Seit 1995 dort tätig Bonner Malteser bereiten sich auf EU-Einsatz in Albanien vor

Bonn · Die Bonner Hilfsorganisation soll in Albanien die Auffangzentren für Flüchtlinge betreuen. Seit 1995 sind die Helfer dort tätig und leisten Unterstützung im medizinischen und sozialen Bereich.

 Bereiten sich auf den möglichen Einsatz der Malteser in Albanien vor: Gerd Mainzer (l.), Mathias Heiden und Christiana Hann.

Bereiten sich auf den möglichen Einsatz der Malteser in Albanien vor: Gerd Mainzer (l.), Mathias Heiden und Christiana Hann.

Foto: Stefan Knopp

In Brüssel wird diskutiert, wie künftig mit den Flüchtlingen an der EU-Grenze verfahren werden soll, in Bonn denken die Malteser schon einen Schritt weiter. Seit unter anderem Österreichs Kanzler Sebastian Kurz Auffangzentren in Nicht-EU-Ländern, zum Beispiel in Albanien, ins Gespräch gebracht hat, bereitet sich der Malteser Hilfsdienst (MHD) darauf vor, dass diese kommen. „Das ist nicht unwahrscheinlich, weil es sich, ob es rechtlich zulässig ist oder nicht, abzeichnet, dass man geneigt ist, diese Idee wieder aufzufrischen“, sagt Gerd Mainzer, der neue Bonner MHD-Stadtbeauftragte. Und diese Zentren müssen auch betreut werden. Da sehen sich die Malteser in der Pflicht.

Warum? Weil sie ohnehin schon in Albanien sind. „Wir sind seit 1995 im Land tätig und haben im Grunde genommen unseren Schwerpunkt immer nach der entsprechenden Notlage ausgerichtet“, erklärt Diözesanauslandsreferent Mathias Heiden. Die Malteser leisten Unterstützung im medizinischen und sozialen Bereich, brachten 1999 während der Kosovo-Krise zusammen mit österreichischen und albanischen Maltesern ihr Know-how ein und kümmern sich auch um Rückkehrer, die in einer ganz ähnlichen Situation sind wie die Flüchtlinge etwa aus Syrien.

Helfen bei der Reintegration

Die Albaner, die in anderen Ländern Asyl suchten und abgeschoben wurden, stünden nach der Rückkehr in ihre Heimat in der Regel vor dem Nichts. „Sie haben, um hierher zu kommen, ihre Häuser verkauft, ihr Hab und Gut, und rechnen halt damit, dass sie hier eine Chance erhalten, die sie in der Regel aber nicht bekommen“, sagt Heiden. Die Eltern ohne Arbeit, die Kinder ohne Schulplatz, Familien ohne Dach über dem Kopf und vielleicht auch noch mit dem Problem der Blutrache konfrontiert, die in Albanien immer noch Menschenleben kostet. Die Malteser helfen bei der Reintegration, bei Behördengängen und vor allem medizinisch. Von der Regierung erhielten die Rückkehrer kaum Unterstützung, „weil jeder, der drei Monate außerhalb des Landes war, komplett aus allen Systemen abgeschrieben wird“.

Hier enden die Gemeinsamkeiten mit den Syrien-Flüchtlingen. Denn während die albanische Regierung die Rückkehrer sich selbst überlässt, würden EU-Gelder sicher eine Motivation sein, sich um die Flüchtlinge zu kümmern. Das und die Aussicht auf einen Beitritt in die Europäische Union „macht sich einfach gut im Lebenslauf“.

Verlagerung der Probleme

Und wenn die Entscheidung für Auffangzentren kommt, liegt es für die Malteser auf der Hand, dass sie in Albanien entstehen werden. Das Land sei gut gelegen, räumlich relativ zentral. Mainzer ist überzeugt, dass sich die Flüchtlingsströme mit der Entscheidung, die EU-Grenzen zu schließen, nach Albanien verschieben. Flüchtlingsschiffe würden dann wohl in der Hafenstadt Durrës anlanden. „Es ist noch offen, und wir wollen da jetzt auch gar nicht vorgreifen“, stellt Heiden klar. Aber man müsse sich schon mal vorbereiten, „denn sonst werden wir überrannt“.

Die Malteser wären dann Partner der albanischen Regierung, die auch die alten Lager von 1999 betreut. Die könnten dann reaktiviert werden. Dafür brauche die Hilfsorganisation vor allem Geldspenden, um Medikamente und anderes kaufen zu können. Auch ehrenamtliche Hilfe würde man nicht ablehnen. Man brauche etwa Übersetzer, sagt MHD-Pressesprecherin Christiana Hann. Koordiniert würde das Ganze von Bonn aus. Man wäre für die humanitäre Unterstützung da. „Aus meiner Erfahrung ist der albanische Staat, was Gesundheitsversorgung betrifft oder eben auch Sozialwesen, noch stark entwicklungsfähig.“ Mit einer Beurteilung der Auffangzentren-Idee hält sich Heiden zurück – im Prinzip. Klar sei: „Es ist im Grunde eine Verlagerung der Probleme, die ja existieren, in bestimmte Grenzbereiche.“

Informationen gibt es auf www.malteser-bonn.de, unter (0228) 96 99 260 oder nach einerMail an matthias.heiden@malteser.org.

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