Grafikfähige Taschenrechner als Pflicht Bonner Schulen reagieren gelassen

BONN · Mit Gelassenheit reagieren Bonner Schulen auf die Neueinführung des grafikfähigen, aber teuren Taschenrechners. Wie berichtet, muss laut Runderlass des Schulministeriums vom nächsten Schuljahr an jeder Schüler in NRW ab Klasse 10 ein von seinen Eltern bezahltes hochwertiges Rechengerät nutzen.

"Wir sind sehr glücklich über die Entscheidung, dass jetzt flächendeckend mit diesen guten Geräten gearbeitet werden soll. Wir tun das in unserer Oberstufe schon seit fünf Jahren", sagte Anne Andereya auf Anfrage. Sie ist Schulleiterin am Friedrich-Ebert-Gymnasium, einer der lokalen Mathematik-Nachwuchsschmieden. Dadurch, dass das International Baccalaureate (IB), das an ihrer Schule als zusätzliche Qualifikation zum deutschen Abitur angeboten wird, den 70 bis 100 Euro teuren grafikfähigen Taschenrechner generell fordere, habe es über Jahre eine Ungleichverteilung von Geräten in den Klassen gegeben. Die nicht so aufwendigen Rechner kosten ab 15 Euro.

Vor fünf Jahren habe man sich für die verbindliche Einführung des teureren Typus entschieden. "Die Geräte werden von uns auch fachlich als sehr gut eingeschätzt, da sich damit komplexe Aufgaben anschaulich darstellen lassen", so Andereya. Bislang habe es auch keine Kritik gegeben, dass die Anschaffung laut NRW-Erlass nun nur von den Eltern bezahlt werden müsste.

Am Tannenbusch-Gymnasium wird die Entscheidung des Ministeriums ebenfalls begrüßt. "Wir haben diese neuen Rechner schon seit über vier Jahren verbindlich eingeführt", antwortet der stellvertretende Schulleiter Peter Bersch. Man habe nur gute Erfahrungen damit gemacht. "Es ist sicher nicht sinnvoll, wenn man in der Oberstufe noch alles von Hand rechnen muss." Wichtiger sei, dass die Wege zur Lösung erkannt würden. So könnten auch sehr anspruchsvolle Aufgaben im Unterricht und in der Klausur angegangen werden.

Nicole Auen, Schulleiterin des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums, will den Erlass nicht kommentieren. Als Mathematiklehrerin könne sie aber sagen, dass die Einführung der komplexen Geräte Vor- und Nachteile bringe. "Scheinbar gehen Kompetenzen verloren. Andererseits kommen Kompetenzen dazu, den neuen Aufgabenstellungen gerecht werden zu können." Die Fachkonferenz Mathematik habe sich am NCG nach genauer Prüfung verschiedener Angebote für ein Modell entschieden und werde darüber in der Schulkonferenz abstimmen lassen, sagt Auen. Ab der Klasse 7 wolle man mit einfachen Rechnern arbeiten, um dann ab Klasse 9 die grafikfähigen Geräte einzuführen.

Die Geräte

Grafikfähige Taschenrechner mit hochauflösendem Bildschirm machen die Darstellung von Graphen und Diagrammen möglich. Sie kosten je nach Modell 70 bis 100 Euro. In NRW sind die Geräte im nächsten Schuljahr im Mathematikunterricht ab Klasse 10 Pflicht. Im Abitur 2017 werden erstmals Aufgaben dazu gestellt. Jede Schule entscheidet, welche Geräte angeschafft werden. Klassenweise sollten alle Schüler dasselbe Modell nutzen.

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