Außergewöhnliche Biersorten Bonner brauen Bier ohne Reinheitsgebot

Bonn · Bei der 1. Bonner Brauschau verkosteten 200 Gäste 31 Biere von 20 Hobbybrauern. Die heimischen Brauerzeugnisse dürfen aber nicht in den Verkauf gebracht werden.

Aus einer „Bieridee“ entstand laut Hannes Berteit, Vorsitzender des Vereins der Bonner Heimbrauer, die 1. Bonner Brauschau. Und bei der präsentierten 20 Hobbybrauer am Samstag im „The9Th“ an der Stockenstraße Sorten, die nicht nur aus Hopfen und Malz hergestellt wurden. Bereits zwei Wochen vor dem Termin waren alle 200 Karten verkauft.

„Man sollte ein wenig auf die Reihenfolge achten, in der man die verschiedenen Biere probiert“, lautete ein Tipp von Thomas Kremer, der wie Berteilt und 18 Hobbybrauer des Vereins mit selbstgebrauten Bieren zur Brauschau angetreten war. Bei ihnen konnten die Besucher probieren, was die Craft-Biere, die handwerklich hergestellten Biere, von den industriellen unterscheidet. „Man schmeckt ganz schnell, dass der Fantasie der Brauer kein Reinheitsgebot in die Quere gekommen ist“, fasste Gregor (48) seine ersten Testergebnisse zusammen. Geschmeckt hätten ihm schon die ersten sieben Biere.

Dass es viele interessante und äußerst schmackhafte Sorten zu probieren gab, bestätigte auch Stephan. Der IT-Fachmann war 2017 Gründungsmitglieder des Heimbrauervereins und holte sich im gleichen Jahr auch unter 55 Kandidaten aus 17 Nationen den Titel des Weltmeisters der Biersommeliers. Der 32-Jährige ist davon überzeugt, dass man mit der Vielfalt der Biere viele Speisen weitaus besser zu begleiten seien als mit Wein. Natürlich gebe es unter den traditionell gebrauten Bieren wirklich „tolle Erlebnisse“, doch gerade unter den Craft-Bieren ließen sich viele „spannende Sachen entdecken, bei denen man ins Schwärmen gerät“.

Bier darf nicht verkauft werden

Als Hobbybrauer sei man nicht an das Reinheitsgebot gebunden, sondern könne nach eigenem Gusto ausprobieren. Schließlich dürfen die heimischen Brauerzeugnisse auch nicht in den Verkauf gebracht werden. In der Hand hält der Weltmeister sein frisch gezapftes „Ingwer Wit“, ein leichtes Sommerbier mit 4,8 Prozent Alkohol und einer „erfrischend würzigen Ingwernote“. Das Bier ist der absolute Favorit von Angela (51). Eher gar nicht geschmeckt hat ihr dagegen ein mit „viel zu viel Himbeeren“ aromatisiertes Bier, was sie zu dem Fazit brachte, weniger sei auch hier oft mehr.

Das Deutsche Reinheitsgebot schreibt gewerbsmäßigen Brauern als Zutaten nur Wasser, Hopfen, Malz und Hefe vor. Hobbybrauer dürfen für den Eigenbedarf pro Jahr 200 Liter nach Lust und Laune brauen. „Alleine durch die Variationen von Hopfen und Malz lassen sich jedoch schon unendlich viele Geschmäcker herstellen“, weiß Thomas Kremer. Durch den Versandhandel können er und seine Braukollegen bereits unter zig Hopfen- oder Malzsorten wählen.

„Raspberry Vanilla Smoothie“

Wer es mit den wenigen Zutaten halbwegs beherrscht, kann noch durch ober- oder untergärige Hefen den Geschmack beeinflussen, bevor man darangeht, dem Bier noch weitere Aromen zuzufügen. Dann entstehen Biere, die so exotische Namen tragen wie „Raspberry Vanilla Smoothie“ oder Rhubarbaram“, „Dark Coconut“ oder auch „Dream of Peat and Oak“ ein obergäriges Bier (Brown Ale) „im Eichenholzfass mit Holzchips vom Islay Whisky Fass gereift, Malzbetont mit Schoko- und Karamellnoten, Holz- und Vanillearomen sowie einer leichten Whiskynote“.

Der Weltmeistersommelier ist sich sicher: „Es gibt im Heimbraubereich ganz hervorragende Biere, die es locker mit den kommerziellen aufnehmen können. Einzig die Reproduzierbarkeit eines wirklich gelungenen Biers stellt hier die Schwierigkeit dar.“ Dagegen ist die Wiederholung der Brauschau beschlossene Sache. Nur muss es im nächsten Jahr an einem Ort stattfinden, der mindestens für 400 Bierfreunde Platz bietet. „Und ganz wichtig“, so Berteit, „er muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein. Mit dem eigenen Auto fährt hier wohl keiner mehr weg.“

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