Bonner Innovation: Nur mit Steuerticket auf den Straßenstrich

Bonn bittet die Prostituierten auf dem Straßenstrich zur Kasse: Sie müssen ab sofort ein Ticket ziehen. Sechs Euro pro Nacht sollen sie als Steuer in die Stadtkasse zahlen.

Bonn. (ga) Bundesweit dürfte Bonn mit dieser Idee eine Art Vorreiter sein. Der Bund der Steuerzahler hält sie zwar für eine "Lachnummer“. Aber wenn es um Steuergerechtigkeit geht, ist die Stadtverwaltung überhaupt nicht zu Scherzen aufgelegt. Darum hat sie nun ernst gemacht: Seit gestern steht an der Immenburgstraße Deutschlands vermutlich erster und einziger Sexsteuerautomat.

Es handelt sich um einen umgerüsteten Parkscheinautomaten. Einschließlich Montage kostete er nach Stadtangaben rund 8 000 Euro. Die Prostituierten sollen für jede Nacht, in der sie auf dem so genannten Verrichtungsgelände ihrem Gewerbe nachgehen, eine Steuermarke im Wert von sechs Euro ziehen. Bisher seien nur die Damen aus Bordellen und anderen Etablissements ihrer Steuerpflicht nachgekommen, so die Stadt.

Wegen der vom Rat beschlossenen Sexsteuer sind im Kassen- und Steueramt zwei Planstellen eingerichtet und intern besetzt worden. Zu den Aufgaben der beiden Männer gehören regelmäßige Kontrollen an der Immenburgstraße. Wer wiederholt ohne Steuermarke erwischt wird, muss mit Bußgeld über 100 Euro rechnen. Da die Prostituierten oft aus dem Ausland stammen, sollen die Kontrolleure mehrsprachige Handzettel mitnehmen.

"Wir wissen nicht, ob wir die einzige Stadt mit einem solchen Automaten sind“, erklärte Monika Frömbgen aus dem Presseamt. Man habe sich unter anderem in Dortmund informiert, wo Sexsteuermarken an einer Tankstelle unweit des Straßenstrichs ausgegeben würden. Ähnliche Möglichkeiten gebe es an der Immenburgstraße aber nicht.

Die Prostituierten dürfen dort erst ab 20.15 Uhr aktiv werden. Aus Sicherheitsgründen und um die Anwohner zu schützen, richtete die Stadtverwaltung Holzboxen ein, in die sich die Frauen mit ihrer Kundschaft zurückziehen können.

Grundstückspacht und Bewachung kosten die Stadt rund 240 000 Euro. Sie rechnet 2011 mit Einnahmen von etwa 200 000 Euro aus der Sexsteuer. Es soll in Bonn rund 200 steuerpflichtige Prostituierte geben, wovon die Hälfte in Bordellen arbeite.

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