Nach Exzellenzcluster-Entscheidung Bonner Uni rechnet mit rund 1000 neuen Stellen

Bonn · Vertreter der Hochschule, der Stadt und der Wirtschaft haben die Entscheidung, dass an der Bonner Uni sechs Exzellenzcluster mit Millionenbeträgen gefördert werden, als spürbaren Katalysator zur Entwicklung Bonns als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort bewertet. Unirektor Michael Hoch rechnet mit rund 1000 neuen Stellen.

Neue Spitzenforscher und Nachwuchskräfte, neue Studienfächer, neue Labore und Büros, aber auch neue Ideen und Produkte für die wirtschaftliche Entwicklung von Stadt und Region – geht es nach der Einschätzung aller Beteiligten, dann wird die Entscheidung zur Exzellenzstrategie mit sechs geförderten Forschungsclustern ein spürbarer Katalysator zur Entwicklung Bonns als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Dieses Bild malten am Tag danach Vertreter der Hochschulleitung, der betroffenen Cluster und auch der Bonner Wirtschaft bei einer Pressekonferenz im Rektoratsgebäude.

Von einem „unfassbaren Erfolg“ sprach IHK-Präsident Stefan Hagen. Für die heimischen Unternehmen sei die Entscheidung ein „gigantischer Gewinn“, da die schlauesten Köpfe auch in Zeiten des Fachkräftemangels oft am Ort ihres Studiums blieben. Die Hochschule habe damit „einen unbezahlbaren Baustein“ geliefert, um die Wissenschaftsregion Aachen-Bonn-Köln (manche sprechen schon von der ABC-Schiene) weiterzuentwickeln.

Einen erheblichen internationalen Image-Gewinn für Bonn und seine Universität sieht auch die Sprecherin des bundesweit künftig einzigen wirtschaftswissenschaftlichen Exzellenz-clusters, Isabel Schnabel. Die Wirtschaftsweise der Bundesregierung war eigens aus Frankfurt angereist. Schnabel will die Clusterstruktur nutzen, um neue Netzwerke auch in die Öffentlichkeit und die Wirtschaft zu knüpfen – und fuhr dazu gleich weiter zu einem Termin bei Bundesbankpräsident Jens Weidmann.

Der wirtschaftliche Effekt für Bonn und die Region lasse sich zwar schwer abschätzen, werde aber erheblich positiv zu Buche schlagen, glaubt Schnabel. Wie hoch die Förderung konkret ausfällt, konnte Hochschulrektor Michael Hoch noch nicht beziffern. Da die Kommission mit 57 deutlich mehr Projekte für förderwürdig hielt als die angepeilten 40 bis 45 könnte auch die Fördersumme für die einzelnen Cluster geringer ausfallen als angedacht. Vorgesehen sind zwischen drei und zehn Millionen Euro pro Cluster und Jahr.

Trotzdem rechnet die Hochschule insgesamt mit Hunderten neuen Stellen, die mit den Fördergeldern geschaffen werden können. Im Hausdorff-Zentrum für Mathemathik konnte das Personal durch die Förderung der letzten beiden Zyklen von rund 100 auf 400 Mitarbeiter verstärkt werden, berichtete Cluster-Sprecher Karl-Theodor Sturm. Auf die vier neuen Cluster hochgerechnet, könnten an der Uni damit gut 1000 zusätzliche Stellen ausgeschrieben werden. Unter anderem hat das Land für jedes gewonnene Cluster zusätzlich dauerhaft zwei neue Professuren versprochen.

Zwar könne die Hochschule bei Weitem nicht die Spitzengehälter amerikanischer Elite-Universitäten von rund 400 000 US-Dollar zahlen. Als starkes Zentrum der Spitzenforschung werde sie aber international nun deutlich attraktiver, glaubte Sturm. Gunther Hartmann, der zu den Sprechern des ebenfalls wieder erfolgreichen immunologischen Forschungsverbundes gehört, erinnerte auch an die Folgeeffekte. So seien aus dem Cluster in der ersten Förderperiode bereits zwei wirtschaftlich erfolgreiche Start-ups entstanden. Zudem könne jeder zusätzliche Forscher weitere Drittmittel für den Haushalt der Universität einwerben.

Bei aller Freude über den außergewöhnlichen Erfolg sieht Andreas Zimmer, Prorektor für Forschung und Innovation, auch das Land nun stärker in der Verpflichtung. „Mit den neuen Forschungsfeldern wird der Bedarf an neuen Räumen für Büros, Labore und Versuchsflächen erheblich wachsen“. Man erhoffe sich nun aus Düsseldorf zeitnah deutliche Unterstützung für die vorhandene Wunschliste. Zu einer Spitzenuniversität passe kein marodes Hauptgebäude, das nur mit ständigen Brandwachen genutzt werden könne.

Apropos Spitze: Den Schwung der jüngsten Entscheidung will die Hochschulleitung ab Montag nutzen, um mit allen Fakultäten die nächste Hürde anzugehen. Ausgerechnet in der Karnevalszeit 2019 wird die international besetzte Expertenjury erwartet, um die Würdigkeit der Bonner Hochschule als künftige Exzellenz-Universität zu begutachten. Von 17 möglichen Kandidaten haben zehn eine Chance auf den prestigeträchtigen und finanziell ebenfalls lukrativen Titel.

Michael Hoch machte dazu eine klare Ansage: „Wir müssen Exzellenz-Universität werden, damit Spitzenforschung bei uns dauerhaft finanziert werden kann“.

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