Götz Widmann im Interview Bonner Liedermacher spielt im Pantheon

BONN · Götz Widmann, der "Godfather of Liedermaching", tritt heute Abend im Pantheon auf. Dieses Mal können seinen Fans die Titel selbst wählen, zu denen der Bonner Song-Poet in in die Gitarrensaiten greift. Mit Widmann sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Götz Widmann bei einem seiner Auftritte. Er schätzt sich glücklich, von seiner Musik leben zu können.

Götz Widmann bei einem seiner Auftritte. Er schätzt sich glücklich, von seiner Musik leben zu können.

Foto: Pantheon

Ein Wunschkonzert: Was können wir erwarten?
Goetz Widmann: Meine Konzerte sind spontan. Ich bereite mich selten speziell auf die einzelnen Abende vor. So etwas wie eine Setlist gibt es bei mir nie, das Programm entsteht normalerweise erst beim Auftritt. Da kann dann auch einmal etwas schiefgehen. Jetzt beim Wunschkonzert habe ich immerhin einen Zettel mit den gewünschten Songs auf der Bühne liegen, und ich übe vorher auch mal besonders exotische Wünsche.

Und was machen Sie, wenn sich Leute Lieder wünschen, die Sie überhaupt nicht mögen?
Widmann: Ich habe eigentlich ein gutes Verhältnis zu allen meinen Songs. Und wenn sich die Leute etwas wünschen, gibt es auf dieser Tour tatsächlich keine Tabus.

Das heißt, bei Ihnen können Wünsche geäußert werden? Bis wann? Und wie?
Widmann: Am besten per Mail an goetz@goetzwidmann.de. Bis 18 Uhr einfach drei Titel aus meinem Programm oder dem meiner alten Band Joint Venture schicken, die man hören will.

Wer sitzt bei Ihnen im Publikum? Sie sind jetzt 47.
Widmann: Das ist immer sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu den meisten anderen bekannten Liedermachern habe ich aber eher ein ziemlich junges Publikum.

Sie werden als "Meister der Rock'n'Roll-Poesie" gelobt. Was bedeuten Ihre Lieder für Sie?
Widmann: Ich habe das unglaubliche Glück, vom Lieder-Schreiben leben zu können. Aber auch wenn das nicht so wäre, würde ich wahrscheinlich ständig an neuen Texten sitzen. Ich muss das tun. Wenn ich frei habe, bastle ich sofort an irgendwelchen Songs.

Kommen heute in ihren Konzerten noch Anklänge an die "Joint Venture"-Band-Zeiten mit Ihrem verstorbenen Kollegen Martin "Kleinti" Simon?
Widmann: Auf jeden Fall, die alten Songs sind schon immer ein ganz wichtiger Bestandteil der Show.

Sie stehen mit nichts als Ihrer Gitarre vor dem Publikum. Kann man heute noch ohne bombastische Bühnenshow fesseln?
Widmann: Ich denke, das kommt extrem auf die Kunstform an. Als Liedermacher kann man wunderbar ohne Pyroeffekte leben.

Sie finden immer mehr zu ernsten Themen. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz?
Widmann: Ich nehme das gar nicht so wahr, auch auf den alten Joint-Venture-Platten waren immer ernste Songs. Ich möchte in meinen Liedern das komplette Gefühlsspektrum abbilden, und dazu gehört Lachen ebenso wie Traurigkeit, Wut, Zärtlichkeit ...

Halten Sie immer noch Zöllner auf der A4 vom Vollzug ab, wie in einem Song?
Widmann: Da ich jetzt in der Schweiz wohne, ist es eher die A 5. Und ich bin jetzt wohl doch etwas zu alt, um ins Fahndungsraster zu passen. Bin jedenfalls schon lange nicht mehr kontrolliert worden.

Sie haben dieser Tage ihre Zelte in Bonn abgebrochen?
Widmann: Ja, ich bin eigentlich schon vor über zwei Jahren zu meiner Frau in die Schweiz gezogen und wohne jetzt im Emmental in einem alten Bauernhaus. Das sieht so ein bisschen aus wie im "Herr der Ringe" bei den Hobbits, am Horizont das Bergpanorama, sehr gut für die Seele.

Ich hatte eine Zeit lang zwei Wohnungen, weil meine Tochter noch in Bonn in die Schule gegangen ist. Sie ist jetzt fertig und geht weg, um zu studieren, da hat es einfach keinen Sinn mehr gemacht und war auch ganz schön teuer. Aber wir haben noch mal ein rauschendes Fest gefeiert, und natürlich werde ich auch in Zukunft noch oft zu Konzerten nach Bonn kommen oder Freunde besuchen.

Zur Person

Liedermacher Götz Widmann (47) bildete nach einem BWL-Studium ab 1993 mit seinem Freund Martin "Kleinti" Simon das in der alternativen Musikszene bekannte Duo "Joint Venture". Nach Simons Tod 2000 startete Widmann als Solokünstler, veröffentlichte Alben wie "Zeit" und "Habt Euch lieb".

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