Trotz Lockerungen Bonner Gastronomen leiden unter geringen Umsätzen

Bonn · Die Inhaber von Gaststätten und Kneipen kämpfen inmitten der Corona-Pandemie auch nach den Lockerungen mit geringen Umsätzen ums Überleben. Preiserhöhungen lehnen die meisten indes ab.

 Ragnar Fleischmann, Betreiber der Kneipe „Das Nyx“, hat sich mit Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken versorgt.

Ragnar Fleischmann, Betreiber der Kneipe „Das Nyx“, hat sich mit Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken versorgt.

Foto: Benjamin Westhoff

Restaurants und Kneipen haben seit über einer Woche wieder geöffnet. Das erste Wochenende lief für die Wirte sehr schleppend. Die Zukunft der Bonner Gastronomen und Kneipiers bleibt ungewiss. „Es war leider sehr überschaubar“, berichtet Ragnar Fleischmann dem GA. Er ist Betreiber der Kneipe „Das Nyx“ in der Innenstadt. „Man merkt die Verunsicherung. Es kommen deutlich weniger.“ Auch das wechselhafte Wetter in der vergangenen Woche sieht er als Grund, dass die Gästeschar bisher ausblieb.

„Was ich für ein Riesenproblem halte, ist, dass wir eine Liste erhalten, was wir alles einhalten sollen. Aber daraus ergeben sich noch sehr viel Fragen.“ Als Beispiel nennt er etwa, dass laut dem Land erst nur Speiselokale öffnen durften. Dann durften auch die Kneipen. Dann wieder nicht. „Das geht so hin und her. Es gibt noch viele Fragen, wie alles umzusetzen ist. Vieles ist nicht eindeutig formuliert.“

Einige Gastronomen wollen nun einen Corona-Aufschlag verlangen, um gesund wirtschaften zu können. Davon hält Fleischmann nichts. „Das würde ich nicht machen. Das wäre kontraproduktiv. Man verschreckt die Gäste ja schon mit den ganzen Maßnahmen.“ Er könne sich schon vorstellen, dass wieder mehr Leute in die Kneipen gehen. „Das hängt davon ab, was die Infektionszahlen in den nächsten Wochen ergeben.“ Seine Prognose, dass er etwa ein Drittel des Umsatzes im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten erwirtschaftet, habe sich bisher als richtig herausgestellt.

Beim Restaurant Buena Vida Havanna in Poppelsdorf läuft es nicht besser. „Wir sind bei Weitem nicht bei 50 Prozent des normalen Umsatzes“, sagt der Betreiber Salah Cheko. Das Verhältnis zwischen Ertrag und Aufwand sei durcheinandergekommen. Durch die Abstandsregel gebe es weniger Sitzplätze für die Gäste, der Personalaufwand sei aber annähernd gleich. „Wir lernen täglich dazu und passen uns an“, sagt Cheko. Zum Beispiel stehen bei ihm keine langen Sitzbänke mehr draußen, sondern kleine Tische. „Erfahrungsgemäß kommen etwa Zweier- bis Vierergruppen“, sagt er. Die wochenlange Schließung der Restaurants sieht er sehr kritisch. „Uns Gastronomen ärgert es sehr, dass etwa Baumärkte viel früher öffnen konnten. Im Einzelhandel ist es aber viel schwieriger, Abstand zu halten. Wir hingegen in Restaurants haben die Möglichkeiten dazu.“ Auf die Gastronomie sieht er noch schwierige Zeiten zukommen. „Wir schlagen uns schon durch. Aber es werden einige von der Bildfläche verschwinden.“

Schwierige Zeiten sind es auch für Francis Faramaz. Er ist der Leiter des Wirtshaus Salvator in der Innenstadt. „Wir hatten etwa 20 bis 25 Prozent des Umsatzes wie im letzten Jahr“, sagt er dem GA. Einen Corona-Aufschlag verlangt er nicht. „Die Produkte sind ja nicht teurer als früher.“ Die Gerichte auf der Spargelkarte seien sogar fast zehn Prozent niedriger als im vergangenen Jahr. Aktuell ist das Betreiben des Res-
taurants für ihn ein Minusgeschäft. „Mit dem Umsatz verlieren wir noch mehr Geld als letzten Monat“, sagt er. Für die kommenden Wochen hoffe er, dass der Umsatz sich mit den Ausgaben zumindest deckt. An Gewinn denkt er erstmal nicht. „Wir kämpfen jeden Tag.“

Manja Wiesner, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, teilte am Dienstag mit: „Wirte und Kellner freuen sich nach extrem harten Wochen auf Kundschaft. Jetzt zählt jedes getrunkene Bier.“ Auch bittet sie die Gäste um Verständnis, dass sie mehr Zeit mitbringen müssten als sonst. Wiesner selbst blickt optimistisch in die Zukunft. „Klar ist: Wenn eine zweite Infektionswelle ausbleibt und das Gastgewerbe durchdachte Lösungen für den Corona-Schutz bietet, dann könnte die Branche bald schon boomen und der Heimaturlaub eine Renaissance erleben.“

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