Kommentar zum Tiersterben Bonner Rheinauensee in Not

Meinung | Bonn · Im See der Bonner Rheinaue verenden Hunderte Tiere. Die Situation mit den toten Fischen und Vögeln ist beschämend, kommentiert GA-Redakteur Nicolas Ottersbach.

Bonn ist Klimastadt, Bonn ist umweltfreundlich, Bonn ist grün. Und Bonn hat einen Tierfriedhof in seiner grünen Lunge. Was sich derzeit am See in der Rheinaue abspielt, ist beschämend. Mehrmals täglich suchen städtische Gärtner das Wasser und die Ufer nach toten Tieren ab. Kistenweise werden Vogel- und Fischkadaver weggeschleppt. Direkt daneben grillen Besucher, trinken Sekt und fahren mit ihrem Tretboot über den stinkenden See.

Da fragt man sich, was aus dem ehemaligen Vorzeigeprojekt geworden ist, das nicht nur zur Bundesgartenschau als grüne Oase am Rhein internationalen Ruhm erfuhr. Nur das Nötigste wird gemacht. Zum Beispiel dann, wenn der See undicht ist oder eine Ufermauer nicht mehr sicher steht. Es gibt nicht einmal Gewässerproben, die regelmäßig genommen werden und den Zustand dokumentieren könnten – vermutlich würden die Ergebnisse katastrophal ausfallen.

Die Gründe, warum der See in einem so schlechten Zustand ist, sind laut Stadtverwaltung vielfältig. Vor allem liege es daran, dass Passanten ständig Brot und Essensreste ins Wasser werfen, um die Enten zu füttern. Schilder, die auf ein Fütterungsverbot hinweisen, hat man allerdings versäumt aufzustellen. Obschon die Problematik schon lange bekannt ist. Und eine Sanierung des Sees? Wäre teuer – und ist nicht geplant. Die bisherigen Maßnahmen – erst vor wenigen Wochen wurden die Algen abgemäht – scheinen aber offensichtlich nicht zu fruchten.

Kurzfristig muss die Stadt ermitteln, was mit dem Seewasser nicht stimmt und was für das Tiersterben verantwortlich ist. Langfristig muss die Verwaltung ein Konzept entwickeln, um zu verhindern, dass der See mit Algen zuwächst und kippt. Vorschläge dazu haben Natur- und Tierschützer schon vor langer Zeit gemacht. Passiert ist wenig.

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