Urabstimmung in Bonn Bonner Kitas sollen zwei Wochen bestreikt werden

BONN · Die Bonner Kindertagesstätten werden wieder bestreikt, und diesmal lange: In einer Urabstimmung, die am Montag zu Ende ging, haben sich die Gewerkschaftsmitglieder für den Arbeitskampf entschieden. Die Stadt will kurzfristig reagieren.

"Voraussichtlich werden wir ab kommendem Montag für zwei Wochen die Kitas bestreiken", sagt Komba-Vorsitzender Christoph Busch. Und das wird gravierende Auswirkungen für Kinder und Eltern haben, mehr als zwei Drittel der insgesamt 67 städtischen Einrichtungen werden geschlossen bleiben. Landesweit lag die Zustimmung bei 96,53 Prozent. Die Gewerkschaft Verdi stimmt noch bis heute ab, auch dort wird ein klares "Ja" zum Streik erwartet.

"Es fehlt an Wertschätzung der Erzieher, während der Tarifverhandlungen lässt man sich in keinster Weise auf unsere Forderungen ein", sagte Streikleiter Rainer Friedrich. Von der Stadt Bonn und anderen Kommunen bekomme man zwar stets Rückendeckung, die zuständigen Landesbehörden würden allerdings "durchgehend mauern". Deshalb habe man nun die Erzieher, die in Gewerkschaften organisiert sind, zur Abstimmung aufgerufen.

In Bonn warfen seit vergangener Woche 247 Mitglieder ein "Ja" in die Wahlurne an der Komba-Geschäftsstelle im Stadthaus und an der Schmitthalle in Duisdorf, nur acht stimmten mit "Nein". Insgesamt hat Komba in Bonn mehr als 400 Mitglieder, rund 920 Erzieher sind bei der Stadt angestellt. Um den Vollstreik ausrufen zu können, mussten mindestens 75 Prozent der abgegebenen Stimmen dafür sein.

Auch Sankt Augustin beteiligte sich, dort stimmten 25 von 26 Gewerkschaftern für den Streik. "Wir hoffen, dass auf unsere Forderungen eingegangen wird, ansonsten würden wir ja nicht streiken", sagte Elke Stemmler vom Bonner Ortsverein der Komba. Deren Mitglieder setzten zudem auf die Unterstützung der Erzieher, die nicht in der Gewerkschaft organisiert sind. "Auch wenn sie kein Streikgeld bekommen", so Christoph Busch.

Wie die Arbeitsniederlegung genau aussehen wird, hält der Bonner Komba-Vorstand noch geheim. Grundsätzlich sei sie unbefristet, bis die Tarifverhandlungen zu Ergebnissen führten. "Wir haben für jeden Tag eine Aktion in der Stadt geplant", sagte Busch. Am 11. Mai wolle man zu einer großen Demonstration nach Aachen reisen. Beim Warnstreik im April wurden 34 Kitas geschlossen, die Erzieher zogen zu einer Kundgebung vor das Alte Rathaus.

Die Eltern zeigten sich laut Busch solidarisch: "Es liegt auch in ihrem Interesse, dass die Arbeit in den Kindertagesstätten gut bezahlt ist." Es gehe aber nicht nur um eine andere Eingruppierung bei den Tarifen, sondern auch um die Attraktivität des Jobs. "Die Belastungen sind groß, die Bezahlung nicht ausreichend. Dadurch haben wir Nachwuchsprobleme", erklärte Stemmler.

Die Stadtverwaltung werde "kurzfristig darüber entscheiden, wie man beim Streik reagiert", erklärte Marc Hoffmann vom Presseamt der Stadt Bonn. Dem Jugendamt lägen bisher keinerlei Informationen über Orte und Umfang eventueller Arbeitsniederlegungen vor. "Kommt es dazu, werden die betroffenen städtischen Tageseinrichtungen für Kinder mit dem verbleibendem Personal nur in dem Umfang Kinder betreuen können, wie dies unter dem Aspekt des Kindeswohls und der Gewährleistung der Aufsichtspflicht möglich ist", sagte Hoffmann.

Das Jugendamt werde wie gehabt unter der Rufnummer0228/775544 Auskunft zu den bestreikten Kindergärten erteilen. Die Kindergärten sollen die betroffenen Eltern so früh wie möglich informieren und ihnen mitteilen, wo es Notgruppen gibt. Diese werden aber nur begrenzte Kapazitäten haben.

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