Zu Beethoven-lastig Bonner Stadtmarketingkonzept stößt auf große Kritik

Bonn · Damit hatte die Verwaltung wohl nicht gerechnet. Sie hatte am Mittwochabend im Ausschuss für Wirtschaftsförderung gerade ihre Präsentation eines neuen Stadtmarketingkonzepts beendet, da hagelte es auch schon Kritik.

Die Politiker beklagten unisono, das Konzept sei ihnen zu Beethoven-lastig und trage den anderen herausragenden Merkmalen Bonns nicht genügend Rechnung.

Hintergrund: Den 250. Geburtstag Beethovens 2020 hat die Stadt nach gemeinsamer Beratung mit der Politik zum Anlass genommen, das Stadtmarketing Bonn über das Jahr 2020 hinaus neu auszurichten. So sollen die unterschiedlichen Facetten Bonns als Beethoven-, UN- und Universitätsstadt sowie als „dynamischer, junger Wirtschaftsstandort“ in den nächsten Monaten und Jahren mit dieser Kampagne beworben werden. Dabei soll Beethoven als „Brücke beziehungsweise Botschafter“ dienen.

Nach und nach soll deshalb der Slogan „Bonn ist Beethoven. Weil. . . “ in der Stadt und weit darüber hinaus auf Plakaten, in den sozialen Medien, im Hörfunk sowie in einem neuen Imagefilm sicht- und hörbar werden. „Die vielen Seiten Bonns zu kommunizieren, das erlebbar zu machen, das ist Aufgabe der Stadtmarketingkampagne“, erläuterte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann nach der Sitzung auf GA-Nachfrage.

Zweifel ob Stadtmarketingkonzept gelingt

Doch ob das mit diesem neuen Stadtmarketingkonzept gelingt, daran hatten die Politiker im Ausschuss quer durch alle Fraktionen erhebliche Zweifel. „Wir haben den Eindruck, dass mit diesem Stadtmarketingkonzept alles, was Bonn zu bieten hat, wie die UN, den Rhein oder die Universität, Beethoven untergeordnet werden soll“, erklärte Ausschussvorsitzender Guido Déus (CDU). Wenn das Konzept allein zur Profilierung Bonns als Beethovenstadt im Rahmen des Jubiläums 2020 diene, dann sei es in Ordnung. Doch nach dem, was er gehört habe, soll es auch über dieses Jahr hinaus für Bonn werben. „Beethoven ist wichtig, aber wir haben auch die UN und die Universität in Bonn, das darf man nicht vergessen.“

Ins gleiche Horn stießen auch Dieter Schaper (SPD), Stefan Freitag (Grüne) und Aljoscha Yacoub (Linksfraktion). „Hier wird mal wieder eine Chance vertan, Bonn als moderne und interessante Stadt vorzustellen, die mehr kann als Beethoven. Das ist ärgerlich“, sagte Schaper. „Entsetzt“ zeigte sich Stefan Freitag über das neue Konzept. Bonn sei wesentlich mehr als Beethoven-Stadt und das müsse herausgearbeitet werden, forderte er. Für Yacoub rücken andere wichtige kulturelle Angebote zu sehr in den Hintergrund. „Das Marketingkonzept hat den Anspruch, mit dem Vorurteil aufzuräumen, Bonn sei langweilig. Der starke Fokus auf Beethoven ist wenig kreativ und am Ende selbst langweilig.“

Die Stadt hält dagegen: Die Kampagne werde wachsen, und sie werde unter anderem zu etlichen Gelegenheiten für Bonn als internationale und UN-Stadt werben. Die Stadtmarketingkampagne ergänze die Werbung für „BTHVN 2020“. Während diese als Eventkampagne auf das Beethovenjahr 2020 ausgerichtet sei, schaffe „Bonn ist Beethoven. Weil ...“ Aufmerksamkeit auch über das Jubiläumsjahr 2020 hinaus.

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