Sex mit jungen Mädchen per Live-Chat Bonner Lehrer gesteht Kindesmissbrauch

Bonn · Ein 43-jähriger Lehrer hat vor dem Bonner Landgericht den Missbrauch von jungen Mädchen sowie den Besitz von Kinderpornografie gestanden. Der Mann hatte demnach Sex mit jungen Mädchen per Live-Chat, 44 Fälle sind bekannt.

 Ein Bonner Lehrer hat vor Gericht den Missbrauch von Kindern im Internet sowie den Besitz von Kinderpornografie gestanden.

Ein Bonner Lehrer hat vor Gericht den Missbrauch von Kindern im Internet sowie den Besitz von Kinderpornografie gestanden.

Foto: dpa/Martin Gerten

"I'm in a naughty, dirty Mood", soll ein Bonner Pädagoge einem seiner Opfer offenbart haben. Und in "ungezogener, dreckiger Stimmung" war der 43-jährige Lehrer wohl öfter: Vor der zweiten großen Strafkammer am Bonner Landgericht muss er sich daher seit Dienstag wegen der Verbreitung, des Erwerbs und des Besitzes kinderpornografischer Schriften sowie Kindesmissbrauchs verantworten.

Über verschiedene Chat-Kanäle soll der Mann zwischen Dezember 2016 und März 2018 in 44 Fällen den Kontakt zu jungen Mädchen - meist im Alter zwischen acht und zwölf Jahren - gesucht haben. Die meisten Opfer sollen in den USA leben, aber auch in den Niederlanden, Großbritannien und in Deutschland soll er fündig geworden sein. Der Mann zeigte sich weitgehend geständig.

Offenbar um nicht fotografiert oder gefilmt zu werden, hatte sich der Angeklagte vor Prozessbeginn kurzerhand in den Zuschauerraum gesetzt. Erst als die Kammer den Saal betrat, stand er auf und wechselte auf die Anklagebank, wo er neben seinem Verteidiger Matthias Brauer Platz nahm. Von dort verfolgte er ohne sichtbare Regung und mit tief gesenktem Kopf die rund einstündige Verlesung der 44 Punkte der Anklageschrift.

Der Mann soll rund ein Jahr lang immer wieder stundenlang und meist nachts mit den Mädchen gechattet und sie während dieser Zeit dazu aufgefordert haben, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen oder ihm bei solchen zuzusehen. Dabei zeichnete er Video- und Fotodateien auf, die er in vielen Fällen auch an die Kinder sendete.

Auf die Schliche war die Polizei dem Mann nach einem Hinweis amerikanischer Fahnder gekommen. Am 13. März 2018 wurden sein Rechner und mehrere Datenträger von Beamten des Bundeskriminalamts beschlagnahmt.

Noch vor dem Geständnis sorgte die Verteidigung für eine Überraschung: Weil er im Vorfeld Prozessbeteiligten gegenüber mehrmals auf die "erdrückende Beweislast" hingewiesen habe, sei der Vorsitzende Richter Wolfgang Schmitz-Justen befangen, so Anwalt Brauer und beantragte die Umbesetzung der Kammer. Nach einer kurzen Pause entschied Schmitz-Justen, dass die Hauptverhandlung bis zu einer Entscheidung über den Befangenheitsantrag weitergehen solle und begann die Beweisaufnahme unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit der Befragung der ersten Zeugin. Dabei handelte es sich allerdings nicht um eines der Opfer - vielmehr sagte die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten aus.

Dass sie sich von ihm getrennt habe, habe ihn schwer getroffen, so der Angeklagte. "Meine Welt brach zusammen. Ich konnte es nicht verstehen. Sie war meine Traumfrau." Obwohl er geständig war, wurde noch nicht klar, ob er die Tragweite seiner Handlungen vollständig realisiert hat: So räumte er zunächst die Diagnose Pädophilie ein, um kurz darauf zu behaupten, womöglich sei er auch schizophren.

Über das Eintreffen der Polizei habe er sich jedenfalls regelrecht gefreut, so der Lehrer. Gleich nachdem sein Tun entdeckt worden sei, habe er sich daher zu einer Therapie nach Erfurt begeben. Die Schlussdiagnose: Pädophilie. Wieder zu Hause habe er die Nachricht von seiner Suspendierung vom Schuldienst erhalten und das habe ihm erst richtig die Augen geöffnet: Bis dahin sei er nämlich davon ausgegangen, dass er irgendwann wieder als Lehrer arbeiten könne. Seither hat der Studienrat offenbar ein wahrhaftiges "Klinik-Hopping" absolviert. Offenbar war er mit den jeweiligen Diagnosen nicht einverstanden.

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