Mehr als 200 Einbrüche Bonner Serieneinbrecher hatte wohl Hilfe von Mittätern

Bonn · Die Bonner Polizei hat einen Serieneinbrecher gefasst: Der 34-jährige Mann aus Bonn ist vermutlich seit 2015 mehr als 200 Mal in Wohnungen und Häuser der Region eingestiegen. Dabei hatte er wahrscheinlich Hilfe von Mittätern, nach denen die Polizei noch sucht.

Der Schaden, der durch die Einbrüche entstanden ist, liegt bei deutlich über 100 000 Euro. Pelzmäntel und Champagner, Goldschmuck und Geld, sogar eine Kaffeemaschine nahm der mutmaßliche Täter mit. Letztendlich überführten ihn DNA-Spuren – und ein groß angelegter Kontrolleinsatz mit Hunderten Polizisten. Die Ermittlungen gegen mögliche Mittäter dauern noch an.

Schon jetzt hat der 34-Jährige einen gewissen Legendenstatus im Bonner Polizeipräsidium. Dem „Scheibenstapler“, wie ihn die Beamten intern nennen, das Handwerk gelegt zu haben, gilt als einer der größten Erfolge in Sachen Einbruchskriminalität. „Und das ist nur unseren Ermittlern zuzuschreiben“, lobte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa am Donnerstagmorgen. 42 Einbrüche konnten dem Mann mit DNA-Spuren schon nachgewiesen werden. Täglich kommen neue dazu: Experten des Landeskriminalamtes (LKA) gleichen den genetischen Fingerabdruck des 34-Jährigen ständig mit weiteren Funden ab.

Als die Ermittlungsgruppe „Scheibe“ im Sommer ihre Arbeit aufnahm, gab es nur eine Häufung von Wohnungseinbrüchen, die demselben Muster folgten. „Der Täter stieg immer im rückwärtigen, sichtgeschützten Bereich ein“, sagt Mark Patrick Lück, der die Ermittlungsgruppe leitet. Und immer zerstörte der Unbekannte die Fensterscheibe möglichst geräuschlos, um in die Häuser zu gelangen. „Dabei ging er sehr ordentlich vor“, sagte Lück. Die zerbrochenen Glasscheibenstücke legte er fein säuberlich bei Seite und stapelte sie – was ihm den Spitznamen „Scheibenstapler“ einbrachte.

Sein Vorgehen hat er offenbar mit jedem Einbruch verfeinert: Er bastelte sich Werkzeuge, mit denen er Jalousien hochdrückte und die Scheiben nahezu lautlos zum Bersten brachte. Sportlich überwand er Hindernisse von bis zu fünf Metern. Balkone erkletterte er mit einem Seil mit Enterhaken.

Profiler im Einsatz

„Wir fingen bei null an, es gab zunächst keine Anhaltspunkte“, sagte Lück. Deswegen griffen die Bonner auf die Experten der operativen Fallanalyse des LKA zurück – hoch spezialisierte Profiler, die sonst nur bei Morden zum Einsatz kommen. Die Vermutung der Ermittler war richtig: DNA-Spuren, die an den Tatorten in Bonn, im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Neuwied entdeckt wurden, stammten von derselben Person. Aber von welcher? „Wir sprachen mit Anwohnern und möglichen Zeugen, aber niemand hatte einen Hinweis auf die Identität“, berichtete Lück. Dank eines Einbruchsradars, auf dem die Polizisten alle vergangenen möglichen Taten markierten, kannten sie die Gebiete, in denen der Täter auf Beutezug ging. „Wir wussten, wo er zuschlagen würde, aber nicht wann.“ So kam es zu Situationen, dass verdeckte Ermittler Ippendorf überwachten, der „Scheibenstapler“ aber in Bad Honnef zuschlug.

So tappte die zehnköpfige Ermittlungsgruppe wochenlang im Dunkeln. Bis sie sich zu einer radikalen Maßnahme entschloss: Zwölf Tage lang observierte sie rund um die Uhr alle Orte, in denen der Einbrecher einmal eingestiegen war. Mehr als 800 Polizisten waren dafür Anfang Dezember in wechselnden Diensten im Einsatz. Doch vom „Scheibenstapler“ weit und breit keine Spur.

„Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, da fiel einer zivilen Streife am vorletzten Tag ein Prospektverteiler um 4 Uhr morgens in Ippendorf auf“, erzählt Lück. Die Beamten hatten ihn schon einmal im Oktober nachts in einem Wohngebiet beobachtet, damals reichte der Verdacht für weitere polizeiliche Maßnahmen aber nicht aus. Nun hefteten sie sich an seine Fersen, beobachteten sein Umfeld und konnten ihm mit einer Speichelprobe die DNA-Spuren mehrerer Tatorte zuordnen. „Gleichzeitig stießen wir auf mögliche Mittäter“, so Lück.

Der 34-Jährige wurde daraufhin am Dienstag festgenommen, auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bonn erließ das Gericht einen Haftbefehl gegen

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