-Westfalen Informationsveranstaltungen des Marburger Bundes NRW/RLP zur Vorbereitung des Warnstreiks am 4. Februar statt

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