Mehrarbeit und Datenschutz-Beschwerden Bonner Hoteliers klagen über Bettensteuer

BONN · Ob in kleinen Familienbetrieben oder luxuriösen Häusern namhafter Ketten: Touristen und Geschäftsreisende können in Bonn unter mehr als 100 Herbergen verschiedener Preiskategorien wählen. Seit 1. Juli zahlen sie jedoch nicht nur für Übernachtung und Frühstück. Beim Auschecken wird für Privatreisende zusätzlich die Bettensteuer fällig.

 Alles andere als glücklich ist auch Hans-Joachim Fandel vom Hotel Beethoven. Das Meldeformular irriitiert Gäste und Datenschützer. Die Bettensteuer soll der Stadt Bonn in diesem Jahr mehr als eine halbe Million Euro in die Kasse spülen.

Alles andere als glücklich ist auch Hans-Joachim Fandel vom Hotel Beethoven. Das Meldeformular irriitiert Gäste und Datenschützer. Die Bettensteuer soll der Stadt Bonn in diesem Jahr mehr als eine halbe Million Euro in die Kasse spülen.

Foto: Horst Müller

Damit haben sich jedoch noch nicht alle Hoteliers angefreundet. Gerade kleineren Betrieben, die besonders bei Kurzurlaubern und Touristen beliebt sind, beschert dies einen enormen Arbeitsaufwand.

Allerdings üben auch Datenschützer Kritik an der Bonner Umsetzung der Steuer. Denn nachdem sich ein Gast beim Landesdatenbeauftragten darüber beklagt hatte, dass er im Antrag auf Steuerbefreiung sein Geburtsdatum angeben muss, wird diese Regelung jetzt geändert: Spätestens Anfang nächsten Jahres werden überall in Bonn neue Formulare ausliegen, in denen diese Angaben freiwillig gemacht werden können.

Im VW-Bulli, im Wohnwagen oder in einem liebevoll restaurierten Schlafwaggon - das "BaseCamp Young Hostel" zieht nicht nur junge Reisende an. Trotzdem: Auch wer extravagant und außergewöhnlich übernachtet, muss die Bettensteuer bezahlen. Im Vorfeld habe man die Mitarbeiter für die ordnungsgemäße Registrierung sehr intensiv schulen müssen, so der Betreiber. "Die englischen Formulare waren zudem nicht vollständig übersetzt", erinnert sich Jacqueline Rieger.

Eine Menge Mehrarbeit

"Wir mussten den ausländischen Gästen immer wieder erklären, worum es geht und welche Angaben gemacht werden müssen", beklagt sie. Das habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Zudem würde mit dem geltenden Verfahren viel zu viel Papier verschwendet. "Alles in allem haben wir mit Einführung der Bettensteuer eine Menge Mehrarbeit zu erledigen", so die Mitarbeiterin im BaseCamp.

Natürlich habe er sich aufgeregt, als er von der Einführung der Steuer erfahren habe, gibt Markus Koenigs vom Venusberghotel zu. "Mittlerweile können wir aber damit leben", erklärt der Geschäftsmann. Zwar habe er in den ersten Tagen viel Zeit für das korrekte Ausfüllen der Formulare investieren müssen, doch das sei mittlerweile kein Problem mehr. "Nach dem ersten Gezeter ist nun alles in Ordnung", sagt Koenigs. In seinem Haus seien rund 70 Prozent der Gäste dienstlich unterwegs. Für die muss er keine Bettensteuer abführen, allerdings die entsprechenden Anträge ausfüllen.

Wenig Verständnis für Abgabe

Begeistert sind die Gäste im Hotel Beethoven in der City nicht von dem Zuschlag, den sie seit Juli auf den Übernachtungspreis zahlen müssen. "Wenn wir sie nach persönlichen Daten fragen, dann kommen in der Regel kritische Nachfragen bezüglich des Datenschutzes", schildert Barbara Fandel, die das Hotel mit ihrem Mann Hans-Joachim Fandel betreibt. Kaum jemand habe zudem Verständnis für diese Abgabe.

"Wir kommen nach Bonn und lassen viel Geld in der Stadt. Trotzdem müssen wir noch diese Steuer bezahlen. Das ist die Reaktion, die wir an der Rezeption sehr oft zu hören bekommen", zieht die Hotelbetreiberin nach drei Monaten eine erste Bilanz. Zwar verfüge ihr Haus über eine entsprechende Software, "aber für jede Buchung gibt es jetzt mehr Unterlagen, die abgeheftet und archiviert werden müssen."

"Ich fühle mich als Geldeintreiber für die Stadt", konstatiert Michèle Lichte von der Citypension in der Goethestraße. Vor allem kleinere Betriebe würde der Verwaltungsaufwand enorm belasten. "Bis auf das Putzen erledige ich alles selbst in unserem Haus. Mit der Einführung der Bettensteuer ist mein Arbeitstag nun noch einmal länger geworden", sagt die Geschäftsfrau. Sie geht jedoch noch weiter: "Diese Belastung bedroht unsere Existenz."

Stadt will Änderungswünsche prüfen und berücksichtigen

Um den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten, hat sie die Zimmerpreise um die Beherbergungssteuer erhöht. "Damit gefährde ich auf Dauer aber meine Wettbewerbsfähigkeit", sagt Lichte. Allerdings betont sie, dass sie von der Stadt sehr viel Unterstützung erhalten habe. "Ich habe eine feste Ansprechpartnerin, die ich jederzeit anrufen kann. Bei Fragen habe ich schnell Hilfe bekommen."

Nach drei Monaten zieht auch die Stadt erste Bilanz. "Seitens der Hotelbetriebe bestehen Änderungswünsche in Bezug auf die Formulare, die zu einer Steuerbefreiung führen", erklärt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. "Diese Änderungswünsche werden wir prüfen und möglichst berücksichtigen", verspricht er.

Die Bettensteuer

Die als "Bettensteuer" bekannte Beherbergungssteuer in Höhe von fünf Prozent des Übernachtungspreises ist in Bonn seit 1. Juli fällig. Eingezogen wird sie von den Beherbergungsbetrieben. Die Steuer soll in diesem Jahr zu Einnahmen von 524 400 Euro führen.

Die Verwaltung geht für ein ganzes Jahr von Einnahmen von 1 048 800 Euro aus. Die Bonner Bettensteuer müssen jedoch nur Privatreisenden zahlen, Teilnehmer an Kongressen und Tagungen sind von dieser Steuer befreit.

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