Musikgruppe Sunny Skies Bonner Szenegeschichte mit zehn Buchstaben

Bonn · Die Musikgruppe Sunny Skies besteht seit 45 Jahren. Rope Schmitz ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied und noch immer ist die Musik seine ganz große Leidenschaft, die ihn durch sein ganzes Leben begleitet hat.

 Rope Schmitz hat vor 45 Jahren die Band Sunny Skies gegründet. Musik ist sein Leben, sagt er.

Rope Schmitz hat vor 45 Jahren die Band Sunny Skies gegründet. Musik ist sein Leben, sagt er.

Foto: Cem Akalin

Der Mann sieht mit 72 Jahren immer noch gut aus. Gut vorstellbar, dass Rope Schmitz ein Mädchenschwarm war. Mit seiner Silbermähne hat er was von Peter Cetera, dem früheren Chicago-Frontmann, und die Frauen vor der Bühne strahlen ihn heute immer noch an. Schmitz lacht und legt ein Foto auf den Tisch. Das zeigt ihn vor der Bühne beim letzten Chicago-Auftritt in Bonn auf dem Kunst!Rasen vor drei Jahren. Ein anderes zeigt ihn mit den frühen „Sunny Skies“ irgendwann in den 1970er Jahren: lange Haare, enges Hemd – fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. „Alles hat seine Zeit“, sagt Schmitz und lacht.

Eine gewisse Ruhelosigkeit steckt immer noch in dem Vollblutmusiker und Journalisten im Ruhestand. Während wir uns unterhalten, steht er immer wieder auf, sei es, um ein Foto rauszukramen, eine Platte oder CD aus dem Regal zu ziehen, ein Buch zu suchen oder Kaffee zu holen. „Ich mag es kaum glauben, dass es tatsächlich 45 Jahre her ist“, sagt er und kramt weiter in einem Haufen Fotos. Vor 45 gründeten er und sein Freund FD Faber die Band „Sunny Skies“, womit die Coverband die dienstälteste in der Bundesstadt ist. An diesem Freitag feiert die Band ihren Geburtstag mit einem besonderen Konzert in der Endenicher Harmonie. Mit dabei: der außergewöhnliche Chor Bonn Voice von Tono Wissing.

„Musik ist mein Leben, das kriegst du einfach nicht raus“, sagt Schmitz und holt seine Gitarre aus dem Nebenzimmer. Musik hat immer eine Rolle in seinem Leben gespielt. Schmitz, Jahrgang 1944, in Gescher/Münsterland geboren, kam 1965 nach Bonn. „Mein Vater wollte, dass ich Mediziner werde, so wie er, und dass ich wie er in Bonn studiere. Ich werde nie vergessen, wie wir am Alten Zoll standen und mein Vater fragte: ‚Und?‘ Das war alles so schön. Bonn hat mir auf Anhieb gefallen“, erzählt Schmitz, der eigentlich Rolf-Peter mit Vornamen heißt.

Journalismus und Musik

Bei der Medizin ist er nicht geblieben. Rope Schmitz hat einen Lebenslauf, wie er wohl nur in seiner Generation möglich ist. „Die Beatles haben mich mehr interessiert“, sagt er lachend. Vier Jahre hat er im legendären „Pub“ in der Bonner Altstadt gearbeitet. „Das war ein Treffpunkt vor allem der Sportszene. Die Volleyballer kamen, die Jungs vom BSC, von den SSF – alle. Und auch viele Journalisten kamen in die Kneipe.“ Irgendwann fragte ihn einer, ob er nicht freier Mitarbeiter werden wollte. Er wollte. Das war der Beginn seiner anderen Karriere als Journalist. Er ging zur „Welt“, die damals noch in Bonn ihre Zentralredaktion hatte, ging zwischendurch mal als Lokalredakteur nach Hamburg, kehrte zurück als Sportredakteur zur „Welt“.

„Die Zeiten mit dem damaligen Chefredakteur Peter Boenisch waren fantastisch, Boenisch war ja ein ungemein charismatischer Typ. Als der 1981 ging, ging auch Schmitz und arbeitete einige Jahre als freier Journalist, unter anderem für das WDR-Fernsehen, für das er etwa ein Porträt des Bonner Orgelbauers Klais drehte. „Das tat ich vor allem, weil mein Vater ein passionierter Organist und Liebhaber von Klaisorgeln war. Der Vater hatte Rope schon früh zur Musik gebracht, vor allem zur Klassik. Mit Geige fing es an, später kam die Posaune dazu, als Riverboatshuffles so beliebt waren. Bei einem Riverboatshuffle 1972 ging es schließlich auch mit den Sunny Skies los, benannt nach einem damals bekannten Song von James Taylor.

Sein Geld verdiente Schmitz weiterhin als Journalist, schließlich jahrelang beim Kölner Sportverlag, für den er auch etliche Bücher herausgab. Doch sein Herz gehörte der Musik. „Unser Repertoire hat sich ständig erweitert. Mit jedem neuen Sänger kamen neue Einflüsse hinzu, das hat die Band stets frisch gehalten“, sagt er. Dieter Schürmann, der erste Sänger der Band, der so einen schönen Elvis-Schmelz auf der Stimme hatte, sang vor allem Beatles- und Beach Boys-Songs. „Wir traten in Kneipen wie dem Le Coq auf, in der Nasse-Mensa, bei Unifesten. Und manches aus dem alten Repertoire ist immer noch geblieben, aber der Ansatz ändert sich mit den Musikern immer wieder.“

Mut zur Veränderung

Kaum vorstellbar, dass Songs wie „Radar Love“ von Golden Earring, der Beatles-Klassiker „With a Little Help from my Friends“ oder Deep Purples „Highway Star“ nicht mehr auf der Setlist stehen sollten. „Es ist auch der Mut zur Veränderung, der die Band so lebendig hält. Pink, Metallica, Toto, Status Quo, AC/DC, Chuck Berry, Queen, Tom Waits, Pointer Sisters, Jessy J., Kelly Clarkson, Rolling Stones, Christina Aguilera, Gossip und Led Zeppelin – sie alle können bei uns alle nebeneinander bestehen.“

Als erste Frau kam Bea Tradt 1973 zur Band und blieb bis 1983, heute ist sie immer noch bei „Sixties United“ zu hören. Ulla Rubach, Nadine Weyer, Silke und Steffi Kranz, Alex Krienke haben die Band maßgeblich mitgeprägt, so wie es Jeanne Altfeld und seit fünf Jahren Patrick Sühl tun. Oder Martin Behr als Leadgitarrist: „Es gibt in der Region keinen besseren Gitarristen als Martin.“

Aus Schmitz ist längst ein waschechter Bonner geworden. „Der Mann hat überall einen Deckel“, scherzte Sänger Patrick Sühl im vergangenen Sommer, als die Band am Poppelsdorfer Schloss auftrat. Oder anders ausgedrückt: Rope Schmitz ist in Bonn bekannt wie ein bunter Hund.

Die Sunny Skies spielen längst in ausverkauften Clubs, waren schon etliche Male Vorbands etwa der Beach Boys oder von Huey Lewis, der einmal hinter der Bühne hervortrat und den Daumen nach oben reckte. „Das waren tolle Zeiten, als es die Konzerte auf der Museumsmeile noch gab. Das hatte ein ganz eigene Atmosphäre“, meint Rope Schmitz. „Heute herrscht auf dem Platz doch nur noch tödliche Öde.“

Und wie lange will Rope Schmitz weitermachen? „So lange es geht“, sagt er und lacht. Die Musik ist eben sein Leben. Und wie heißt es in einem Peter Cetera-Song? „You're the meaning in my life/You're the inspiration/ You bring feeling to my life.”

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