Wegfall der Stichwahl Bonner FDP diskutiert Verzicht auf OB-Kandidaten

Bonn · Der Wegfall der Stichwahl bringt die Liberalen in die Bredouille. Unterdessen hat Alexander Graf Lambsdorff bereits eine Kandidatur ausgeschlossen, weil er dem Bundestag treu bleiben will.

Die OB-Frage ist für sie noch offen: Franziska Müller-Rech, Werner Hümmrich.

Die OB-Frage ist für sie noch offen: Franziska Müller-Rech, Werner Hümmrich.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bonner SPD hat mit Alice "Lissy" von Bülow bereits ihre Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt auf den Schild gehoben. Die Nominierung der Kandidaten der Grünen und CDU, Katja Dörner und Amtsinhaber Ashok Sridharan, stehen bevor. Die FDP, Bündnispartner von CDU und Grünen im Stadtrat, diskutiert zurzeit noch, ob sie überhaupt einen Kandidaten oder eine Kandidatin ins Rennen schicken will.

Die Krux: Erstmals seit 2009 soll es in Nordrhein-Westfalen bei der Kommunalwahl am 13. September 2020, bei der neben den Mandatsträgern für Rat und Bezirksvertretungen parallel auch die Oberbürgermeisterin oder der Oberbürgermeister gewählt werden, möglicherweise keine Stichwahl mehr geben (siehe Infokasten). Die FDP, die nach bisherigem Stand kaum damit rechnen kann, einen eigenen Kandidaten durchzubringen, steht nun vor dem Problem: Verzichtet sie auf einen eigenen Spitzenkandidaten fürs OB-Amt und unterstützt einen Kandidaten oder eine Kandidatin einer anderen Partei, geht sie womöglich im Wahlkampf unter. Stellt sie einen eigenen Kandidaten auf, könnte die Rechnung ebenfalls nicht aufgehen, da möglicherweise ein Mann oder eine Frau OB wird, den oder die die FDP auf keinen Fall auf dem Posten sehen möchte.

Offiziell äußern möchte sich von den Parteigrößen noch niemand. "Wir sind noch mitten in der Diskussion, ob wir jemanden aufstellen wollen oder ob wir uns für einen Kandidaten einer anderen Partei aussprechen", sagte Kreisvorsitzende Franziska Müller-Rech, die für die FDP seit 2017 auch im Landtag sitzt. Die Frage sei, "was das beste für die Stadt ist und wie wir als FDP unsere Themen deutlich machen können", so Rech. Inzwischen sei sie von der CDU und auch von der SPD angesprochen worden, ob die Liberalen deren Kandidaten beziehungsweise Kandidatin unterstütze. Müller-Rech betonte, dass auf keinen Fall eine Entscheidung vor dem 9. November falle, wo sowohl CDU als auch die FDP ihre Kandidaten nominieren.

Ins selbe Horn stößt Parteifreund Alexander Graf Lambsdorff. Der Bonner Bundestagsabgeordnete ist bereits gefragt worden, ob er als OB-Kandidat für die FDP zur Verfügung stehe, wie er bestätigt. "Das ehrt mich natürlich sehr. Das wäre lustig, wenn ich gegen Ashok Sridharan antreten würde. Wir waren Klassenkameraden." Er strebe eine Kandidatur aber nicht an, zumal ihm sein Job in Berlin Spaß mache.

Elmar Conrads-Hassel sitzt für die FPD in der Bezirksvertretung Bonn und gehört dem Vorstand des FDP-Ortsverbands an. "Wir haben uns im Vorstand darauf verständigt, dass die Bonner FDP einen eigenen Kandidaten aufstellen sollte." Einen entsprechenden Antrag für die Kreispartei habe man indes vorerst zurückgestellt, um die Debatte unter allen Mitgliedern abzuwarten. Als Grund nannte er die Podiumsdiskussionen während des Wahlkampfes mit den OB-Kandidaten. "Ohne eigenen Kandidaten finden wir dann nicht statt."

FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich, der schon einige Male als OB-Kandidat der FDP angetreten ist, ist noch hin- und hergerissen, wie er sagt. "So oder so ist es eine schwierige Frage", meint er, obwohl er nicht glaube, dass die FDP ohne eigenen OB-Kandidaten den Wiedereinzug in den Stadtrat verpassen werde. "Wir werden uns zu dieser Frage sicher auch noch Expertenmeinungen einholen."

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