Patentschriften und Kataloge lagen im Keller Bonner rettet Dokumente aus altem Soennecken-Archiv

Poppelsdorf · Christian Kleist hat wahre Schätze in dem Firmenarchiv der Bonner Schreibwarenfabrik Soennecken entdeckt. Der Naturwissenschaftler mit dem Faible für Industriegeschichte hat 300 Ordner mit einmaligen Dokumenten gefüllt.

 Christian Kleist steht im Poppelsdorfer Heimatmuseum, das der seit dem Jahr 2003 leitet.

Christian Kleist steht im Poppelsdorfer Heimatmuseum, das der seit dem Jahr 2003 leitet.

Foto: Benjamin Westhoff

Christian Kleist lässt sich nicht so schnell einschüchtern. „Nein, ängstlich bin ich wirklich nicht“, sagte der 75-Jährige und schmunzelte. Der Leiter des Poppelsdorfer Heimatmuseums wurde nun geehrt. Als Biologe beim Zoologischen Institut der Universität kannte er sich auf dem Werksgelände der ehemaligen Soennecken-Fabrik bestens aus. Schließlich hatte er seinen Arbeitsplatz in dem alten Industriegebäude. „Eines Tages habe ich im Keller eine verschlossene Tür entdeckt. “Zutritt verboten„ stand groß auf einem Zettel. Doch ich wollte einfach wissen, was sich dahinter verbarg“, erinnerte er sich.

Gesagt, getan: Die Tür ließ sich leicht öffnen, und Kleist stand mitten im Firmenarchiv von Soennecken aus der Zeit von 1876 bis 1967. „Es war einfach unglaublich“, schwärmt er noch heute. Belege, Kataloge, Patentschriften und jede Menge Schriftverkehr lagerten dort. „Aber ich habe auch gesehen, dass die ganze Sache schon durchstöbert war, Akten aufgerissen und auf dem Boden verteilt waren.“

Die Leidenschaft des Naturwissenschaftlers für das Vergangene war geweckt. Mit Neugier und Akribie sichtete, sortierte und ordnete er neu. Am Ende hatte er 300 Ordner gefüllt – mit zum Teil einmaligen Dokumenten. Dies sollte sich als Glücksfall für Bonn, für Poppelsdorf sowie für das Heimatmuseum an der Sternenburgstraße erweisen. Denn viele der dort ausgestellten Exponate hat Kleist zusammengetragen.

Seit mehr als 16 Jahren leitet er das kleine Museum. Und dort feierte er zwischen Vitrinen und Exponaten seinen 75. Geburtstag mit einigen Weggefährten. „Eigentlich habe ich durch Soennecken Zugang zur Industriegeschichte Bonns bekommen. Die Firma Wessel oder Zuntz Selige Witwe faszinieren mich ebenfalls.“

Leiter des Heimatmuseums

Kleists Familie zog 1960 von seinem Geburtsort Bad Harzburg nach Bonn. Nach dem Abitur studierte er hier Biologie und Philosophie und arbeitete nach verschiedenen Stationen ab 1979 an der Bonner Uni. 1997 trat er dem Förderverein Poppelsdorfer Geschichte bei, seit 2003 war er im Vorstand und von 2011 bis 2015 Vorsitzender. 2003 übernahm Kleist dann von Helmut Uessem die Leitung des Heimatmuseums.

„Er ist ein unermüdlicher Sammler, Industriehistoriker und weltbekannter Soennecken-Experte“, lobte ihn Wolfgang Alt, Vorsitzender des Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte. Zum Geburtstag hatte er einen kleinen Bildband zusammengestellt, der das Wirken des Museumschefs in den vergangenen Jahren zeigt. „Ein kleiner Streifzug durch Dein Leben“, sagte Alt. Auch das Museum profitiert von Kleist Geburtstag, denn Peter Weingarten stiftete aus diesem Anlass zwei alte Feuerwehrfahnen aus dem Besitz seiner Familie, die nun am Eingang aufgehängt sind.

Doch was ist für den Poppelsdorfer Kleist das liebste Stück der Ausstellung? „Das kann ich gar nicht sagen“, gab er sich diplomatisch. Natürlich sei die alte Bronzeplatte mit dem Konterfei von Friedrich Soennecken aus dem Jahr 1900 etwas ganz Besonderes. „Aber eigentlich ist unser jüngstes Stück für mich einzigartig“ – ein altes Modell des Poppelsdorfer Schlosses. „Das ist wohl von 1925 und anlässlich der Kölner Ausstellung “1000 Jahre Rheinische Kunst„ angefertigt worden“, erklärte er.

Auch dieses Stück Stadtgeschichte war lange in Vergessenheit geraten und hat Jahrzehnte in verschiedenen Schulkellern gestanden. „Erst vor kurzem haben wir es bekommen“, erzählte der 75-Jährige. Besondere Pläne für die Zukunft hat Kleist nicht. „Es soll noch lange so weitergehen wie bisher. Ich habe so viele Interessen: Biologie, Kunst, Geschichte, Sport, Musik – ich finde alles faszinierend.“

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