Stadtmuseum Bonner Stadtgeschichte lebendig erzählt

Bonn · Hunderte Besucher kommen anlässlich des 20. Geburtstages in das im einstigen Viktoriabad untergebrachte Stadtmuseum.

Der Mann kam in schwerer Rüstung und musste für seine mittelalterlich ausschweifende Einlassung zuerst mal den Helm beiseite legen. Doch was der Marschall des Kölner Erzbischofs den braven Bonner Bürgern zu berichten hatte, ließ sie gebannt zuhören. „Zur Mehrung des Ruhmes der Kirche und zur Mehrung ihres Nutzens“ hatte Erzbischof Konrad von Hochstaden seinen Bonnern im März 1244 den Schutz einer eigenen Mauer gewährt. Ein Schicksalstag in der Stadtgeschichte, der wie manche andere Augenblicke der letzten 2000 Jahre am Sonntagnachmittag im Stadtmuseum wieder lebendig wurde.

Seit 20 Jahren informiert die städtische Sammlung auf 1300 Quadratmetern Fläche im alten Saunatrakt des Viktoriabades über Bonns Entwicklung von der Römerzeit bis zur Gegenwart, war auf bunten Luftballons zu lesen, die eigens für dieses Jubiläum beschriftet worden waren. Die beiden jüngst hinzu gekommenen Brückenlöwen von der alten Rheinbrücke trugen auf ihren Köpfen eine Zwei und eine Null. „Eine Stadt, die sich nicht zu ihrer Vergangenheit bekennt, hat auch keine Zukunft“, gab der Historiker Gisbert Knopp, Vorsitzender des Fördervereins, der Stadtgesellschaft zum Jubiläum mit auf den Weg. Der Verein hoffe deshalb weiterhin auf ein repräsentatives Museum im Zentrum der Stadt.

Hunderte Bonner nutzten die Gelegenheit, die Sammlung zu besuchen und den Vorträgen zu folgen. Franz Rübenach führte in rheinischer Mundart durch die kurfürstliche Zeit und fachsimpelte mit den Zuhörern am großen Stadtmodell über den exakten Standort historischer Gebäude. Seit 15 Jahren bietet er ähnliche Führungen an, damit das „Bönnsch“ nicht gänzlich unter die Räder komme.

Museumsdirektorin Ingrid Bodsch und Mitarbeiterin Sigrid Lange stellten wichtige Exponate und deren oft wechselvolle Historie näher vor. Kai-Ingo Weule schlüpfte in verschiedene historische Rollen wie die des Marschalls und Burgherren von Alfter. Fünf Jahre vor seinem historischen Auftritt zerstörten durchziehende Truppen 1239 die Stadt und das Münster bis auf seine Türme und Grundmauern. Und auch einige Jahrzehnte zuvor war Bonn schon einmal marodierenden Heeren zum Opfer gefallen, von den Überfällen der Wikinger ganz zu schweigen. Da war die Aussicht auf eine eigene Befestigung sicher eine verlockende – auch wenn die Bürger die selbst bauen und bezahlen mussten – wie gesagt „zur Mehrung des Ruhmes der Kirche und zur Mehrung ihres Nutzens“.

Im 17. Jahrhundert bot die Stadtbefestigung dann immer weniger Schutz vor den zunehmend schlagkräftiger werdenden Geschützen. Vor allem auf der Rheinseite war die Stadt Bonn verwundbar. Das illustriert ein Gemälde des großen Angriffs von 1689, das Sigrid Lange vor einigen Jahren für das Bonner Museum sichern konnte. „Jahrzehntelang galt das Bild als verschollen. Wir hatten nur Fotografien“, berichtete Lange. In Vorbereitung einer Ausstellung zur Stadtbefestigung wurde die Museumsmitarbeiterin zufällig in einem Bestandskatalog des Kölner Stadtmuseums fündig, wohin das Gemälde wohl in den 1930er Jahren gegeben worden war.

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