Jubiläumfest Bonner Montag Stiftung feiert 25-jähriges Bestehen

Bonn · Sie ist die Keimzelle der Stiftungsgruppe in Bonn, die Montag Stiftung für Kunst und Gesellschaft. Seit 25 Jahren bleibt sie sich und ihrem Auftrag treu. Bei der der Jubiläumsfeier stellt sie ein sich veränderndes Kunstwerk in den Mittelpunkt.

 Ein Rohdiamant zum Jubiläum: Frank Bölters Werk aus Tetra Pak regt (von links) Ruth Gilberger, Fiona Kubat, Wolfgang Mohr, Teresa Grünhage und Anne-Katrin Bicher zum Austausch über die Kunst des Feierns an.

Ein Rohdiamant zum Jubiläum: Frank Bölters Werk aus Tetra Pak regt (von links) Ruth Gilberger, Fiona Kubat, Wolfgang Mohr, Teresa Grünhage und Anne-Katrin Bicher zum Austausch über die Kunst des Feierns an.

Foto: Joanna Kischka

Ein Löwe über der Adenauerallee weist den Weg in Richtung Kunst: Nicht immer ist die Arbeit der Bonner Montag Stiftungen so offensichtlich wie bei der Ausstellung „Blick zurück nach vorn“ im Jahr 2008, als das Kunstwerk von Babak Saed über der B 9 baumelte. Auf dem Stiftungscampus rund um die Villa Prieger arbeiten drei operative Stiftungen und eine Förderstiftung an gesellschaftlichen Veränderungen und neuen Ideen, die langfristig wirken sollen. Hier ist Zeit, moderne Schulgebäude zu planen, in denen Schüler sich gerne ganztags aufhalten, oder neue Wohnformen mit positiven Impulsen für den Stadtteil zu ersinnen.

Die Montag Stiftung für Kunst und Gesellschaft war vor 25 Jahren der Ausgangspunkt der Aktivitäten von Unternehmer Carl Richard Montag als Stifter. Er gründete sie drei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Elisabeth, mit der er auch die große Liebe zur Kunst teilte.

Große silberne Plastik im Raum

Natürlich stand ein Kunstwerk im Raum, als die Stiftung im früheren Raiffeisenhaus an der B 9 in Bonn ihr 25-jähriges Bestehen feierte. Und natürlich ging es auch bei diesem Kunstwerk, einer großen silbernen Plastik des Künstlers Frank Bölter, um Mitwirkung, um Teilhabe. Partizipation ist schließlich ein Kernthema der Kunststiftung, die sich zusammen mit ihren Schwesterstiftungen für Jugend und Gesellschaft sowie Urbane Räume das „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Auch wenn Partizipation an diesem Abend nicht in der großen Öffentlichkeit stattfand, sondern eher unter Freunden, Mitstreitern und Förderern blieb, freute sich Vorstandsfrau Ruth Gilberger über zahlreiche schon im Vorfeld oder am Abend eingegangene Beträge zu Bölters Plastik, die ein überdimensionaler Diamant aus Tetra-Pak-Folie ist. Ob als beweglicher Ventilator oder als flexibles Gitterwerk, als Collage mit allen Zutaten, die Gesellschaft und Kunst vernetzen, oder als Mobile – sehenswert und ideenreich waren die Jubiläumsgeschenke, die Gilberger schon in den Tagen zuvor, aber auch während der Feier auspacken durfte. Nicht nur die immer weiter ergänzte Skulptur, sondern auch das Thema von Gilbergers Festrede verschmolzen den künstlerischen Impuls mit der Kunst des Feierns.

Muss man feiern lernen? Gibt es Feiern im Tierreich? Oder ist die Kultur des Feierns zutiefst menschlich und so alt wie die Menschheit? Ob kultisch, religiös oder privat – Gründe zum Feiern gibt es laut Gilberger viele. Zusammen mit anderen Menschen, in diesem Zusammenhang Gäste genannt, bilde der Feiernde eine temporäre Gemeinschaft, sozial und verbindend. Feiern könne systemstabilisierend wirken, aber auch systemzersetzend wie in Lars von Triers Film „Das Fest“, wo im Laufe einer Familienfeier der Missbrauch zweier Kinder durch ihren Vater offenbar wird. Es gehe um Rausch und Ekstase, um ästhetische Dimensionen wie schöne Kleidung und gutes Essen, aber ein wenig eben auch um Verschwendung, die Kunst des Teilens mit Hilfe von Geschenken und die Kunst der Teilhabe.

Kunstwerke zum Funkeln bringen

Womöglich ist eben jedes Fest eine Art Stiftung – und jede Stiftung dazu da, die ihr anvertrauten Diamanten zum Funkeln zu bringen. Oder, wie es später der Kurator Johannes Stahl formulierte, die Kunst ein anteiliger Prozess, in dem es nicht immer harmonisch zugeht, wenn die Regeln der Kunst auf den Geschmack des Publikums treffen.

Karl-Heinz Imhäuser muss als Vorstand der Carl Richard Montag Förderstiftung zwar aufs Geld schauen, er plädierte aber für „punktuelle Unvernunft“, denn genau hier liegt der große Luxus der Montag Stiftungen. Sie bieten personelle Ressourcen und Raum für Experimente, sie sind gewissermaßen ein „erlaubtes und gewolltes Fettpolster“ für die Gesellschaft.

Dass dieses Polster ausgerechnet in Bonn gewachsen ist, ist auch der verfallenen Villa Prieger zu verdanken, die Carl Richard Montag 1996 in dichtem Gestrüpp oberhalb des Rheinufers entdeckte. Sie war von Anfang an ein Ort der Begegnung, die erste Kunstausstellung fand in der Ruine statt. Die sanierte Villa ist heute Herz des Stiftungscampus und auch privater Wohnsitz des Stifters. Wahrer Luxus ist für ihn nicht das herrschaftliche Gebäude, sondern die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die geistige Unabhängigkeit ermöglicht.

25 Jahre nach Gründung der ersten Stiftung wächst der Campus an der Raiffeisenstraße weiter. Aktuell wird die ehemaligen Visastelle, ein Zweckbau des Auswärtigen Amtes, abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen.

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