Farbspiel in der City Bonner Innenstadt in buntes Licht getaucht

Bonn · Der Westfale Wolfgang Flammersfeld inszeniert mit 400 Scheinwerfern das abendliche Farbspiel in der City. Auch neue Orte sind diesmal dabei. Die Aktion dauert noch bis Sonntagabend.

 Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld setzt in diesem Jahr 19 Orte drei Abende lang in Szene, darunter auch die Namen-Jesu-Kirche.

Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld setzt in diesem Jahr 19 Orte drei Abende lang in Szene, darunter auch die Namen-Jesu-Kirche.

Foto: Benjamin Westhoff

Verlängerungskabel, Steckdosen, Halterungen: Auf den ersten Blick ist der Job von Wolfgang Flammersfeld und seinen fünf Mitarbeitern eine technische Aufgabe. Nämlich Licht ins Novembergrau der Bonner Innenstadt zu bringen.

Doch Flammersfeld, im Dämmerlicht auf einer Transportkiste vor der Namen-Jesu-Kirche zum Interview verabredet, sieht sich ganz und gar nicht als Techniker, sondern als Künstler. An diesem Wochenende lässt der Westfale aus Unna an 20 Stellen die Stadt im Auftrag von City Marketing mit 400 Scheinwerfern und drei selbst gebauten Lichtobjekten aufleuchten. Die Händler der Fußgängerzone haben dafür zusammengelegt.

Für den 66-Jährigen ist Bonn eine echte Herausforderung. Sein Hauptgeschäft macht er in großen Parks, die mit buntem Licht und anderen Effekten zu wahren Phantasiewelten erstrahlen. Auch das Schlossleuchten auf Burg Drachenfels ist sein Werk. Doch eine ganze Stadt ist eine andere Hausnummer.

Das fängt schon damit an, den großen Lkw durch den Innenstadtverkehr an die Lichtpunkte zu bewegen. Und dann sollen das Kurfürstliche Schloss, das Postamt, das Münster oder das Alte Rathaus ja auch nicht einfach in buntes Licht getaucht werden. „Wenn man es richtig macht, lassen sich die Gebäude in eine ganz neue Stimmung versetzen“, verrät Flammersfeld.

Der Trick an der Sache sei die Farbkomposition. Zunächst aber werden die Scheinwerfer verkabelt, ausgerichtet und angekettet. Schlösser und ein Sicherheitsdienst sollen dafür sorgen, dass nichts abhandenkommt. Am Allerheiligentag waren dann bis auf wenige Scheinwerfer mit Zeitschaltuhr an unzugänglichen Stellplätzen alle Lampen aus.

Auch neue Orte haben Flammersfeld und City Marketing in diesem Jahr ausgewählt. Das Commerzbankhaus gehört dazu, das denkmalgeschützte Glasfenster im ehemaligen Viktoriabad, oder der Kammermusiksaal im Beethoven-Haus. Und am Friedensplatz 4 grüßt ein leuchtender Beethoven vom Balkon. Apropos Beethoven: Der Lichtkünstler reibt sich vorfreudig die Hände, wenn er an das Jubeljahr 2020 denkt. Gerne würde er da – sofern es genug Sponsoren gibt – mal richtig auffahren.

Nicht nur der große Beethovenkopf, den er gerade für Schloss Drachenburg baut, könnte via Hubschrauber zu Besuch nach Bonn kommen. Auf dem Smartphone zeigt er ein Ensemble von 36 Lichtwürfeln, die zu Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski ihre Farben wechseln. „Das ginge natürlich auch mit Beethoven“, sagt Flammersfeld. Vor allem würde er gerne mit großen Videoprojektionen die Fassaden des Münsters, der Post, des Rathauses und die Rückfront der Universität in Bewegung setzen.

Mit verhältnismäßig einfachen Mitteln ließen sich so ganze Geschichten erzählen. In diesem Jahr sind die Scheinwerfer bis zum Sonntag, 4. November, auf Bäume, Objekte und Gebäude gerichtet. Dazu findet in der Innenstadt ein Street Food Markt statt. Am Sonntag sind außerdem von 13 bis 18 Uhr die Geschäfte geöffnet. Der Energieverbrauch halte sich in Grenzen, betont der Künstler. Kein LED-Scheinwerfer brauche mehr als 60 Watt. Das sei weniger als bei jeder Schaufensterbeleuchtung.

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