Heute vor 50 Jahren Bonner feierten die Kennedys

BONN · Es ist ein Staatsbesuch im Kleinen, als Rose Kennedy am 15. Dezember 1964 die Rathaustreppe hinaufschreitet.Auf deren Balustrade hatte ihr Sohn John F. Kennedy ein Jahr zuvor den Jubel von mehr als 25.000 Bonnern genossen.

 24. Februar 1962: US-Justizminister Robert "Bob" Kennedy und Protolkollchef Sigismund von Braun (links).

24. Februar 1962: US-Justizminister Robert "Bob" Kennedy und Protolkollchef Sigismund von Braun (links).

Foto: GA-Archiv/Engels

Rose Kennedy kommt in die deutsche Hauptstadt, um in der Beethovenhalle die Gedächtnis-Ausstellung für den ermordeten US-Präsidenten zu eröffnen. "Mein Sohn", sagt sie, "hatte sehr glückliche Erinnerungen an Deutschland und hat immer wieder den Film abspielen lassen, der über seinen Besuch in Deutschland gedreht worden ist."

Die Kennedys in Bonn - dies ist über all die Jahre hinweg eine besonders herzliche Geschichte. In den 1960er und 1970er Jahren kommen immer wieder Mitglieder dieser einflussreichen US-amerikanischen Familie in die Bundeshauptstadt am Rhein. Und die Bonner begrüßen sie jedes Mal herzlich - egal, ob es der Besuch von US-Justizminister Robert "Bob" und seines Bruders Edward im Februar 1962 ist, die Ausstellungseröffnung mit Rose Kennedy im Dezember 1964 oder eben jener triumphale Empfang des Hoffnungsträgers JFK am 23. Juni 1963.

Abertausende Menschen bereiten dem 35. US-Präsidenten auf seiner Fahrt von Wahn nach Bonn und Bad Godesberg einen großartigen Empfang. Der GA-Chronist beschreibt das Eintreffen des Wagens in Bonn: "Die weißen Mäuse fahren in Tuchfühlung nebeneinander her. Braungebrannt und lächelnd beugt sich Kennedy nach rechts aus dem Wagen, als ein Tambourcorps am Straßenrand mit seiner Knüppelmusik einsetzt. Gleich daneben beginnt ein Fastnachts-Tanzcorps von jungen Mädchen in schwarzen Husaren-Uniformen mit Pauken und Trommeln." Auch Konrad Adenauer weiß um die Bedeutung des Besuches: "Der Bundeskanzler steht aufrecht und lachend kerzengerade im Wagen", notiert der GA-Reporter. "Im Fond des offenen Wagens hinter den beiden Staatsmännern sitzt Chefdolmetscher Weber. Im Augenblick braucht man seine Dienste nicht. Hier kommt es nicht auf die Worte an. Jetzt sprechen die Herzen."

[kein Linktext vorhanden]Die Polizei schätzt die Zahl der Schaulustigen bei diesem Besuch auf 200.000. Mancher riskiert eine Menge, um einen Blick auf den Präsidenten zu erhaschen: Ein 19-Jähriger stürzt von einem Gerüst und bricht sich ein Bein. Das bisher größte Unternehmen in der Geschichte des Deutschen Fernsehens wird vom WDR mit 200 Kameraleuten, Sprechern und weiteren Mitarbeitern betreut. 27 Elektrokameras und eine fahrende Kamera werden eingesetzt. Bonns Oberbürgermeister Wilhelm Daniels bekommt von seinem Gast John Fitzgerald Kennedy eine silberne Zigarettendose mit persönlicher Widmung.

Die Kennedys in Bonn
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Der junge "Bob" Kennedy ist einer, der mit seiner unkonventionellen Art und seinen schnellen Entschlüssen seine Umgebung in Schrecken versetzen kann. So beschreibt der GA den unangekündigten Spaziergang des US-Justizministers bei seinem Besuch am 25. Februar 1962. Nach der Pressekonferenz im Auswärtigen Amt flüchtet dieser im Sturmschritt und ohne Mantel an die frische Luft - zum Entsetzen des Protokollchefs Sigismund von Braun. Polizeibeamte in Zivil erreichen den zu sichernden Gast erst wieder an der Zweiten Fährgasse - blaugefroren und mit beiden Händen in den Hosentaschen.

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