105 Autounfälle per Mausklick fingiert Bonner Betrügerbande verurteilt

Bonn · Das Bonner Landgericht hat am Freitag eine Bonner Betrügerbande verurteilt, die Fotos teurer Limousinen am PC mit Beulen versehen und auf diese Weise rund 600.000 Euro von Versicherungen kassiert hat.

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Für den Vorsitzenden Richter Klaus Reinhoff stand zum Abschluss des Prozesses fest: Das war eines der größten Verfahren seiner über 30-jährigen Dienstzeit. Insgesamt gab es 20 Hauptakten, 110 Fallakten und eine Datenmenge im Gigabytebereich, die die insgesamt 105 fingierten Unfallgeschehen dokumentierten. Nun gab es vor der 3. Großen Strafkammer ein Urteil im Prozess um die Bonner Betrüger. Der 39 Jahre alte Haupttäter wurde wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 70 Fällen zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Drei weitere Mittäter erhielten wegen Beihilfe zwei Jahre auf Bewährung, acht Monate auf Bewährung sowie eine Geldstrafe. Mit den fingierten Karambolagen haben der 39-Jährige und dessen Betrügerteam – insgesamt waren 14 Mitglieder angeklagt – rund 600 000 Euro von Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen ausgezahlt bekommen.

„Die Betrügereien hatten einen unvorstellbaren Umfang“, sagte der Kammervorsitzende Reinhoff bei der Urteilsverkündung. Die vermeintlichen Unfälle sollen sich in den Jahren zwischen 2008 und 2013 europaweit ereignet haben. Neben dem Verfälschen von Gutachten war eine Vorgehensweise der Betrügerbande „besonders perfide“, so Richter Reinhoff: Mithilfe des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop wurden schicke Limousinen in wenigen Mausklicks mit Beulen und Blechschäden versehen.

Haupttäter kassierte sämtliches Geld

Der 39-jährige Kopf der ganzen Schwindelei hatte seine 14 Mittäter dazu gebracht, die echten Autos, die später manipuliert wurden, auf ihre Namen anzumelden. Die drei nun Mitverurteilten hatten dem Haupttäter darüber hinaus auch auf sie ausgestellte Bankkonten zur Verfügung gestellt.

Das kommt sie nun teuer zu stehen: Denn obwohl der Haupttäter sämtliches Geld kassiert hat, müssen die drei Mittäter nun die Summen zahlen, die über ihr Konto geflossen sind – dabei geht es um Geldbeträge zwischen 25.000 und 70.000 Euro. Aufgeflogen war der Schwindel letztlich aus reiner Bequemlichkeit: Bei Versicherungen in Frankreich und Slowenien hatten sie das absolut identische Unfallgeschehen eingereicht. Im Laufe des Verfahrens versuchte der 39-Jährige sich zunächst seiner Hauptschuld zu entziehen, indem er einen ominösen Hintermann namens „Sven“ erfand. Das stellte sich jedoch schnell als „plumpe Lüge jenseits der Grenze aller Peinlichkeit“ heraus, wie Richter Reinhoff betonte.

Letztlich räumte der Mann seine Rolle aber ein. Wegen akuter Fluchtgefahr wurde er im unmittelbaren Anschluss an die Urteilsverkündung von Justizbeamten in Handschellen abgeführt.

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