Vereine zeigen sich solidarisch Bonner Polizei bewacht Synagoge rund um die Uhr

Bonn · Nach dem antisemtischen Anschlag in Halle spricht der Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan von einer großen Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinde. Vor der Synagoge in Bonn steht unterdessen rund um die Uhr eine Polizeiwache.

 Ein Polizist bewacht die jüdische Synagoge in der Tempelstraße. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt.

Ein Polizist bewacht die jüdische Synagoge in der Tempelstraße. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt.

Foto: Nicolas Ottersbach

Am Tag nach dem Attentat in Halle zeigen sich nahestehende Vereine und Verbände der jüdischen Gemeinde in Bonn solidarisch. In einem offenen Brief bringt der evangelische Superintendent Eckart Wüster seine Haltung zum Ausdruck: "Ich möchte Ihnen auf diesem Wege im Namen des evangelischen Kirchenkreises Bonn unser Entsetzen mitteilen, das uns angesichts des furchtbaren Anschlages in Halle ergriffen hat. Die Ängste der in der Synagoge versammelten Mitglieder der jüdischen Gemeinde können mir uns sehr gut vorstellen. Und das ausgerechnet Jom Kippur!" Es sei nicht zu verstehen, "dass der Antisemitismus, dass die Bereitschaft zu Gewalt und Gewaltexzessen unausrottbar scheinen. Unsere Gedanken sind bei Ihnen und bei den Opfern und ihren Angehörigen", schrieb er an Margaret Traub und Oleg Goloborodsky aus dem Gemeindevorstand stellvertretend für alle Mitglieder.

Joachim Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, berichtete von einer "spürbaren Unruhe innerhalb des Vereins". Mitglieder hätten ihre Sorge angesichts des von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht als "rechtsextremistischen Terroranschlag" bezeichneten Verbrechens zum Ausdruck gebracht.

"Fassungslos" zeigt sich der Verein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn. Staat und Gesellschaft müssten ihre Verantwortung wahrnehmen, die Aufarbeitung über die NS-Vergangenheit, Rassismus und Antisemitismus zu verstärken. Anne Flume von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Bonn sprach nach einem Austausch mit jüdischen Freunden von einem "Gefühl der Machtlosigkeit". Mitglieder der DIG von Bonn und Köln seien dazu aufgerufen worden, gemeinsam mit dem Bündnis gegen Antisemitismus und dem Rheinischen Antifaschistischen Bündnis gegen Antisemitismus am Donnerstagabend um 18 Uhr an einer Solidaritätskundgebung unter dem Motto "Stoppt den antisemitischen Terrorismus" teilzunehmen. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan erklärte: "Das Attentat auf die Synagoge in Halle erfüllt mich mit Abscheu und mit Trauer um die Toten. Ich weiß, dass ich im Namen der ganzen Stadt spreche, wenn ich Ihnen, den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Bonn, versichere, dass wir an Ihrer Seite stehen und uns Ihnen zutiefst verbunden fühlen."

Der Wachdienst wurde schon am Mittwoch nach Bekanntwerden des Anschlags verstärkt. Die Bonner Gemeinde feierte an diesem Abend ihren höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Bei einer Mahnwache hatten sich etwa 30 Menschen vor der Synagoge versammelt, um ihre Solidarität zu bekunden.

Die Bonner Polizei bewacht die Synagoge in der Tempelstraße bis auf Weiteres rund um die Uhr. Vor dem Gotteshaus standen auch am Donnerstag mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte. Generell stünden jüdische Einrichtungen unter besonderer Beobachtung, Streifen patrouillierten regelmäßig. Derzeit sei man mit Blick auf die Vorfälle in Halle "weiter sensibilisiert, um schnell reagieren zu können", so Polizeisprecher Robert Scholten.

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