Eltern-Kind-Zentrum Bonner Uniklinik eröffnet Kindermedizin auf dem Venusberg

Bonn · Die Bonner Uniklinik hat ihr neues Eltern-Kind-Zentrum eingeweiht. Das Wissenschaftsministerium hat für den Bau auf dem Venusberg 112 Millionen Euro bereitgestellt. Der Vollbetrieb soll im Mai beginnen. Ärger gibt es weiterhin mit der Asklepios-Klinik in Sankt Augustin.

 Baumanager Michael Körber steht in einem der Geburtsräume im neuen Eltern-Kind-Zentrum am Universitätsklinikum Bonn.

Baumanager Michael Körber steht in einem der Geburtsräume im neuen Eltern-Kind-Zentrum am Universitätsklinikum Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Bonner Universitätsklinikum (UKB) hat am Freitag das neue Eltern-Kind-Zentrum (kurz: Elki) eröffnet. Es soll bis Mai dieses Jahres nach dem Umzug der bisherigen, in die Jahre gekommenen Kinderklinik an der Adenauerallee, vollends an den Start gehen. Das Wissenschaftsministerium hat für den Bau auf dem Venusberg 112 Millionen Euro bereitgestellt (88 Millionen Euro für den Bau, den Rest für die medizinische Einrichtung). Der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des UKB, Wolfgang Holzgreve, betonte bei den Feierlichkeiten, an denen unter anderem Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Sabine Weiss, Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, teilnahmen, dass die Zusammenlegung der medizinischen Disziplinen für Kinder unerlässlich gewesen sei für eine moderne Versorgung.

Bislang müssen kleine Patienten für viele Untersuchungen von der Adenauerallee auf den Venusberg transportiert werden (siehe auch „Zahlen zum Eltern-Kind-Zentrum“). Im Elki bietet die Uniklinik nun Ambulanzen der Geburtshilfe und die Pädiatrie mit einer Notaufnahme an. Es stehen eine kinderonkologische Tagesklinik und eine Pflegestation mit Knochenmarktransplantationszimmern zur Verfügung, vier Operationssäle und fünf Geburtsräume für die Hebammengruppe. Zudem sei das UKB führend in der vorgeburtlichen Diagnostik und Intensivbetreuung von Frühgeborenen. „Die traditionell sehr gute Kinderherzmedizin ist nun durch die zusätzlich übernommenen Herzspezialisten aus Sankt Augustin die größte in Deutschland“, betonte Holzgreve.

Damit sprach er einen wunden Punkt an. Die private Asklepios-Kinderklinik ist nämlich alles andere als erfreut über die Entwicklungen auf dem Venusberg. Wie berichtet, hat Asklepios nach eigenen Angaben eine Schadensersatzklage gegen die Landesregierung und das UKB vor dem Bonner Landgericht eingereicht. Mehr als hundert Fachkräfte von Pflegern bis zu Ärzten, darunter die Kinderherzspezialisten Boulos Asfour und Martin Schneider, habe das UKB für das Eltern-Kind-Zentrum abgeworben, sodass sich die Sankt Augustiner Klinik in ihrer Existenz bedroht sieht.

Schuld daran sei das vom Land geförderte UKB-Projekt. Dadurch würde der Asklepios-Klinik, so teilte deren Sprecher Rune Hoffmann am Freitag mit, fast die Hälfte der bisherigen Einnahmen wegbrechen. Die Kinderherzchirurgie existiert de facto nicht mehr, die übrigen Leistungen bietet Asklepios noch an. Hoffmann zufolge sieht Asklepios in der Bewilligung der Mittel für das Elki eine Fehlplanung des Landes. Die amtierende Landesregierung schiebt den schwarzen Peter der Vorgängerregierung zu.

Uniklinik Bonn: Fotos vom Eltern-Kind-Zentrum
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Eltern-Kind-Zentrum an Bonner Uniklinik eröffnet

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Foto: Benjamin Westhoff

Offenkundig mit Blick auf diesen Streit erinnerte Holzgreve im vollen Hörsaal neben dem Elki daran, dass die Asklepiosklinik 2017 „ihre Geburtshilfe abgeschafft hat“. Er sprach überdies von 67 neuen Mitarbeitern am Elki  (27 Ärzte, 29 Pfleger, 11 im Medizinisch-Technischen-Dienst). Insgesamt würden dort 450 Angestellte arbeiten.

Größeren Raum nahm in seiner Rede der Dank an die Architekten (Nickl & Partner) ein, die ein „wunderbares Haus“ geschaffen haben. Künstler hätten überdies dabei geholfen, den Beethoven-Geburtsraum mit einem Sternenhimmel zu bemalen, wie er an Beethovens Tauftag ausgesehen haben soll. Im Eingangsfoyer ist ein mächtiges digitales Aquarium aufgestellt. Der Verein der Freunde und Förderer der Kinderklinik finanzierte es. Dass nicht nur Kinder Freude daran haben können, selbst kreierte „Fische“ in den Monitor hineinzuscannen, war am Freitag zu sehen.

Über die Bedeutung, sich in dunklen Stunden zur Genesung von spielerischer Leichtigkeit und Humor ablenken zu lassen, hatte zuvor der Kabarettist und Mediziner Eckart von Hirschhausen ausgiebig gesprochen. Er betonte auch, wie wichtig für kranke Kinder die Nähe zu Mutter und Vater sei. Noch in diesem Jahr soll das vom Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche Bonn finanzierte Familienhaus direkt neben dem Elki am Waldrand eröffnen. Eltern und Angehörigen stehen dort 42 Zimmer zur Verfügung.

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