Sanierung der Kirche Bonner Münster wird angebohrt

BONN · Es gehört schon ein bisschen Mut dazu, in eine 1000 Jahre alte Basilika ein tiefes Loch zu bohren. Die genaue Stelle in der Außenmauer auf der Westseite des Bonner Münsters war Freitagvormittag mit Kreide markiert. Ein paar Sekunden später war bereits das erste Gestein entnommen.

 An der westlichen Außenwand des Bonner Münsters setzt Harald Freund den Bohrer an, um einen Gesteinskern herauszuziehen.

An der westlichen Außenwand des Bonner Münsters setzt Harald Freund den Bohrer an, um einen Gesteinskern herauszuziehen.

Foto: Barbara Frommann

Reiner Lemke vom Ingenieurbüro Schwab Lemke stellte mit Kennerblick und Tastsinn schnell fest, dass schon nach zehn Zentimetern das Mauerwerk abgerissen ist - also nicht so kompakt wie nötig. Solche Erkenntnisse sind wichtig, um bei der anstehenden Sanierung des maroden Gotteshauses die richtigen Methoden anzuwenden.

Doch das heißt längst nicht, dass die Kirche zusammenbricht. "Wir wollen feststellen, in welchem Zustand sich die Mauer befindet", sagte Lemke. Vor allem weiß auch niemand so genau, aus welchen Materialien sie an den verschiedenen Stellen aufgebaut ist. Eine etwas längere Probe - rund, mit einem Durchmesser von acht Zentimetern - lag bereits in einer Bohrkiste. Da findet sich hinter Tuff Basalt, gefolgt von Füllmaterial aus verschiedenen Komponenten. Dann wieder Basalt, der nur nass herausgebohrt werden kann.

Im Westchor der Kirche zur Straße In der Sürst befindet sich bereits innen eine Bohrung, die Lemkes Team nicht nur mit der Taschenlampe, sondern auch einem Endoskop inspizierte. Dort sind sie auf eine Baunaht gestoßen. "Das Münster ist nicht in einem Zuge gebaut worden", sagte Münstersprecher Reinhard Sentis. Es sei auch oft umgebaut worden.

Die Kirche wird zwar derzeit nicht gerade zum Schweizer Käse, aber immerhin vier Bohrungen innen und vier außen kommen zusammen - bis zu 1,80 Meter tief. 20 Zentimeter, bevor der Bohrer am anderen Ende rauskommt, wird aufgehört, den Rest können sich die Experten erschließen. Es gibt in der Kirche auch noch 15 Putzsondierungen, "wo nur die Oberfläche angebohrt wird", sagte Architekt Reto Bellinger. Hinzu kommt die aufwendige Kartierung des kompletten äußeren Mauerwerks. "Am besten wäre es natürlich, wenn wir uns mit den Leuten von früher unterhalten können", sagte Sentis und lachte.

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