Einblicke in die Logen Bonner Freimaurer öffnen ihre Türen

Bonn · Acht verschiedene Logen der Freimaurer existieren in Bonn und haben ihren Sitz in der Dyroffstraße. Für einen Tag lang haben die Mitglieder ihre Türen für Besucher geöffnet: Was steckt hinter den Verschwörungstheorien?

Seit 1960 residieren die Bonner Logen in der Dyroffstraße. In dem Gebäude fanden die Freimaurer ein neues Refugium, nachdem das alte Logenhaus während des zweiten Weltkriegs zerstört worden war. Am Sonntag stand die Pforte des Gründerzeitbaus mit dem Symbol aus Winkelmaß und Zirkel über dem Eingang auch für Nichtmitglieder offen: Die dort ansässigen acht Freimaurerlogen hatten zu ihrem ersten gemeinsamen Tag der offenen Tür eingeladen. Anlass war das 300-jährige Bestehen der konstitutionellen Freimaurerei.

Eine Mitgliedschaft bei der oft mit Vorurteilen bedachten Gruppen ist allerdings nicht so einfach zu bekommen. „Normalerweise kommen Interessenten zunächst an den Gästeabenden zu uns und wir lernen einander dann mit der Zeit kennen“, erklärt Jennifer Michel, Meisterin der gemischten Loge „Licht und Wahrheit“. Erst wenn beide Seiten Gefallen aneinander gefunden hätten, käme es zu einer Aufnahme, so Michel.

Da die Schwelle, zu einem Gästeabend zu kommen, doch recht hoch sei, nutze man gerne die Gelegenheit, Interessenten an einem Tag der offenen Tür anzusprechen, fand auch Werner Kraftsik vom „Neuen Tempel Salomos“. Interesse hatten offenbar viele. Bereits am Morgen, als er um zehn Uhr die Türe geöffnet habe, sei ein stetiger Besucherstrom in das Gebäude gekommen, so Peter Goxharaj von der Loge „Kosmos“. Der Bremer hatte erst als es ihn beruflich in die Bundesstadt verschlug, zu den Freimaurern gefunden – nun begrüßt er die wissbegierigen Gäste am Eingang und weist ihnen den Weg.

Können auch Frauen Mitglied der Freimaurerlogen werden?

Auch Antje Schlaud ist an diesem Tag in die Dyroffstraße gekommen. „Ich habe bisher nur ein Buch über das Thema gelesen und war einfach neugierig, was mich hier erwartet“, so die Künstlerin aus Remagen. Eine spätere Mitgliedschaft würde sie nicht ausschließen – wenn die Loge nicht zu esoterisch für sie sei. Dass auch Frauen Zugang zu Freimaurerlogen haben, ist jedoch immer noch alles andere als selbstverständlich. Nur zwei der acht Logen in Bonn stünden Frauen offen, das sei neben ihrer Vereinigung noch der „Neue Tempel Salomons“, erklärte Michels. „Wir sind eine sogenannte gemischte Loge – es existieren aber zum Beispiel in Köln auch reine Frauenlogen“, erläuterte sie.

Die Worte „So geht nun hinaus in die Welt und bewährt euch als Freimaurer“ gehörten zum freimaurerischen Ritual, wie Jürgen Streich, Sprecher der Loge „Kosmos“ erläuterte. Nun drehe man diesen Satz quasi um und fordere die Besucher an einem Tag der offenen Tür auf, die Freimaurer zu Hause zu besuchen und sich über deren Arbeit zu informieren, so Streich. „Wir wollen auf diese Weise verdeutlichen, dass an den Verschwörungstheorien, denen zufolge die Freimaurerei ein globaler Geheimbund ist, der gar die Weltherrschaft anstrebt, nichts dran ist“, sagte das Mitglied der Loge „Kosmos“ weiter.

Die Freimaurerei hat ihren Ursprung an den Bauhütten der mittelalterlichen Kathedralen. Hier wurde zunächst Wissen über die Baukunst und auch darüber hinaus geteilt. Bei den Zusammenkünften ging es dann in zunehmenden Maße auch um freies Denken und Aufklärung.

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