Geschäfte in Libyen beschäftigen Gericht Bonner soll Partner um 600.000 Euro betrogen haben

BONN · Teure Autos, ein luxuriöser Lebensstil: Ein heute 60 Jahre alter Bonner Geschäftsmann hat es sich anscheinend richtig gut gehen lassen. Die Staatsanwaltschaft Bonn ist sich jedoch sicher, dass sich der Unternehmer dies alles nur leisten konnte, weil er einen 48 Jahre alten Geschäftspartner betrogen hat. Seit Montag muss sich der 60-Jährige wegen Betruges im besonders schweren Fall sowie Urkundenfälschung vor dem Landgericht verantworten.

600.000 Euro hatte der Angeklagte im vergangenen Jahr von einem Geschäftspartner aus Libyen erhalten. Das Geld sollte laut Anklage für den Umbau eines Bürohauses an der Koblenzer Straße zu einer Hotel- und Apartmentanlage genutzt werden. Das Haus sollte dann für sogenannte Medizintouristen aus dem Ausland genutzt werden, die sich in Bonn und der Region behandeln lassen.

Am ersten Verhandlungstag wartete der Bonner dann mit einer überraschenden Erklärung auf: Es stimme, dass er das Projekt gar nicht habe realisieren wollen. Ihm sei es nur darum gegangen, Geld von seinem Geschäftspartner zurückzuerhalten, das ihm gehöre. Anfang 2013 will der Angeklagte dem 48-Jährigen genau die 600.000 Euro überlassen haben, die er sich nun zurückgeholt habe.

Ein Onkel von ihm habe dem Libyer das Geld gebracht. Mit diesem sollte nach Angaben des Angeklagten in Libyen ins Zementgeschäft eingestiegen werden - das eigentliche Betätigungsfeld der Partner war anscheinend die Verschiffung von Autos. Aus dem Zementgeschäft sei nichts geworden, so der 60-Jährige, das investierte Geld habe er jedoch nie zurückerhalten. "Ich habe nur mein Geld zurückbekommen - Ende", so der Bonner Geschäftsmann.

Dass er dem Partner, den er noch nie persönlich getroffen habe, eine gefälschte Kreditzusage einer Bank vorlegte, räumte der Angeklagte gestern ein. Angefragt hatte der 60-Jährige bei der Bank nach einem Kredit über 70.000 Euro für ein Auto. Dem libyschen Geschäftspartner gaukelte der Bonner aber laut Anklage vor, dass die Bank ihm einen Kredit über drei Millionen Euro für den Umbau des Bürohauses genehmigt habe.

Der Kammervorsitzende Hinrich de Vries fasste daraufhin zusammen: "Dass Sie ihn getäuscht und die Urkunde gefälscht haben, daran kommen wir nicht vorbei." Jetzt muss das Gericht aufklären, ob der Angeklagte tatsächlich eine berechtigte Gegenforderung an den Geschäftspartner hatte. Noch an dem Tag, an der die 600.000 Euro auf das eigens eingerichtete Geschäftskonto geflossen sind, soll sich der 60-Jährige einen Mercedes ML 350 im Wert von 74.000 Euro gekauft haben.

Der Prozess am Landgericht wird fortgesetzt.

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